Kunst auf der IGA: Knospen, die kein Wasser brauchen
Palmen für Marzahn: Im April 2017 eröffnet die Internationale Gartenausstellung ihre Tore. Jetzt gab es einen ersten Einblick auf die künstlerischen Werke.
Berlin soll aufblühen. Das ist nichts Neues, dieses Mal jedoch wortwörtlich gemeint: mit der Internationalen Gartenausstellung (IGA) in Marzahn-Hellersdorf. Im April 2017 öffnet sie ihre Gartentore, schon jetzt wurde ein Blick auf die künstlerischen Arbeiten gewährt. „Wie beiläufig werden unsere Gäste mit ihnen in Berührung kommen“, sagt Geschäftsführerin Katharina Langsch.
Dass das auch tatsächlich gelingt, liegt in der Hand von Katja Aßmann. Sie ist die Kuratorin der insgesamt acht Kunstprojekte. „Bei der Künstlerauswahl ging es darum, solche zu gewinnen, die bereits im öffentlichen Raum gearbeitet haben und die auf die Verankerung der IGA in Marzahn eingehen“, erläutert sie.
Das Faible für Künstlichkeit
Das tut Martin Kaltwasser weniger. Muss er aber auch nicht: Der Künstler mit Vorliebe fürs Große widmet sich in seiner Arbeit Los Angeles, einer Partnerstadt Berlins. Eben dort lebte Kaltwasser einst und arbeitete auf dem Parkplatz einer Galerie. Groß, grau, hässlich. Der Galerist bestückte ihn mit einer Mini-Palmeninsel. Weil’s schön aussah einerseits, als Plätzchen für die Mittagspause andererseits. Kaltwasser kopiert nun dieses kleine Fleckchen Grün und fügt es auf dem IGA-Gelände wieder ein. Genauso verfährt er mit dem schnöden Asphalt drumherum. Eine Karikatur menschlicher Eingriffe in die Natur. In L.A. können laut Kaltwasser eigentlich gar keine Palmen wachsen. Jeder denke bei der Stadt an eine üppige Flora, sagt Kuratorin Aßmann. „Dabei liegt sie in einer Wüstenregion.“ Was dort wächst, ist in der Regel angelegt. Kaltwasser treibt die Künstlichkeit noch ein Stück weiter und lässt die meterhohen Pflanzen herstellen.
Auch Jeppe Hein hat ein Faible für Künstlichkeit. Eigentlich auch für weiße Wände und bewegte Objekte. Auf die verzichtet der dänische Kritikerliebling und Wahlberliner allerdings für die IGA. Er baut ein spiegelndes Labyrinth, das von oben an lose Blätter erinnert. Mit dem Irrgarten greift es eine der ältesten Gestaltungselemente europäischer Gartenkunst auf. Versetzte, dreieckige und spiegelnde Elemente verschiedener Höhe lassen am Eingang noch freie Sicht auf die grüne Umgebung, im Inneren wird sie durch Reflektion mit gespiegelten Menschenmassen verfließen.
Viele Menschen benötigen auch Anna Rispoli und Seraphina Lenz, die mit interaktiven Arbeiten aufwarten. Lenz, indem sie mit Marzahnern kleine Stücke inszeniert, die an verschiedenen Orten zur Aufführung kommen; Rispoli, indem sie ein lebendes Märchen aus Geschichten und Erinnerungen der Marzahner schafft. Weitere Werke steuern die Künstler Erik Göngrich, Jeanne von Heeswijk, Janet Laurence und Michael Sailstorfer bei.
Julius Heinrichs