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Vorhang auf für Konstantin Wecker. Der Sänger und Liedermacher gibt anlässlich seines 70. Geburtstags Konzerte im Circus Krone und geht mit seiner Jubiläumstournee "Poesie und Widerstand" auf Konzertreise durch 50 Städte.
© dpa

Zum 70. Geburtstag von Konstantin Wecker: Genießen war noch nie ein leichtes Spiel

Eher moderner Klassiker als Rock'n'Roller. Dem Sänger, Autor, Schauspieler und größten bayrischen Liedermacher der Welt Konstantin Wecker zum 70. Geburtstag.

Was bin ich? Als sich Konstantin Wecker 1980 im gleichnamigen ARD-Quiz von Robert Lembke dem harten Verhör durch die Ratefüchse Guido, Annette, Marianne und Hans stellt, weiß er vor allem, was er nicht ist, nicht sein will. Nein, er ist kein Bass. Nein, er ist kein Bluessänger. „Ich habe nie Baumwolle gepflückt. Die Tradition, Bayer zu sein, war stärker.“ Und nein, Teil dieser „Linksszene oder wie das heißt“, wie Lembke mit pikiert gekräuselten Lippen sagt, ist Wecker auch nicht mehr. „Wenn ich in eine Schublade gehöre, dann in die Schublade Wecker“, sagt der Sänger, der wie ein gut gebräunter Skilehrer aussieht, mit Goldkettchen im weit aufgeknöpften Hemdkragen. „Das war wahnsinnig schwer, bis ich endlich in diese Schublade durfte.“

Das bin ich: Konstantin Wecker, vor 70 Jahren, am 1. Juni 1947, in München geboren und seit jeher ein Verwandlungskünstler. Schauspieler, Autor, größter lebender bayrischer Liedermacher der Welt. Mit gelegentlichen Drogenproblemen. Klavier spielen lernt er mit fünf, Geige mit acht, Gitarre mit 14. Zum Mitbayer Carl Orff fühlt er eine „rhythmische Verwandtschaft“, aber Gustav Mahler, „den liebe ich über alles“. Ein Rock ’n’ Roller? Eher ein moderner Klassiker.

Sonnendurchflutete Hedonismus-Hymnen

Seine ersten Gedichte schreibt Wecker im Stil von Rilke, dann wechselt er ins Lager von Benn. Die Funkrockband, die er Anfang der siebziger Jahre gründet, heißt thomasmannhaft Zauberberg, er tourt als Judas mit dem Musical „Jesus Christ Superstar“ und erntet ab 1972 ersten Darstellerruhm. Allerdings tragen seine Filme Titel wie „Krankenschwestern-Report“ oder „Unterm Dirndl wird gejodelt“. Es sind Softsexfilme, bei denen Intimität nur gespielt wird. „Mir hätte es nichts ausgemacht, richtig zur Sache zu gehen“, gesteht Wecker später.

Auch in seinen Liedern gibt sich der Star als Verschwender. „An Genuss bekommt man nie zu viel“, heißt es in der herrlichen Klavier-und-Orchester-Elegie „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“. Und der Titel der ebenso sonnendurchfluteten Hedonismus-Hymne „Genug ist nicht genug“ ist längst zur Parole geworden. Wecker sieht sich weiter als Einmischer, Aktivist, Neinsager. Deshalb schickt er seinen Willy immer wieder tapfer auf die Bühne. Weil es nicht besser wird mit dem Faschismus in diesem Land, und immer wieder endet es böse: „Gestern habns an Willy daschlogn, / und heit, und heit, und heit werd a begrobn.“ Willy, ein deutscher Held, ist unsterblich.

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