Martin Grubinger in der Komischen Oper: Hexenmeister am Schlagwerk
Er ist der bekannteste Schlagzeug-Solist Europas: Martin Grubinger spielt in der Komischen Oper, am Pult des Orchesters steht erstmals Ainars Rubikis.
Es gibt Konzertabende, bei denen ist man um zehn fast schon wieder zu Hause. Doch hier in der Komischen Oper beginnt nun gerade erst die zweite Halbzeit. Vorangegangen war ein routiniert gespielter „Bolero“ von Ravel, gefolgt von einer mächtig donnernden „Planeten“-Suite von Gustav Holst. Zart und überirdisch schön – der „Fernchor“, den die Damen der Berliner Singakademie im Schlusssatz beisteuern.
Dann ist eigentlich Pause. Zeit für den Schlagzeuger Martin Grubinger, eine gute Dreiviertelstunde lang höchstpersönlich aufzubauen. Klug also, im Saal zu bleiben und dem bekanntesten Schlagzeug-Solisten Europas zuzuschauen. Welche Vorfreude, das perkussive Instrumentarium, das am Ende ein Drittel der Bühne füllt, einfach nur zu sehen!
Unterstützt von einem halben Dutzend Helfern schleppt Grubinger zuerst das „Holz“ herein – „Wood“, so ist der erste Satz in John Coriglianos Konzert überschrieben. Grubinger wird später auf Marimba, Schlitztrommeln und verschieden gestimmten Holzblöcken das Konzert mit einem fulminanten Solo eröffnen – anfangs mit flüsterleisen Klängen, dann als wären tausend Spechte bei der Arbeit. Es klopft und klackt, tickt und tackt, dazu erklingen Pizzicati der Streicher. Am Pult des Orchesters steht dabei der neue Generalmusikdirektor der Komischen Oper, Ainars Rubikis, der mit diesem Programm zum Einstand einen wirklich gelungenen Coup liefert.
Ein herrlich ohrenbetäubendes Finale
Für den zweiten Satz des Konzertes braucht Grubinger „Metall“ – ein Vibrafon und große Röhrenglocken, die er mit Hämmern anschlägt und dabei weiche Klangwolken erzeugt. Reine Magie, wie Grubinger in diesem „Conjurer“ genannten Konzert tatsächlich zum „Zauberer“ wird und seine Instrumente mit den Klängen des Orchesters verwebt. Kaum zu glauben, dass der 1938 geborene John Corigliano anfangs Bedenken hatte, ein Konzert für Schlagzeug und Orchester zu komponieren. 2008 wurde es in Pittsburgh von Evelyn Glennie uraufgeführt.
Martin Grubinger nimmt sich im letzten Satz eine riesige Sprechtrommel – im Senegal wird sie „Tama“ genannt, dazu Kesselpauken und Bongos. „Skin“, Fell, heißt dieser Schlussatz. Ein herrlich ohrenbetäubendes Finale, das um kurz vor elf dann noch einmal die ganze Virtuosität dieses trommelnden Hexenmeisters zeigt.
Hans Ackermann