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Der Maler Gerhard Richter, aufgenommen während der Pressekonferenz im Museum Barberini.
© Bernd Settnik/dpa
Update

Lieber Berlin als Köln: Gerhard Richter wünscht sich drei Säle im Museum der Moderne

Der 87-Jährige Maler wird von seiner Wahlheimat Köln umworben. Doch er verhandelt lieber mit Kulturstaatsministerin Grütters über Räume in Berlin.

Während in Köln die Lokalpolitiker noch vom eigenen Gerhard-Richter-Museum in der Heimatstadt des Künstlers träumen – was vor zwei Wochen von einem Ex-Oberbürgermeister angestoßen wurde –, hat sich der 87-jährige Maler längst woandershin orientiert: nach Berlin. Dort möchte er in dem am Kulturforum geplanten Museum der Moderne drei Säle bespielen, wie er jetzt in einem Interview der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“ mitgeteilt hat. In der kommenden Woche werde er sich in Berlin mit Kulturstaatsministerin Monika Grütters treffen, um mit ihr darüber zu beratschlagen. Gezeigt werden sollen Exponate aus sämtlichen Schaffensperioden Richters, die aus seiner 50 Werke umfassenden privaten Sammlung stammen. Auf diese Weise sei dauerhaft eine kleine Gerhard-Richter-Retrospektive zu erleben.

Beobachter macht es stutzig, wie es möglich ist, dass sich die Kulturstaatsministerin persönlich in die Ausgestaltung des vom Schweizer Architektenbüro Herzog & de Meuron geplanten Museums einschaltet, die eigentlich den Kuratoren überlassen sein sollte. Ebenso lässt staunen, in welcher Größenordnung von außen Räume verteilt werden, während schon jetzt Klagen über zu wenig Platz zu hören sind. Neben dem umfangreichen eigenen Sammlungsbestand sollen darin die Privatsammlungen Marx, Pietzsch und Marzona unterkommen.

Berlin dürfte damit einen Richter-Schwerpunkt bekommen

Hintergrund für das Treffen dürfte nicht zuletzt die Problematik der Schenkungssteuer sein, die fällig wird, wenn ein Künstler einem Museum eine Schenkung in Millionenhöhe macht, die er dann aus eigener Tasche zu bezahlen hat. Die einzige Möglichkeit, damit anders umzugehen, ist die Gründung einer Stiftung. Gut möglich, dass genau da Monika Grütters ins Spiel kommt, denn für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz stellt die Zusammenarbeit mit einer privaten Stiftung rechtlich ein kompliziertes Konstrukt dar.

In seinem Gespräch mit der „Rheinischen Post“ äußert sich Gerhard Richter auch zum Thema Stiftung. So kündigte er an, dass die für Berlin vorgesehenen Werke Teil einer Stiftung sein sollen, in die der Künstler auch die weiteren, in seinem Besitz befindlichen Werke überführen wolle. Das klingt nach einem dann in der Tat gewaltigen Konvolut für die Hauptstadt, sollte die geplante Stiftung auf das Museum der Moderne zugeschnitten sein. Nachdem bereits das Albertinum in seiner Geburtsstadt Dresden, das Museum Ludwig in Köln und das Baden-Badener Museum des kürzlich verstorbenen Sammlers Frieder Burda über große Kollektionen verfügt, dürfte Berlin damit zu einem weiteren Richter-Schwerpunkt werden.

Die besondere Nähe zur Neuen Nationalgalerie geht auf Gerhard Richters fulminante Retrospektive vor sieben Jahren im Mies-van-der-Rohe-Bau anlässlich seines 80. Geburtstags zurück, die Nationalgalerie-Direktor Udo Kittelmann kuratiert hatte. Seitdem besteht ein Kontakt und vor allem der Wunsch seitens der Nationalgalerie, Deutschlands bedeutendsten Maler mit einer größeren Werkauswahl dauerhaft ans Haus zu binden. Für Richter selbst stellt sich die Umgebung im künftigen Museum als ideal dar – „schön eingebunden in Werke von anderen Künstlern“, wie er erklärte.

Für die Kölner ist es eine bittere Pille

Das wären sie in der Tat – neben dem hauseigenen Bestand zusätzlich umgeben von Stücken der Sammlung Marx mit ihrem Schwerpunkt bei Beuys, Kiefer, Warhol und Twombly, der Sammlung Pietzsch mit ihrem Akzent bei Surrealismus und Abstraktem Expressionismus. Welche Zugkraft Gerhard Richter besitzt, bewies erst 2018 das Museum Barberini mit einer Ausstellung zum abstrakten Werk, für die 150 000 Besucher nach Potsdam kamen. Richter wäre ein Pfund, mit dem das künftige Museum der Moderne wuchern könnte, von dem in letzter Zeit neben einer voraussichtlichen Verdoppelung der zunächst mit 200 Millionen Euro angesetzten Baukosten nur von einer weiteren Verzögerung zu hören war. Der ursprünglich für diesen Sommer vorgesehene erste Spatenstich wurde auf November verlegt.

Für die Kölner dürften Gerhard Richters Auskünfte über seine Berliner Pläne eine bittere Pille sein. Nach dem Vorstoß ihres Vorgängers berichtete die aktuelle Oberbürgermeisterin Henriette Reker, sie sei seit Jahren mit dem Künstler im Gespräch über ein eigenes Museum. Dass der Künstler daraufhin in einem Radiointerview erklärte, an einem Einzelmuseum nicht interessiert zu sein, wollte man in Köln weiterhin nicht gelten lassen. Seine Worte seien keinesfalls als Absage zu werten, so Ex-OB Fritz Schramma, der zuletzt die Idee lancierte.

Diese Erkenntnis mag sich durch Richters jüngste Äußerungen ändern, dafür sind die Berliner Pläne zu weit fortgeschritten. Bitter dürfte bei diesem begrabenen Traum aber auch sein, dass ausgerechnet via Düsseldorf, der ewigen Konkurrenzstadt Kölns, diese Kunde kam.

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