Schwedische Akademie: Insiderhandel beim Literaturnobelpreis
Weiter Ärger in der Schwedischen Akademie: Katarina Frostenson und Jean-Claude Arnault haben vorab die Namen von Literaturnobelpreisträgern verbreitet.
Die für den Literaturnobelpreis zuständige Schwedische Akademie in Stockholm kommt weiterhin nicht zur Ruhe und zu einer geregelten Arbeit. An diesem Donnerstag werden zwar drei neue Mitglieder ihre Plätze in der Akademie einnehmen, die iranisch-schwedische Autorin Jila Mossaed, der Jurist Eric M Runesson und der Göteborger Literaturwissenschaftler Mats Malm, was mit einem feierlichen Akt und jeweiligen Laudationes auf die ausscheidenden Mitglieder verbunden ist. (Wie diese wohl gestaltet werden?).
Aber nun sind auch, wie schwedische Zeitungen "Svenska Dagbladet" und "Dagens Nyheter" berichten, die Ergebnisse einer von der Akademie angestrengten anwaltlichen Untersuchung über die Lyrikerin und das langjährige Akademiemitglied Katarina Frostenson und ihren Mann Jean-Claude Arnault bekannt geworden.
Frostenson und Arnault, mit dem die Turbulenzen in der Akademie begannen und der vor zwei Wochen wegen zwei nachgewiesener Vergewaltigungen zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden ist, sollen die Namen von Literaturnobelpreisträgern schon vor der offiziellen Verkündung genannt und sich dadurch finanzielle Vorteile verschafft haben. Was die von der Akademie beauftragte Anwaltskanzlei nun bestätigt.
Es sei bewiesen, so lautet es in einem Schreiben der Kanzlei, „dass sich Katarina Frostenson der Weitergabe von Informationen aus der Akademie über kommende Nobelpreisträger und die Wahl neuer Akademiemitglieder an Arnault schuldig gemacht“ habe und dass dieser „danach die Information auf eine Weise weitergegeben habe, die ihm selbst diente und die Akademie schädigte“. Frostenson wird nahegelegt, freiwillig aus der Akademie auszutreten, und falls nicht, müsse sie von der Akademie dazu gezwungen werden.
Die Namen von Szymborska, Jelinek, Pinter und Modiano wurden vorab gedroppt
Weiter heißt es, dass Arnault in sieben Fällen die Namen von Literaturnobelpreisträgern und Literaturnobelpreisträgerinnen kannte und verbreitete und er diese Informationen von niemand anderem als seiner Frau bekommen haben konnte. Drei der von Arnault vorab genannten Namen haben inzwischen das frühere Akademiemitglied Klas Östergren und die Dramatikerin Anna Kölén bezeugt, die Verleihung der Preise an Wislawa Szymborska 1996, Elfriede Jelinek 2004 und Harold Pinter 2005. Und auch der von Patrick Modiano soll 2014 zuvor im Umlauf gewesen sein, was die früheren Akademievorsitzenden Sara Danius und Peter Englund in der Untersuchung aussagten. Danius, Englund, Östergren und Kolén haben bewusst ihre Anoymität bei der Untersuchung aufgegeben, auch um die Glaubwürdigkeit ihrer Aussagen zu erhöhen.
Die Reaktion der Schwedischen Akademie auf die Untersuchung und die Aufforderung, Frostenson auszuschließen, ist bislang verhalten geblieben. Vor dem 17. Januar, der nächsten offiziellen Zusammenkunft der Akademie, will der Interimsvorsitzende Anders Olsson keine Fragen mehr zu anstehenden Entscheidungen diesbezüglich beantworten. Wie sich das wohl auf die Stimmung bei der feierlichen Inthronisierung der neuen Mitglieder auswirkt?