„West Side Story“ an der Komischen Oper: Entstaubte Klassiker
Kaum ist die Hommage an Leonard Bernstein am Konzerthaus vorüber, geht es um die Ecke an der Komischen Oper weiter: Intendant Barrie Kosky inszeniert „West Side Story“.
Kaum ist die Hommage an Leonard Bernstein am Konzerthaus vorüber, geht es um die Ecke an der Komischen Oper weiter: Intendant Barrie Kosky inszeniert „West Side Story“. Der Australier mit den jüdischen Wurzeln will bekanntlich zeigen, dass zu Musiktheater noch viel mehr gehört als Verdi, Wagner und Mozart. Zum Beispiel vergessene Operetten („Ball im Savoy“), Werke von Kurt Weill („Die sieben Todsünden“) – und eben Musicals.
Da greift er schon im ersten Anlauf nach dem goldenen Apfel. Denn „West Side Story“ ist der Höhepunkt der Musicalgeschichte, das ganze Genre ist von der seltsamen Tatsache geprägt, dass der Gipfel gleich zu Beginn (1957) erreicht wurde. Nie zuvor und nie wieder danach, hat ein Musicalkomponist Jazz- Standards, lateinamerikanische Tänze, weit ausgreifende, streicherunterlegte Arien („Maria“, „Somewhere“), Fugen und ein Quintett („Tonight“) so bezwingend verschmolzen wie Leonard Bernstein in „West Side Story“.
Kompliziert wird die Sache allerdings bei der Frage der Choreografie. Denn die Story wird mindestens ebenso in der Musik wie im Tanz erzählt. Die Originalchoreografie von Jerome Robbins existiert aber nur als Tourneeproduktion, die die Amerikaner selbst ironischerweise nicht zu Gesicht bekommen. Kosky und der österreichische Choreograf Otto Pichler wollen jetzt alles neu machen, dem Stück „den Staub wegblasen“ – und das, wie an der Komischen Oper üblich, mit dem eigenen Ensemble. Otto Pichler hat am gleichen Haus übrigens auch „Ball im Savoy“ und „Orpheus“ aus dem letztjährigen Monteverdi-Zyklus choreografiert. Das sind ja gute Aussichten.
Komische Oper, So 24.11., 18 Uhr (Premiere), Do/Sa 28./30.11., 19.30 Uhr, 12-68 €