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Die Komponistin Jenny Pena Campo spielte bei der Aufführung ihres Stückes selbst Geige.
© MUTESOUVENIR / KAI BIENERT

Young Euro Classic: In Havanna war Sophie noch nie

Die 18. Ausgabe von Young Euro Classic endet mit einer Fiesta. Das Cuban-European Youth Orchestra begeistert mit Beethoven und einer Suite von Jenny Pena Campo.

Schön war's wieder – und oft auch ganz schön laut. Dass sich die Spielfreude von Jugendorchestern gerne in knalligem Fortissimo entlädt, gehört zu den Erfahrungen, die jeder Young-Euro-Classic-Fan sammelt. Da macht auch die 18. Ausgabe des Music-Meetings im Konzerthaus am Gendarmenmarkt keine Ausnahme.

Bis zum Sonntag, als Duncan Ward beim Abschlusskonzert vorführt, dass sich die geballte Power der jungen Leute auch in andere Bahnen lenken lässt. Nachdem Schirmherr Michael Müller den Europäischen Komponistenpreis an die 19-jährige Portugiesin Mariana Vieira überreicht hat, deren Konzert für Oboe, Klarinette, Tuba, Harfe, Marimba und Orchester die Publikumsjury am meisten zu begeistern vermochte, sorgt der 27-jährige britische Dirigent für einen echten Wow-Effekt. Ausgerechnet mit Beethovens „Die Geschöpfe des Prometheus“.

Die Musikerinnen und Musiker spielen wie elektrisiert

Duncan Ward, der erste Nachwuchsmaestro, der je in die Orchesterakademie der Berliner Philharmoniker aufgenommen wurde, muss eine enorm produktive Probenphase mit dem Cuban-European Youth Orchestra hinter sich haben. Denn die Musikerinnen und Musiker spielen für ihn wie elektrisiert, machen Beethovens Ouvertüre zum echten Hördrama, gestalten jedes Detail ungemein gestisch – wobei sich das rhetorische Wissen der historischen Aufführungspraxis mit ihrem juvenilen Feuereifer geradezu potenziert. Bravo!

Kein Wunder, dass Sophie Pacini da in Beethovens 3. Klavierkonzert nicht mithalten kann. Einfach nur blass wirkt das, was die Solistin auf den Tasten produziert, im Vergleich mit dem kraftvollen Pulsieren des Orchesters und dem interpretatorischen Rhythm-is-it-Ansatz von Duncan Ward. Sophie Pacini spielt das Virtuosenstück, weil sie es kann. Nicht, weil unbedingter Ausdruckswille sie dazu drängt. Ihre Läufe versenden sich, weil die Pianistin ihnen kein Ziel gibt, wie jemand, der zum Satzende immer die Stimme senkt. Im Largo fürchtet man gar, sie könnten über ihrem eigenen Spiel gleich einnicken.

Der Abend endet mit einer endlosen Jam-Session

Nach der Pause ist dann Fiesta angesagt, mit Jacques Iberts keckem „Bacchanal“, das so wunderbar nach Hollywoodfilmen der 40er klingt, mit der heißblütigen „Cuban Ouverture“ von George Gershwin und vor allem einer Suite von Jenny Pena Campo, die Südamerikas Tänze feiert, aber auch die Traditionen der rituellen afro-kubanischen Musik.

Die blutjunge Komponistin spielt selber mit, als Stimmführerin der 2. Geigen nämlich. Aber sie sitzt nicht nur im Zentrum des Ensembles, sondern wird mit dem Auftragswerk auch zu dessen Herzen, zur Ortskundigen mit feinem Sensorium, die Mitspieler wie Publikum auf eine klangliche Expedition durch ihr Heimatland mitnimmt. Der Abend endet spektakulär in einer schier endlosen Jam-Session, bei der sich jede und jeder zu den treibenden Beats des Kollektivs mit fetzigen Soli einbringen kann. Riesenjubel.

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