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Mitarbeiter des Bureau Joodse Zaken (Amt für Jüdische Angelegenheiten) der Amsterdamer Polizei überprüfen die Personalausweise jüdischer Händler auf dem Briefmarkenmarkt am Nieuwezijds Voorburgwal in Amsterdam.Sommer 1942.
© Bart de Kok, Instituut voorOorlogs-, Holocaust- en Genocidestudies NIOD

Judenverfolgung in den Niederlanden 1940-1945: Im Dienst der Besatzer

Rund 150.000 Niederländern wurde nach dem Krieg der Prozess wegen Kollaboration gemacht. Manche kooperierten, um Schlimmeres zu verhindern.

Lambertus Jasper de Kok, von Freunden nur „Bart“ genannt, war stolz auf seine Arbeit. Schließlich war der Fotograf bei geschichtlich wichtigen Ereignissen in den Niederlanden dabei: beim Abtransport jüdischer Gefangener in den Niederlanden, bei der Beschlagnahmung bei jüdischen Diamantenhändlern und auch beim Februarstreik von 1941. Er hatte sozusagen exklusiven Zugang zu diesen Themen, denn Bart war auch Mitglied der „Nationaal-Socialistische Beweging“ (NSB), einer der wenigen bekennenden niederländischen Nazis.

Bis in die 1960er Jahre war es in den Niederlanden unüblich, überhaupt von einer systematischen Kollaboration zu sprechen. Und richtig, die Zahlen der NSB-Mitglieder blieben in den fünf Jahren Besatzung gering, eine Nazifizierung des niederländischen Volkes konnte nicht stattgefunden haben. Doch gab es trotzdem auch in den Niederlanden Beamte und Politiker, die sich mit der Besatzung gemeinmachten. Bei Kriegsende wurden 150 000 Niederländern deshalb der Prozess gemacht, aber auch Bart de Kok erhielt nur eine geringe Strafe und lebte noch bis 1972. Erst 40 Jahre später wurden auf seinem Dachboden in Amsterdam Zuid seine Zweitkopien der Fotos entdeckt. Denn entgegen der Vereinbarung mit den deutschen Besatzern machte Bart von allen seinen Fotos eine geheime Privatkopie. Sie dokumentieren die Veränderung der Niederlande durch die Augen eines Kollaborateurs.

Der "Februarstreik" war einzigartig im besetzten Europa

Eines von diesen Bildern zeigt, wie der stadtbekannte niederländische Polizist Willem Klarenbeck energisch einen Juden abführt. Aus seiner Haltung Juden gegenüber machte auch der Fotograf Bart de Kok nie einen Hehl. Dass er nicht der einzige Antisemit war, zeigt das deutliche Lächeln eines Mannes im Hintergrund. Überhaupt hat die Stimmung des Bildes etwas Gespenstisches, zeigt es doch jenes Amsterdam, das Touristen auch von heute kennen, inklusive des Fahrradfahrers im Vordergrund.

Die Kollaboration vieler Niederländer hatte vor allem auch damit zu tun, dass sich viele den Massenmord an einem Volk nicht vorstellen konnten. Selbst die rund 140 000 Juden in den Niederlanden hielten sich lange an die immer strikteren Regeln der deutschen Besatzung und hofften so einer Deportation zu entgehen. Sie waren schließlich gut in die jeweiligen Dörfer und Städte integriert — und es kam in den Niederlanden mit dem Februarstreik von 1941 zu der einzigen Solidaraktion für Juden in Europa. Diesen Streik bezahlten jedoch einige mit dem Leben, und es blieb die einzige Aktion dieser Art.

Der "Jüdische Rat" in der Zwickmühle

Wie auch in Osteuropa gründete die Besatzung in den Niederlanden einen „Jüdischen Rat“, der letztlich dazu diente, den reibungslosen Ablauf der „Endlösung“ zu garantieren. Angesehene Juden wurden in diesem Rat an die Spitze gesetzt. So wurden in jüdischen Wohngegenden Regeln mitgeteilt, deren Befolgung eine Verschonung vor der Deportation in Aussicht hatte.

Von der Arbeit dieses „Jüdischen Rates“ in Amsterdam weiß man heute durch einen jüdischen Fotografen, der ebenfalls unter den gleichen Umständen litt wie seine Protagonisten. Johan de Haas verlor 1941 alle Auftraggeber, als Juden nicht mehr für nichtjüdische Presseorgane arbeiten durften. Der Auftrag des „Joodsche Weekblad“, die Mitglieder des Rates zu begleiten, ermöglichte dem damals 26-Jährigen, zumindest wieder als Fotograf zu arbeiten. Am 31. Dezember 1942 trafen sich alle Mitglieder vollzählig zu einem Gruppenfoto. Nicht alle schauen in die Kamera, als de Haas auf den Auslöser drückt. Jeder trägt einen Judenstern und hat einen ernsten Ausdruck auf dem Gesicht, zwischen Zweifel und Machtlosigkeit. Wenige Monate später bricht die Besatzung mit einer ihrer Regeln und verhaftet auch Mitglieder dieses Rates.

Sören Kittel

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