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Marc Minkowski
© Marco Borggreve

Klassik-Nachwuchs: Jugend, forsch

Ein Wiener-Klassik-Programm mit dem französischen Dirigenten Marc Minkowski und der Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker

Was an den Konzerten der Karajan-Akademie so besonders ist? Sie bieten Einblicke in die Werkstatt des Musikmachens: Denn die jungen Stipendiaten der Berliner Philharmoniker zeigen hier, was sie in ihrem zweijährigen Trainee-Programm schon alles gelernt haben. Im Einzelunterricht tauschen sie sich mit den erfahrenen Profis aus, beim Orchestereinsatz erleben sie Erfolgsdruck unter Realbedingungen. Und beide Erfahrungen bringen sie dann in ihre eigenen Akademie-Projekte ein. Mal steht dabei Zeitgenössisches, mal Barockes im Vordergrund, mal liegt Kammermusik auf den Pulten, mal Sinfonisches aus der Zeit der Wiener Klassik.

Wie jetzt beim Programm unter der Leitung von Marc Minkowski. Zusammen mit 27 der aktuell 34 Stipendiaten hat sich der französische Dirigent in Partituren von Wolfgang Amadeus Mozart, Joseph Haydn und Franz Schubert vertieft. Welche Aspekte besonders intensiv behandelt wurden, lässt sich am Freitag im Kammermusiksaal der Philharmonie nachhören: Bei Mozarts Salzburger B-Dur-Sinfonie ging es Minkowski darum, dass die einzelnen Stimmgruppen selbstbewusst ihre Individualität betonen – weil nur dadurch eine Klangstaffelung im Raum entstehen kann, die der Interpretation eine für den Hörer geradezu greifbare Lebendigkeit verleiht. Dass manches Detail dabei überbetont wirkt, nimmt Minkowski aus pädagogischen Gründen in Kauf.

In Haydns Trompetenkonzert begeistert Gábor Tarkövi

Nach dem eher kammermusikalisch angelegten Mozart-Stück weitet sich bei Franz Schuberts 1. Sinfonie aus dem Jahr 1813 der Blick: Hier geht es um die große Form. Der Dirigent legt darum Wert auf kollektiven Glanz, hat seinen Schützlingen aber auch einiges beigebracht darüber, wie man Melodien organisch fließen lässt, den Tönen ein spezifisches Gewicht verleiht oder auch, wie sich ein Diminuendo gestalten lässt, also ein bewusstes gemeinsames Leiserwerden.

Und weil zu den Kernkompetenzen jedes Orchesters auch die Begleitung von Solisten gehört, gibt es noch Joseph Haydns Es-Dur Trompetenkonzert. Dafür steht ein Kollege parat, nämlich Gábor Tarkövi. Seine virtuosen Sprünge und Läufe beeindrucken, noch kunstvoller aber ist, wie zart er das Blechblasinstrument im langsamen Satz singen lassen kann. Das klingt fast wie ein Belcanto-Tenor unterm Balkon der Angebeteten.
Am 7. April führt die Karajan-Akademie Mozarts Oper „La Finta Gardiniera“ im Kammermusiksaal auf.

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