Staatsoper Berlin: Kann der Eröffnungstermin eingehalten werden?
Eigentlich soll die Berliner Staatsoper nach Bauarbeiten am 3. Oktober wieder eröffnen. Die Senatsverwaltung sagt nun, es gäbe da noch "Abstimmungsbedarf". Intendant Flimm ist aber zuversichtlich.
Gäbe es für die Staatsoper ein tägliches Termin-Update, wie man es zum BER im Berlin-Teil des Tagesspiegels findet, dann würde auf der linken Seite heute stehen: 1235 Tage seit der Nichteröffnung. Und auf der rechten: 225 Tage bis zur Eröffnung. Tatsächlich? Oder wird dort womöglich, wie im Flughafen-Fall, auch bald ein „+ X“ auftauchen?
Wer in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Bauen nachfragt, ob es mit der Wiedereröffnung am 3. Oktober klappt, möchte eine Antwort erhalten, die mehr als zwei Buchstaben umfasst. Tatsächlich aber reagiert die Pressestelle mit dieser Formulierung: „Zu dem von der Staatsoper benannten Eröffnungstermin gibt es noch Abstimmungsbedarf. Das Land Berlin wird im März ,sprachfähig’ in Sachen Eröffnung sein.“
Was soll das denn heißen? Suggeriert das Wort „Abstimmungsbedarf“ nicht eindeutig, dass es ernste Probleme gibt? Und warum will sich der Senat erst in mehreren Wochen äußern? Das riecht nach einer weiteren Verschiebung! Doch wehe dem, der die Pressestelle bittet, ihm einen Gesprächspartner zu vermitteln, der die Hintergründe des „Abstimmungsbedarfs“ erläutern kann. Der bekommt eine patzige Mail zurück: „Augenscheinlich sind Ihre ,Wahrnehmung’ und unsere Auffassung vom Begriff ,Abstimmungsbedarf’ unterschiedlich. Es bleibt dabei, dass wir uns erst zur Eröffnung äußern werden, wenn alle Detailabstimmungen zwischen allen Beteiligten abgeschlossen sind, und bis dahin gilt, was wir immer kommuniziert haben: Eröffnung Herbst 2017. Und deshalb nein, wir werden Ihnen dazu im Moment keinen Gesprächspartner zur Verfügung stellen.“
Intendant Jürgen Flimm ist tiefenentspannt
Aha, also soll die erste Premiere Unter den Linden doch am Tag der Deutschen Einheit stattfinden? Warum dann die verbalen Verrenkungen zuvor? Zum Glück gibt es noch die Betroffenen, die Staatsoper selber, die man fragen kann. Von Intendant Jürgen Flimm ist bekannt, wie wichtig es ihm ist, dass der 3. Oktober gehalten wird. Schließlich hat er den Schlamassel seit 2010 hautnah erlebt – und seinen Vertrag extra bis zum Frühjahr 2018 verlängert, um den Wiedereinzug ins Stammhaus mitfeiern zu können. Ja, er hat sich sogar damit einverstanden erklärt, dass sich sein Nachfolger, der 38-jährige Matthias Schulz, während seiner letzten Saison im Nachbarbüro schon einarbeitet und Stück für Stück die Kompetenzen übernimmt.
Im Gespräch gibt sich Flimm gewohnt zuversichtlich und tiefenentspannt. Damit, dass die Innenausbauarbeiten am 3. Oktober nicht vollständig abgeschlossen sein werden, hat er kein Problem. Schließlich hat man unter den wachsamen Augen des Denkmalschutzes Richard Paulicks Neorokoko-Ausstattung des Zuschauersaals und der Foyers in Abertausende Einzelteile zerlegt, die nun an den richtigen Stellen im sanierten Haus wieder angebracht werden wollen. Eine logistische Meisterleistung.
„Noch vor dem Ende der Spielzeit in Charlottenburg müssen wir mit dem Umzug beginnen“
„Mit den Bauleuten werden wir uns schon einigen“, sagt Flimm. „Im Zweifelsfalle können die vormittags arbeiten und wir proben nachmittags.“ Dank des neuen Probenzentrums herrschen Unter den Linden künftig sowieso paradiesischen Arbeitsbedingungen für Sänger und Musiker. Tatsächlich gab es beim Senat Überlegungen, erst sämtliche Arbeiten abzuschließen, bevor der Spielbetrieb anläuft, räumt der Intendant ein. Was er strikt ablehnt. „Man weiß ja, wie schnell ist der Druck aus dem Kessel, und schon befindet man sich im neuen Jahr.“
Darum gilt für Flimm: „Noch vor dem Ende der Spielzeit in Charlottenburg müssen wir mit dem Umzug beginnen: Wir nehmen ja nicht nur jeden Scheinwerfer zurück nach Mitte.“ Sein Geschäftsführender Direktor Ronny Unganz verhandelt gerade alle Detailfragen mit den zuständigen Senatsstellen. In guten, konstruktiven Gesprächen, wie er gegenüber dem Tagesspiegel betont. Ungeachtet der Rest-Bauarbeiten dürfte die nächste Spielzeit sowieso als Soft Opening anlaufen, also nicht von Anfang an mit vollem Regelbetrieb. Da die Bühnenmaße des Schillertheaters und des Stammhauses nicht übereinstimmen, müssen sämtliche Produktionen, die in den letzten sieben Jahren herausgekommen sind, an die Dimensionen der neuen alten Lindenoper angepasst werden.