Berlin Art Week: Konkret gut
Die Kunstmesse Positions Berlin bleibt sich treu und hofft auf gute Zusammenarbeit mit der Art Berlin.
Die lässigen, intimen Porträts der New Yorker Homosexuellenszene von Patrick Angus begeisterten die Besucher der Messe Positions schon im vergangenen Jahr. Im Dezember wird nun eine große Werkschau des 1992 an Aids gestorbenen amerikanischen Malers im Kunstmuseum Stuttgart gezeigt. So lag es nur nahe, dass sein Stuttgarter Galerist Thomas Fuchs auch diesmal Angus’ Zeichnungen und zwei der inzwischen raren Gemälde mitbringt, um sie in Berlin zu zeigen; darunter ein Selbstporträt für 80 000 Euro.
Es ist die vierte Messeschau der Positions, diesmal mit 84 Ausstellern aus 15 Ländern in der Arena-Halle unweit des Schlesischen Tors. Zehn Galerien mehr als im Vorjahr sind gekommen, darunter eine bemerkenswerte Anzahl aus osteuropäischen Städten wie Warschau, Vilnius oder Bukarest. Wieder dominieren Malerei und Zeichnungen das Angebot. In der großzügigen Industriearchitektur sind auf 6500 Quadratmetern Kojen mit weißen Wänden versammelt – ein souveräner, luftiger Auftritt im hellen Tageslicht.
Seit 2014 verfolgt die Positions das Konzept, nicht nur Nachwuchskünstler zu zeigen, sondern auch etablierte Positionen, deren Wiederentdeckung sich lohnt. Hartmut Böhm, Jahrgang 1938, ein führender Vertreter der europäischen minimalistischen und konkreten Kunst, wird von der Galerie dr. julius | ap präsentiert (Preise: 6000–16 000 Euro). Bisher war die Positions die einzige Kunstmesse, die als Partner der Berlin Art Week in Erscheinung trat, da sich die zweite Plattform Art Berlin Contemporary (ABC) nicht als Messe verstand, sondern als kuratierte Verkaufsausstellung. Das hat sich geändert: Die ABC heißt nun Art Berlin, wird von der Kölnmesse getragen und nennt sich auch eine Messe. Kristian Jarmuschek, Gründer und Direktor der Positions, meint dazu: „Für Berlin ist ein solches Investment auf jeden Fall gut. Welche neuen Impulse daraus für eine Zusammenarbeit entstehen, lässt sich wohl erst nach der Berlin Art Week klären.“
Er sei schon früh über die Pläne informiert worden, was auf ein friedliches Miteinander hoffen lässt. Das hat Jarmuschek auch dazu bewogen, mit seiner eigenen Galerie Jarmuschek + Partner an der konkurrierenden Messe teilzunehmen. „Ich wurde als Galerist eingeladen“, begründet er seine Entscheidung. „Und da es bisher sehr fruchtbare Gespräche über eine gute Zusammenarbeit in der Zukunft, gab, wollte ich mit einer Geste in diese Richtung antworten.“
Positions-Chef Kristian Jarmuschek, will auch weiter besondere Formate entwickeln
Während Jarmuschek sich also selbst ein bisschen Konkurrenz macht, zeigen andere Galerien in der Arena Maler wie Michael Toenges (Galerie Albrecht), Papierarbeiten etwa von Marion Eichmann (Galerie Tammen) oder die Ausnahmekünstlerin Dafna Kaffeman (Galerie Lorch + Seidel). Überschneidungen gibt es mit der Art Berlin keine – und dennoch positionieren sich die Messen mit ihrem Fokus auf zeitgenössischer Kunst und etablierten modernen Positionen ähnlich. „Tatsächlich gleichen sich die Profile auf den ersten Blick“, sagt Jarmuschek. Für die Zukunft hofft er auf Profilschärfung und eine sinnvolle Ergänzung. Die Positions will auf jeden Fall Kurs halten: „Wir bleiben bei unserem Konzept, weiterhin einzigartige Formate zu entwickeln, die das Publikum auf den Kunstkauf neugierig machen.“
Das haben die Messebetreiber auch in diesem Jahr gemacht. Mit der Selected Positions wird im Rahmen der Messe eine sehr feine Auswahl an 32 Kunstwerken gezeigt, die nicht größer als 50 x 50 Zentimeter sind und unter 1500 Euro kosten. Das soll besonders junge Sammler zum Kunstkauf animieren. Zusätzlich gibt es mit den Academy Positions erstmals eine kuratierte Ausstellung im Bikini Berlin, auf der 30 Absolventen von sechs Hochschulen in Berlin, Halle, Leipzig, Dresden und Weimar vorgestellt werden.
Eine Nebenmesse zur Art Berlin möchte die Positions nicht werden
Die Messe hat also weiter an ihrem Profil gearbeitet und präsentiert sich mit solchen Formaten jedes Jahr mit neuen Varianten. Dennoch könnte durch die neue Partnerschaft von Art Berlin und Kölnmesse während der Berlin Art Week erneut ein Modell entstehen, wie man es noch aus Zeiten des Art Forums kennt – jener ersten Berliner Messe, die 2011 eingestellt wurde. Um eine Hauptmesse würden sich dann wieder Nebenmessen scharen. Kristian Jarmuschek befürchtet eine solche Entwicklung momentan nicht und setzt weiter auf Kooperation. „Unsere Rolle ist klar: Wir bleiben, wie wir sind, und bieten eine andere, besondere Sicht auf den Kunstmarkt.“
Das klingt plausibel. Sollte die Art Berlin künftig also die großen, international agierenden Galerien in Berlin versammeln, decken die beiden Messen unterschiedliche, sich vorzüglich ergänzende Segmente ab.
Arena Berlin, Eichenstr. 4, bis 17. 9. Sa 13–20 Uhr, So 11–18 Uhr
Angela Hohmann