Der Fall Harvey Weinstein: Komplizenschaft: Auch Weinsteins Firma wird verklagt
Dutzende Schauspielerinnen bezichtigen den New Yorker Produzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung, auch der Vergewaltigung. Nun kommt auch seine Company wegen Komplizenschaft vor Gericht.
Die Vorwürfe gegen die Weinstein Company im Zusammenhang mit den Belästigungs- und Vergewaltigungsvorwürfen gegen den früheren US-Filmproduzenten Harvey Weinstein werden schärfer. Die Schauspielerin Dominique Huett wirft dem Unternehmen Komplizenschaft vor. Sie hat nun auch gegen die Firma Klage eingereicht.
Huett schildert ein ähnliches Szenario wie schon zahlreiche Kolleginnen zuvor. Weinstein habe sie in ein Hotelzimmer gelockt und dort von ihr eine Massage verlangt. Anfangs habe sie sich geweigert, doch der Filmproduzent habe kein Nein akzeptiert. Anschließend habe Weinstein an Huett Oralsex vollzogen und sich vor ihr selbst befriedigt. Der Vorfall ereignete sich 2010.
In der Klage wird die Weinstein Company beschuldigt, Weinsteins Verhalten sei unternehmensintern bekannt gewesen. Insbesondere, dass Weinstein seine Macht eingesetzt habe, um junge Schauspielerinnen sexuell gefügig zu machen. Die Firma habe wissen müssen, dass der Filmproduzent ein „besonderes Risiko für andere“ darstelle. Zumal in mehreren früheren Fällen Opfer seiner sexuellen Belästigungen stillschweigend mit Geld entschädigt worden seien.
New Yorks Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Weinstein Company
Die Weinstein Company habe Weinsteins Übergriffe ermöglicht. So seien weibliche Mitarbeiter als „Honigfalle“ eingesetzt worden, um die potenziellen Opfer in Sicherheit zu wiegen. Anfangs seien diese Mitarbeiterinnen bei Treffen von Schauspielerinnen mit Weinstein zugegen gewesen. Dann habe er sie weggeschickt, um mit den Opfern allein sein zu können. Vertreter der Weinstein Company bestreiten, von den Machenschaften gewusst zu haben.
New Yorks Generalstaatsanwalt hat Ermittlungen gegen die Weinstein Company aufgenommen. Wie die „New York Times“ berichtete, beantragte das Bürgerrechtsbüro der Generalstaatsanwaltschaft die Herausgabe von Dokumenten, darunter Personalangaben und Beschwerdeakten. „Wenn sexuelle Belästigung oder Diskriminierung in einem Unternehmen allgegenwärtig ist, wollen wir das wissen“, wird New Yorks Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman zitiert. Mindestens sechs Frauen werfen Weinstein vor, er habe sie vergewaltigt. In New York und Großbritannien wurden deshalb Ermittlungen eingeleitet.
Produzent Nico Hofmann hat keine Kenntnis von sexuellen Belästigungen im deutschen TV
Inzwischen melden sich auch deutsche Filmproduzenten zu Wort. Der Fernsehproduzent Nico Hofmann sagt in der neuen Ausgabe der „Zeit“: „Mit allen namhaften Schauspielerinnen im deutschen Fernsehen habe ich zu tun gehabt“ Aber: „Bisher hat mir nie eine Schauspielerin erzählt, dass sie sexuell belästigt worden wäre. Wenn so etwas wie in Hollywood bei uns in der Ufa passieren würde, dann würde ich denjenigen sofort rauswerfen.“ Hofmann, der mehr als 350 Filme produziert hat, habe Schauspielerinnen, die am Arbeitsplatz sexuell belästigt wurden, dazu „ermutigt, es öffentlich zu machen“.
In der „Süddeutschen Zeitung“ erklärte der Produzent Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Constantin Film: „Der Skandal um Harvey Weinstein ist unfassbar. Alle, die davon wussten und geschwiegen haben, sind mitschuldig. Ich kann nicht ausschließen, dass es in Deutschland ähnliches gibt, ohne allerdings konkrete Kenntnis zu haben“ AFP/Tsp