Streamingdienst Tidal: Jay-Z startet Streaming-Portal
Mit einer Superstarriege zu der Beyoncé, Daft Punk, Jack White, Kayne West, Madonna, Rihanna und Usher gehören, hat Jay-Z seine Musikplattform Tidal gestartet.
"Der Beginn einer neuen Ära", "revolutionär", "historisch" - große Worte auf einer kleinen Bühne gestern in New York. Was inzwischen zum Marketingsprech bei jeder zweiten Kaffeemaschinen-Präsentation gehört, bekam jedoch erheblichen Nachdruck, durch die Riege von Stars, die sich bei dieser Veranstaltung zum Neustart der Musikstreaming-Plattform Tidal auf dem Podium einfanden: Von Alicia Keys über Beyoncé, Daft Punk, Jack White, Jay-Z, Kayne West, Madonna bis hin zu Rihanna und Usher reichte die Promilinie aus insgesamt 16 Stars, die in alphabetischer Reihenfolge hereinkamen und zu denen sich per Video noch Calvin Harris und Coldplay-Sänger Chris Martin gesellten. Sie alle sind Miteigentümer des Streaming-Dienstes, der eine besonders gute Soundqualität anbietet. In 27 Ländern, darunter auch Deutschland, stehen für 19,99 Euro rund 25 Millionen Songs zur Verfügung. Sie werden mit einer Datenrate von 1411 kbit/s gestreamt, was deutlich über der sonst üblichen Höchstrate von 320 kbit/s liegt. Diese Qualität gibt es bei Tidal ebenfalls - für den auch bei Spotify & Co. verlangten Preis von 9,99 Euro.
Als eine Art Klassensprecherin fungierte bei dem New Yorker Event Alicia Keys, die das Ziel des Portals erklärte: "Wir wollen einen besseren Service und eine bessere Erfahrung für die Künstler und die Fans anbieten." Sie versprach exklusive Angebote, streute noch ein paar Nietzsche- und Jimi-Hendrix-Zitate ein, um ihre Kolleginnen und Kollegen dann zur feierlichen Unterzeichnung einer Deklaration zu bitten. Nacheinander gaben alle ihre Autogramme auf einem Blatt in der Bühnenmitte. Madonna legte dabei ihr rechtes Knie auf die Tischplatte - ein bisschen Show muss sein.
Schon vorher hatten die Beteiligten in ihren Social Media-Profilen auf den Tidal-Start hingewiesen. Ein kurzer Videoclip zeigte den Starclub bei einer kleinen Versammlung. Initiator der Aktion ist der New Yorker Hip-Hop-Mogul Jay-Z, der die hinter Tidal stehende schwedische Firma Aspira Anfang des Jahres für 56 Millionen Dollar gekauft hatte. Nun will er Spotify & Co. Konkurrenz machen. Die hohe Soundqualiät seines Dienstes ist durchaus ein Argument in Zeiten, da immer mehr Menschen ganz auf CDs verzichten und Musikportale über ihre HiFi-Anlage nutzen. Vielen dürfte allerdings die bereits ziemlich passabel klingende 320 kbit-Rate reichen. Entscheidend könnten also die Exklusiv-Angebote sein. Derzeit finden sich etwa einige Playlisten von Beyoncé, Jack White und Coldplay auf dem Portal, die sicher keinen User-Ansturm auslösen werden. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass Rihanna, deren Promoaktivitäten derzeit auffällig an Fahrt aufnehmen, ihr neues Album über Tidal veröffentlicht.
Auch Kayne Wests nächste Platte steht demnächst an. Wenn die Werke solcher Top-Acts wirklich nur auf dem neuen Portal zur Verfügung stünden, hätte Jay-Z, der 2013 einen ziemlichen Flop mit einer Albumveröffentlichung per Gratis-App erlebte, in der Tat einen Coup gelandet. Natürlich muss er aufpassen, sich nicht den Zorn von Millionen von Fans auf sich zu ziehen, die bereits andere Streamingdienste abonniert haben. Deshalb sind begrenzte Zeiträume für die Exklusivangebote denkbar wie es sie beispielsweise auch bei iTunes gibt, wo man manche Alben schon eine Woche oder einen Monat vor dem allgemeinen Verkaufsstart hören kann.
Ob Tidal den Musikerinnen und Musikern mehr zahlt, als die anderen Portale, wurde bei der Zeremonie in New York nicht erwähnt. Immer wieder hatten sich Bands und Musiker über die niedrigen Centbeträge beschwert, die sie pro Stream bekommen. Manche wie Metallica oder die Toten Hosen geben ihre Musik überhaupt nicht für Streamingportale frei. Vor allem Spotify als bekanntester Anbieter war häufig Ziel der Attacken. So hat zuletzt US-Popstar Taylor Swift ihr Album "1989" von dort zurückgezogen. Bei Tidal steht es ebenfalls nicht zur Verfügung.