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8. Juni 1972 in Vietnam. John Morris setzte die Veröffentlichung dieses Fotos durch.
© picture alliance/AP Photo

Legendärer US-Fotopublizist: John Morris im Alter von 100 Jahren verstorben

Als Magnum-Herausgeber war Morris für zahlreiche bekannte Kriegsfotos verantwortlich. Er setzte unter anderem die Veröffentlichung des Bildes eines vietnamesisches Mädchens nach einem Napalm-Angriff durch.

Das 20. Jahrhundert kennt viele ikonografische Motive: Das Tor von Auschwitz, das Porträt von Che Guevara, die Mondlandung, die Kennedy-Ermordung, der Mauerfall. Sicher in diese Reihe gehört die schreiende Kim Phuc, die als Neunjährige am 8. Juni 1972 nach einem Napalmangriff der Südvietnamesen eine Straße hinunterrennt, gemeinsam mit anderen Kindern. Das Foto fing das Entsetzliche nicht nur des Vietnam-Kriegs, sondern des Kriegs an sich auf ähnlich beeindruckende Weise ein wie, in anderen künstlerischen Genres, das Guernica“-Gemälde von Pablo Picasso, die Leningrader Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch, die Todesfuge von Paul Celan

John Morris hat Kim Phuc nicht fotografiert, das war Nick Ut. Aber Morris hat die weltweite Verbreitung dieses und anderer Fotos ermöglicht, als Executive Editor der Agentur Magnum Photos und als Bildredakteur führender amerikanischer Publikationen wie des „Life Magazin“, der „Washington Post“ oder der „New York Times“. Einfach war das damals nicht: Nackte Menschen zum Beispiel durften eigentlich nicht auf den Titelseiten abgebildet werden.

Vor allem in den Anfangsjahren von Magnum hatte Morris eine wichtige Rolle in der weltberühmten Agentur gespielt. Er war schon seit 1944 mit Robert Capa befreundet, bevor dieser Magnum 1947 mitbegründete. Und er veröffentlichte Capas Fotos von der Landung der Alliierten in der Normandie im „Life Magazin“, später dann die Vietnam-Fotos in anderen Zeitungen. Darunter war ein auch Bild, das trotz seines Schreckens ebenfalls zur Medienikone wurde: Eddie Adams Foto vom Augenblick der Erschießung des Vietcong-Kämpfers Nguyen Van Lem durch einen Kopfschuss – das Pressefoto des Jahres 1968. Es wurde mit dem Pulitzer- Preis ausgezeichnet.

John Morris hat sein Leben der Fotografie gewidmet. Das begann schon während des Studiums an der Universität seiner Geburtsstadt Chicago. Im Laufe seiner 80-jährigen Karriere arbeitete er mit hunderten von Fotografen zusammen, darunter einige der größten Namen des 20. Jahrhunderts, und schickte seine Mitarbeiter in die wichtigsten Kriegs- und Krisengebiete. 1983 zog er nach Paris, um als Korrespondent für National Geographic zu arbeiten. Der Verband World Press Photo nennt ihn „eine Legende des Fotojournalismus“. Am Freitag ist John Morris in Paris im biblischen Alter von 100 Jahren gestorben.

Der US-amerikanische Fotoredakteur John G. Morris.
Der US-amerikanische Fotoredakteur John G. Morris.
© dpa Harry Hamburg

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