Missbrauchsskandal in Hollywood: Tarantino wusste schon lange von Vorwürfen gegen Weinstein
Heute bedauert er sein Schweigen - und noch mehr: US-Regisseur Tarantino gibt zu, das Verhalten Weinsteins heruntergespielt zu haben.
Der US-Regisseur Quentin Tarantino hat nach eigenen Worten seit vielen Jahren von den Missbrauchs- und Vergewaltigungsvorwürfen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein gewusst. "Ich wusste genug, um mehr zu tun als ich getan habe", sagte Tarantino der Zeitung "New York Times" vom Donnerstag. Die Polizei in Los Angeles leitete unterdessen Ermittlungen wegen eines sechsten Vergewaltigungsvorwurfs gegen Weinstein ein.
"Da war mehr dran als an normalen Gerüchten, dem normalen Geschwätz. Das war nicht aus zweiter Hand. Ich wusste, dass er einige solche Sachen gemacht hat", sagte Tarantino, ein langjähriger Freund Weinsteins, im Interview mit der "New York Times". Die Reaktion des Hollywood-Stars und Oscar-Preisträgers war mit Spannung erwartet worden.
Er selbst habe die Vorwürfe "heruntergespielt" und als schlechtes Benehmen abgetan, gestand Tarantino. "Alles, was ich jetzt sage, wird wie eine beschissene Entschuldigung klingen." Eigentlich hätte er mit Weinstein nicht mehr zusammenarbeiten dürfen.
Die "NYT" und das Magazin "New Yorker" hatten Anfang Oktober enthüllt, dass Weinstein über Jahrzehnte Frauen sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt haben soll. Seither meldeten sich mehr als 40 Schauspielerinnen und Models mit entsprechenden Vorwürfen zu Wort, darunter Stars wie Angelina Jolie und Gwyneth Paltrow sowie Mira Sorvino, eine ehemalige Freundin von Tarantino.
Polizei in Los Angeles leitet Ermittlungen gegen Weinstein ein
Nach den Vergewaltigungsvorwürfen gegen Weinstein hat die Polizei von Los Angeles Ermittlungen eingeleitet. Die Polizei habe ein mutmaßliches Opfer einer Vergewaltigung befragt, an der Weinstein beteiligt gewesen sein solle, und die vermutlich 2013 stattgefunden habe, sagte der Polizeisprecher Drake Madison am Donnerstag. Den Namen des Opfers nannte er nicht.
Der „Los Angeles Times“ zufolge soll es sich um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien handeln. Demnach soll die Frau angegeben haben, 2013 in einem Hotel in Beverly Hills sexuell missbraucht worden zu sein. Die Frau wird von dem US-Anwalt Dave Ring in Los Angeles vertreten. Sie wolle vorerst anonym blieben, hieß es.
Weinsteins Sprecherin Sallie Hofmeister reagierte am Donnerstag auf die neuen Vorwürfe. „Mr. Weinstein kann sich natürlich nicht zu anonymen Anschuldigungen äußern, aber er weist Vorwürfe von nicht-einvernehmlichem Sex eindeutig zurück“, heißt es in der Mitteilung.
Hierzulande hatte man es doch auch gewusst, dass Kinski nicht nur durchgeknallt war, sondern seine Tochter jahrelang missbrauchte. Aber solange die Quoten von Talkshows mit seiner Beteiligung stiegen und mittelmäßige Filme durch seine Mitwirkung spektakulär und erfolgreich wurden, wollte man das nicht so genau wissen.
schreibt NutzerIn provinzler
Auch Polizei in London erwägt Ermittlungsverfahren
Mehr als 40 Frauen haben sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen von sexuellen Belästigungen bis Vergewaltigungen gegen Hollywood-Mogul Weinstein (65) zu Wort gemeldet. Auch die Polizeibehörden in New York und London kündigten bereits an, Ermittlungen gegen Weinstein aufnehmen zu wollen. Die New Yorker Polizei wolle eine eigentlich bereits abgeschlossene Ermittlung gegen Weinstein aus dem Jahr 2004 neu aufrollen, hieß es.
Auch die Polizei in London erwägt nach britischen Medienberichten ein Ermittlungsverfahren gegen den Produzenten. Scotland Yard bestätigte kürzlich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur, dass die Polizei den Vorwurf eines sexuellen Übergriffs prüfe, der von den Kollegen in Liverpool weitergeleitet worden sei. Es handele sich um einen Vorfall aus den 80er Jahren.
Weinstein soll über Jahrzehnte Frauen belästigt und vergewaltigt haben
In dem am Donnerstag bekannt gewordenen Fall schildert die Frau der „Los Angeles Times“, dass sie Weinstein kurz bei einem italienischen Filmfest in Los Angeles gesprochen habe. Danach sei er „ohne Warnung“ in der Lobby ihres Hotels erschienen. Er habe auf ihr Zimmer kommen wollen, doch sie habe „nein“ gesagt. Er habe dann an ihre Tür geklopft und gesagt, er wollte nur mit ihr sprechen, sagte die Frau. Dann sei er „sehr aggressiv“ geworden. Er habe sie ins Badezimmer gezogen und dort vergewaltigt. „Als er ging, hat er so getan, als sei nichts passiert“, schilderte die Frau.
In dem Zeitungsinterview gibt sie weiter an, dass sie Angst gehabt habe, Weinstein bei der Polizei anzuzeigen. Sie habe aber einem Priester, einem Freund und einem Kindermädchen von dem Vorfall erzählt. Der „Times“ zufolge ist die Frau in Italien als Schauspielerin und Model bekannt. Zur Zeit des angeblichen Vorfalls habe sie mit ihren drei Kindern in Italien gelebt, inzwischen lebe sie aber in Kalifornien. (dpa, AFP)