zum Hauptinhalt
Der britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro.
© REUTERS/Mike Segar/File Photo

Literaturnobelpreis: Kazuo Ishiguro: Eine "großartige Ehre"

"Ein idealer Brückenbauer": Die Literaturwelt reagiert positiv auf Kazuo Ishiguros Auszeichnung mit dem Literaturnobelpreis, er selbst fühlt sich "sehr geschmeichelt".

Der britische Schriftsteller Kazuo Ishiguro erhält den diesjährigen Literaturnobelpreis. Er sei sehr "geschmeichelt", sagte Ishiguro in einer ersten Reaktion der BBC. "Das ist eine großartige Ehre, vor allem weil es bedeutet, dass ich in die Fußstapfen der größten Autoren trete, die je gelebt haben, das ist also eine wunderbare Auszeichnung", fügte er hinzu. Die Welt sei in einem sehr unsicheren Zustand und ich wünschte, dass alle Nobelpreise etwas Positives in der Welt bewirken können, so wie sie jetzt ist.“ Gerne würde er dazu einen Beitrag leisten.

Nachdem als einer der Ersten sein britischer Landsmann Salman Rushdie gratulierte, zeigte sich sein deutscher Verlag freudig überrascht. „Das hat uns völlig aus dem Off erwischt“, sagte Holger Kuntze, Leiter des Münchner Verlags Karl Blessing, der zu Random House gehört und den Autor seit 20 Jahren unter Vertrag hat. Ishiguro werde schon länger als einer der Nobelpreisanwärter gehandelt, sei diesmal aber auf keiner Liste aufgetaucht. „Eine unfassbar gute Entscheidung!“, so Kuntze, der den 62Jährigen einen „tollen Menschen“ nennt, „interessiert, bescheiden, offen“. Mit jedem Buch finde er ein neues Thema, einen neuen Ton. "Man lernt immer wieder einen neuen Autor kennen“, sagte der Verlagsleiter. Dabei seien seine Themen stets von großer gesellschaftlicher Relevanz und Aktualität.

Zuvor war Ishiguro bei Rowohlt. Nach Angaben von Kuntze sind alle seine Bücher gerade in einer neuen Ausstattung in dem ebenfalls zu Randomhouse gehörenden Heyne Taschenbuchverlag erhältlich. Das jüngste Buch „Der begrabene Riese“ (2015) gibt es bei Blessing gebunden, den Geschichtenband „Bei Anbruch der Nacht“ als E-Book

Elke Heidenreich: einer von den sehr Leisen, Klugen

Die Literaturwelt zeigt sich positiv überrascht von der Auszeichnung des britischen Autors mit dem Literaturnobelpreis. Zu den ersten Gratulanten hierzulande gehörten Friedenspreisträgerin Carolin Emcke („wunderbare Entscheidung“) und der Literaturkritiker Denis Scheck. „Die schwedische Akademie hat mit dieser Entscheidung ihr Brett vor dem Kopf in ein Fenster zur Welt verwandelt“, meinte Scheck in Anspielung auf die Vorjahresentscheidung für den Songwriter Bob Dylan, die auf geteilte Reaktionen gestoßen war. Scheck nennt Ishiguro zudem einen „idealen Brückenbauer nicht nur zwischen Japan und Großbritannien, sondern auch zwischen der fantastischen Literatur und Science-Fiction hin zum bürgerlichen Roman“. Auch die Autorin und Kritikerin Elke Heidenreich spricht von einer „ganz fabelhaften Entscheidung“, er sei „einer von den sehr Leisen, Klugen“. Ähnlich betont der Literaturkritiker Volker Weidermann die Diskretion von Ishiguros Romanen, bei gleichzeitiger Intensität. „Er schreibt Bücher wie auf Katzenpfoten. Möge der Lärm des Nobelpreisruhms nicht die herrliche Stille seiner Bücher stören.“

Salman Rushdie freut sich für seinen Freund

Der Schriftsteller Salman Rushdie, der mit Ishiguro befreundet ist, zeigte sich der britischen Zeitung "The Guardian" gegenüber ebenfalls erfreut. Er habe Ishiguros Arbeit schon lange bewundert und geliebt. Außerdem spiele Ishiguro Gitarre und schreibe Songs, so Rushdie weiter. „Roll over Bob Dylan”, lautet seine scherzhafte Botschaft, ebenfalls mit Verweis an den Preisträger vom letzten Jahr.

Ebenfalls begeistert zeigte sich das Internationale Auschwitz Komitee. Ishiguro, der die Gedenkstätte vor Jahren besuchte, habe „in seinem Werk viel zu einem Erinnerungsprozess beigetragen, der weltweit Menschen berührt und auf die Reise zu sich selber schickt“, so Vizepräsident Christoph Heubner.
In den sozialen Netzwerken weisen einige Leser auf die Tatsache hin, dass mit Ishiguro auch die fantastische Literatur geehrt wird. Andere merken an, was Ishiguro mit seinem Vorgänger Dylan gemeinsam hat: dass er sehr gut Gitarre spielen kann. (Tsp/dpa/AFP)

Zur Startseite