Streit ums Humboldt-Forum: Ideen im Rohbau
Gründungsintendant Neil MacGregor wird nicht Chef der Kultur-GmbH der Schloss-Stiftung: Nun sucht das Humboldt-Forum weiteres Leitungspersonal.
Der überraschende Abgang des Schlossbaumeisters Manfred Rettig hat nun auch die Abgeordneten des Kulturausschusses im Bundestag aufgeschreckt. Nicht, dass die Geldgeber für Bau und Einrichtung des Humboldt-Forums in den letzten Wochen voller Zuversicht gewesen wären. Dass der Rohbau des Schlosses nahezu fertig ist und trotz mahnender Worte kein Gesamtkonzept für die Nutzung vorliegt, gefällt den Abgeordneten schon lange nicht. Mit Rettigs Abgang aber kommen die Probleme nun in ganzer Dimension ans Licht. Im Zentrum Kulturstaatsministerin Monika Grütters.
Viel zu spät, nämlich erst in dieser Woche, wurde die „Humboldt Forum Kultur GmbH“ gegründet. Sie soll das Gestaltungskonzept erarbeiten und umsetzen. Der von Grütters nach Berlin gelotste Gründungsintendant Neil MacGregor aber hat es abgelehnt, als Geschäftsführer der GmbH Verantwortung für die Umsetzung seiner Gestaltungsvisionen zu übernehmen. Grütters muss nun – und zwar in Windeseile – einen anderen Geschäftsführer finden. Man ahnt, dass das nicht leicht werden wird. Schließlich ist Ärger vorherzusehen, wenn einer (MacGregor) kreative Ideen hat und der andere sie umsetzen und den Kopf hinhalten muss. Zumal jetzt, wo es um Raumkonzepte, Nutzungsideen und Exponatauswahl geht, die Zahl derer, die unbedingt mitreden möchten, erwartungsgemäß immer größer werden wird.
Nicht nur die Berliner Bundestagsabgeordnete Eva Högl (SPD), in ihrem Wahlkreis liegt die Baustelle, macht sich nun Sorgen darum, dass das Prestigeprojekt zum geplanten Zeitpunkt im September 2019 und auch im geplanten Kostenrahmen fertig wird. „Eine ganze Reihe Fragen“, sagt Högl, hätten sie und mit ihr der Kulturausschuss im Bundestag an die Stiftung Humboldt-Forum. Und natürlich an die Staatsministerin. Denn nun, da Rettig bald weg ist, sind zwei der drei Vorstandsposten – Rettigs und der dem noch unbekannten GmbH-Geschäftsführer zugeordnete – vakant. Und ob der Direktor der Berliner Antikensammlung, Andreas Scholl, den risikoreichen Job haben will, steht in den Sternen.
Schließlich ist es wahrscheinlich, dass sämtliche Pläne – Zeit und Geld betreffend – ins Rutschen kommen, wenn jetzt erst mit der Einrichtungsplanung begonnen wird und der auf Kosten- und Zeiteinhaltung drängende Rettig fort ist. Für die kommende Ausschusssitzung im Bundestag wird Staatsministerin Monika Grütters einen Sachstandsbericht vorbereiten müssen. Mit Blick auf Zeit- und Kostenplanung, sagt Eva Högl, „sind wir sehr besorgt“.