Alonso Cano - der Meister des Siglo de Oro: Im Schatten des großen Meisters
Alonso Cano – Bildhauer, Maler und Architekt – harrt seiner Entdeckung. Er hat zusammen mit Diego Velázquez bei Franciso Pacheco Malerei studiert, doch bisher ist er in Deutschland eher unbekannt.
Francisco Pacheco war einer der bedeutendsten Kunsttheoretiker des Siglo de Oro, des Goldenen Zeitalters Spaniens. Zu seinen Schülern gehörte Diego Velázquez, der 1620 das meisterhafte düstere Porträt seines Schwiegervaters und Lehrmeisters gemalt hat, das jetzt aus dem Prado nach Berlin kommt. Es ist ein Glanzstück der Berliner Ausstellung, die erstmals das Goldene Zeitalter umfassend darstellt und viele hierzulande weniger bekannte Künstler vorstellt.
Einer davon ist Alonso Cano, der wie sein zwei Jahre älterer Freund Diego Velázquez ebenfalls bei Pacheco das Malerhandwerk lernte. Cano war nicht nur ein exzellenter Maler, sondern auch ein begnadeter Bildhauer und Architekt. Er gilt als ein Multitalent des Goldenen Zeitalters in Spanien. Manch einer nennt ihn den Michelangelo Spaniens, auch wenn solche Vergleiche problematisch sind. Aber was seine Vielseitigkeit und seine Qualitäten angeht, ist Cano es wert, endlich auch in Deutschland entdeckt zu werden. In der Berliner Ausstellung ist er mit Skulpturen, Gemälden und einer meisterhaften Zeichnung vertreten.
Wer ist dieser Cano? Er wird am 19. März 1601 in eine kunsthandwerklich begabte Familie in Granada hineingeboren. Der Vater ist ein bekannter Retabelbauer. Retabeln sind große Altaraufsätze, die kunstvoll geschnitzt, mit Figuren und Malereien versehen sind. Der kleine Alonso hilft früh in der Werkstatt seines Vaters mit und entwickelt ein großes Interesse für dessen Arbeit. Ein Retablero muss gleichzeitig etwas von Malerei, Skulptur und Architektur verstehen, die Aufsätze füllen oft ganze Wände aus – bis unter die Decke.
Die Familie zieht 1614 nach Sevilla, das durch den Amerika-Handel reich geworden und das Kulturzentrum der Iberischen Halbinsel ist. Cano geht bei Francisco Pacheco in die Lehre, wo er Velázquez kennenlernt. Pacheco ist eine schillernde Figur: erzkonservativ und Beauftragter der Inquisition, doch gleichzeitig ein Befürworter humanistischer Bildung, die er gerade für Maler als notwendig erachtet. Cano bekommt also eine umfassende Ausbildung, die er 1626 mit der Meisterprüfung abschließt. Er interessiert sich wie Pacheco vor allem für italienische Kunst und lernt sie über Kunststiche und Skizzenbücher kennen.
Anfangs neigt er mehr zur Skulptur, lässt sich aber auch von den Werken seiner Zeitgenossen wie Zurbarán und Velázquez inspirieren – eine damals übliche Methode, das Motiv eines anderen aufzugreifen und dann ein eigenes Werk zu schaffen. Canos Geschäfte in Sevilla laufen gut, er produziert Skulpturen und Retabeln. Das Schicksal meint es allerdings nicht gut mit ihm. Seine erste Frau stirbt im Kindbett und der zweiten, deutlich jüngeren, kann er den Unterhalt nicht mehr zahlen und landet im Gefängnis. Graf Olivares, einflussreicher Minister bei Philipp IV., holt ihn an den Hof nach Madrid, wo er 1640 nach dem großen Feuer 160 Gemälde aus dem Palast restauriert. Zusammen mit Velázquez reist er durch das Land, um neue Bilder für die königliche Sammlung zu erwerben.
Zu den bedeutenden Gemälden Canos zählt „Christus in der Vorhölle“ (1646), das auch nach Berlin kommt und lange vor Velázquez’ Venus die Eva als Rückenakt darstellt. Cano gilt zudem als produktivster und bester Zeichner seiner Zeit, was man an der Zeichnung „Der heilige Sebastian“ in Berlin studieren kann.
Bei allen Erfolgen überschattet die Ermordung seiner zweiten Frau Canos Leben, zumal man ihn der Tat verdächtigt. Er flieht nach Valencia in ein Kloster, kehrt aber bald nach Madrid zurück. Letztlich jedoch zieht es ihn in seine Heimatstadt Granada, wo er eine – schlecht bezahlte – Stelle bei der Kathedrale annimmt und für deren Ausgestaltung zuständig ist. Aus dieser Zeit stammen die Skulpturen „Der Heilige Johannes von Gott“ und die „Büste des Heiligen Paulus“, beide in Berlin zu sehen.
Betritt man die Kathedrale von Granada durch ihr ungewöhnliches triumphbogenartiges Portal, Canos letztes Werk, findet man im Inneren viele seiner Meisterwerke: arabisch inspirierte Hängeleuchten aus Silber, die berühmte Statue der „Immaculata“ und den Zyklus zum „Marienleben“ im Altarraum. Seine Auftraggeber waren damit nicht zufrieden. Die Umsetzung seines Fassadenentwurfes von 1667 erlebte er nicht mehr; er starb im gleichen Jahr.
Rolf Brockschmidt
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