Kontroverse um Film: Gerhard Richter kritisiert "Werk ohne Autor"
Florian Henckel von Donnersmarck hat den Film "Werk ohne Autor" an das Leben von Gerhard Richter angelehnt. Der zeigt sich nun über das Ergebnis nicht erfreut.
Gerhard Richter ist ein äußerst zurückgezogen lebender Mensch. Von daher hatten Leute, die ihn kennen, bereits Zweifel geäußert, dass ihm der an sein Leben angelehnte Film des deutschen Oscar-Preisträgers Florian Henckel von Donnersmarck gefallen werde. Am Donnerstag nun äußerte sich der 86 Jahre alte Künstler zu dem Film. Er finde ihn „zu reißerisch“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in seinem Wohnort Köln. Gesehen habe er den Film zwar nicht, „schon aus praktischen Gründen - weil ich dreieinhalb Stunden gar nicht aushalte in meinem Alter“. Aber der Trailer, den ihm der Regisseur gezeigt habe, habe ihm gereicht. Einmal habe er gefragt, ob er eine DVD bekommen könne, aber das sei abgelehnt worden. Juristisch könne er gegen den Film nichts unternehmen. Sein Name kommt darin an keiner Stelle vor: Der von Tom Schilling verkörperte Maler heißt Kurt Barnert. Fast scheint es, als habe Henckel von Donnersmarck den Ärger kommen sehen und vorbeugen wollen. Denn immer wieder betonte er in den vergangenen Wochen, dass der Film Fiktion sei. „Ich habe mich mit vielen unterschiedlichen Künstlern getroffen. Einer davon war Gerhard Richter“, sagte der 45 Jahre alte Regisseur.
Die Parallelen sind sehr auffällig
Wobei die Parallelen schon sehr auffällig sind. Der Film lebt von Richters Familiengeschichte, in der sich die Linien von NS-Tätern und -Opfern kreuzen: Seine Tante Marianne Schönfelder war schizophren und wurde von den Nazis zunächst zwangssterilisiert, dann getötet. Später heiratete Richter die Tochter des ehemaligen SS-Arztes Heinrich Eufinger, der selbst an den Zwangssterilisierungen beteiligt war - wovon der Schwiegersohn nichts wusste, wie er betont. Das alles findet sich so oder doch sehr ähnlich in dem Film wieder. Doch Henckel von Donnersmarck pocht darauf, dass sein Werk nur „einige Ähnlichkeiten zu Gerhard Richters Leben aufweist“. Er habe sich alle Freiheiten genommen. „Ich wollte mich nicht am Lebenslauf abarbeiten. Ich wollte ein eigenständiges Kunstwerk schaffen, und das musste interessanter und spannender sein als die Wahrheit.“ Über seinen Kontakt zu Richter sagt der Filmemacher: „Vier Wochen war ich bei ihm in Köln, die letzten Tage waren wir dann in Dresden, dort haben wir die Orte seiner Jugend angeschaut. Er hat mich die ganzen Gespräche aufzeichnen lassen, die wir geführt haben. Ich glaube, er fand es spannend, dass er nicht einem Biografen etwas erzählt und ich nicht sklavisch an den Tatsachen klebe, sondern mir mein eigenes Bild mache.“ Wenn man mit Richter spricht, hört sich das anders an: distanzierter und zurückhaltender. Vor allem spürt man deutlich, wie sehr es ihm missfällt, dass der Regisseur in Interviews immer wieder ausbreitet, wieviel Zeit ihm der berühmte Maler geschenkt habe. Richter schätzt Diskretion. Überzeichnungen sind ebenso wenig seine Sache wie grelles Scheinwerferlicht und jede Form von Auftrumpfen. Im Nachhinein bedauert er wohl, sich jemals ein Stück weit für den Filmemacher geöffnet zu haben. dpa
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