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Die Arbeit "Köfte Airlines (2016)" des türkischen Künstlers Halil Altindere war im Rahmen der Berlin Art Week als Fototapete im HAU ausgestellt.
© Monika Skolimowska/dpa

Berlin Art Week 2016: Feuer und Asche

Erfolg mit Schatten: Die Berlin Art Week geht an diesem Sonntag zu Ende. Der Zuspruch ist ungebrochen, aber bei der ABC-Messe kriselt es.

Wie war die Berlin Art Week 2016? Man kann fünf Teilnehmer fragen und bekommt fünf unterschiedliche Antworten. Jeder scheint auf einer anderen Art Week gewesen zu sein. Das Angebot unter der Dachmarke, die den Berliner Kunstherbst bündelt, ist groß. Groß genug, um sechs Tage lang unterwegs zu sein und die Stadt immer wieder anders zu erleben. Vernebelt, wie in der wahnwitzigen Mammutperformance von Anne Imhof im Hamburger Bahnhof. Gemütlich, wie im Me Collectors Room, wo der Sammler Thomas Olbricht Sessel und Getränke zu abstrakter Kunst reicht. Oder konzentriert, wie auf den Messen Art Berlin Contemporary (ABC) und der Positions, die den hiesigen Kunstmarkt befeuern müssen – weil das geduldige Warten auf Sammler in den Galerien nicht reicht. Dafür ist der globale Handel mit Kunst viel zu offensiv.

Das prallvolle Dinner der Messe am Samstagabend hat schon optisch klargemacht, wie viele Protagonisten allein mit der einen Plattform der Art Week verbunden sind. Künstler, Sammler, Galeristen, sie alle sorgen für das kulturelle Klima in der Stadt – und für Umsätze. In der vergangenen Saison zählte der Kunstherbst um die 100 000 Besucher, erste Hochrechnungen für 2016 gehen von ähnlichen Zahlen aus. Die Art Week bewährt sich. Auch wenn einzelne Formate (noch) nicht ihren optimalen Auftritt hinlegen. Vor allem die ABC, das 2008 von Berliner Galeristen gestartete Experiment, das nie eine Messe sein wollte und sich mit immer mehr Teilnehmern doch dorthin bewegte, erlebte ein Krisenjahr. Die drastische Verkleinerung hat nun offiziell signalisiert, dass die Entwicklung nicht positiv verlaufen ist.

Das Schicksal der ABC-Messe erinnert an das des Art Forums

Die Reaktionen sind gemischt. Manche, die in den Organisatoren immer schon einen closed circle mit Partikularinteressen gesehen haben, sprechen bereits vom Ende der ABC. Das erinnert auf fatale Weise an den Umgang mit dem Art Forum – Berlins erste große Kunstmesse, die permanent Kritik einstecken musste, bis sie 2011 abrupt eingestellt wurde. Die Lücke klafft. Inzwischen ist selbst den größten Nörglern von damals klar, wie wichtig das Art Forum als jährlicher Anziehungsort war. Einen zweiten Niedergang dieser Art, so ist zu befürchten, überlebt der Berliner Kunstherbst nicht.

Die Art Week wurde vor fünf Jahren von der Stadt ins Leben gerufen und vom Wirtschaftssenat mit einem Etat für Marketing ausgestattet. Man hatte erkannt, dass die verbliebenen zwei Messen den Kunstherbst nicht alleine stemmen können. Inzwischen ist man auf gutem Wege: die Positions wächst, die kulturellen Institutionen kooperieren und auf der ABC sind weiterhin jene wichtigen Berliner Galerien präsent, die jede Messe von Basel bis Schanghai zeigen möchte. Fehlt im nächsten Jahr ein Stein in diesem Mosaik, verlieren alle. Man kann die Art Week auf fünf verschiedene Arten erleben. Bloß sollte man sich darauf verständigen, dass man sie in der jetzigen Form auch 2017 will.

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