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Bundespräsident Joachim Gauck (r) winkt am 15.März bei seinem Rundgang durch die Altstadt von Wismar (Mecklenburg-Vorpommern) den Passanten zu. Der letzte öffentliche Auftritt vor seiner feierlichen Verabschiedung führt Gauck in sein Heimatland Mecklenburg-Vorpommern.
© Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

Lieder zum Abschied: Joachim Gaucks Potpourri der guten Laune

Am Freitag ist der Große Zapfenstreich, die Verabschiedung von Joachim Gauck. Welche Lieder hat er sich dafür ausgesucht und was sagen diese über ihn aus?

Was ist es doch für eine Erleichterung, wenn ein Gottesmann im höchsten Staatsamt auch in musikalischer Hinsicht weiß, was er tut. Joachim Gaucks Liedauswahl für seine Verabschiedung, den Großen Zapfenstreich am Freitag, ist von einer durch seine Biografie belegten Klarheit, die keinerlei Misstöne kennt.

Wie anders hielt es dagegen sein unglückseliger Vorgänger Christian Wulff. Der ihm gewidmete Zapfenstreich ging 2012 im Protestgetröte von Vuvuzelas und Trillerpfeifen unter. Und die Auswahl von Judy Garlands aus dem Filmmusical „Der Zauberer von Oz“ stammenden Powerballade „Over The Rainbow“ weckte peinliche Bilder eines zurückgetretenen Präsidenten, der zwanghaft versucht, die Hacken seiner roten Glitzerschuhe zusammenzuschlagen, um sich in eine andere Realität zu wünschen – so wie die Dorothy im Film. Auch Beethovens „Ode an die Freude“ kam bei diesem vorzeitigen Abgang ziemlich dissonant rüber.

Zwischen Volksliedern und Rockballaden

Joachim Gaucks gesetztes Potpourri der guten Laune vereint dagegen mit dem ursprünglich aus der Zeit der Napoleonischen Befreiungskriege stammenden Volkslied „Freiheit, die ich meine“ und der 1978 von der Rockband Karat veröffentlichten Ballade „Über sieben Brücken musst du gehn“ über jede peinliche Assoziation erhabene Weisen,

Im Gegenteil: Mit der kämpferischen Protestantenhymne „Ein feste Burg“, die über Verse verfügt wie „Und wenn die Welt voll Teufel wär / und wollt uns gar verschlingen, / so fürchten wir uns nicht so sehr, / es soll uns doch gelingen“, setzt der evangelische Pfarrer gleich noch einen wichtigen Akzent im bislang sträflich unterspielten Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“. Schon als Schüler in der DDR habe er mittels dieses Liedes begriffen, dass man Selbstvertrauen vor den Herren dieser Welt haben müsse, sagt Gauck und beweist damit mal wieder, dass Klänge tiefer gehen als tausend Wörter.

Stiller Hinweis auf DDR

Dass die von ihm ausgewählten „Sieben Brücken“ als größter DDR-Hit und noch dazu als Freiheitsschlager gelten, mag wiederum als stiller Hinweis auf die stolze Ost-Identifikation des gebürtigen Rostockers zu lesen sein. Zeilen wie „Manchmal geh’ ich meine Straße ohne Blick, / manchmal wünsch’ ich mir mein Schaukelpferd zurück. / Manchmal bin ich ohne Rast und Ruh’, / manchmal schließ’ ich alle Türen nach mir zu“ lassen tief in die Seele eines Mannes blicken, auf den nach beendeter Amtszeit nun vor dem Schloss Bellevue die Umzugslaster warten.

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