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Augenblicke. Laura Schawelkas Arbeit von 2018 ist ohne Titel. Gezeigt wird sie von der Galerie Fiebach Minninger.
© Art Berlin

Berlin Art Week: Gemischtes Doppel

Zwei Messen an einer Adresse: Art Berlin und Positions finden beide am ehemaligen Tempelhofer Flughafen statt. Sie können voneinander profitieren.

Noch nie war so viel Gemeinsamkeit, zumindest auf dem Papier. Die Berliner Kunstmessen Art Berlin und Positions finden am selben Ort statt, dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Eine wunderbare Gelegenheit, Einigkeit zu demonstrieren und den Kunstmarktstandort Berlin in seiner ganzen Breite einem internationalen Publikum zu präsentieren. Das wird auch so sein, fordert den Besuchern jedoch etwas Beinarbeit ab. Denn die beiden Veranstalter haben sich nicht darauf einigen können, die historische Abflughalle als gemeinsamen Zugang zu nutzen.

Warum die Positions jetzt ihren Hangar 4 vom Columbiadamm aus öffnet und die Art Berlin ihre Hangars 5 und 6 vom Tempelhofer Damm, dazu gibt es zwei Versionen. Art Berlin-Direktorin Maike Cruse verweist auf zusätzliche Kosten, weitere Wege für ihre Besucher und den unterschiedlichen Charakter der beiden Messen. Kristian Jarmuschek von der Positions kontert mit einem Angebot der Tempelhof Projekt GmbH zur kostenlosen Überlassung der Haupthalle und bedauert, gerade auswärtigen Besuchern dieses architektonische Erlebnis nun doch nicht bieten zu können.

Junge Kunst steht nach wie vor auf Berlin

Die Positions organisiert nun einen Shuttle zwischen beiden Messen. So kann jeder Besucher bequem beide Veranstaltungen mit ihrem jeweils ganz eigenen Profil besuchen. Die Art Berlin setzt in ihrer zweiten Ausgabe weiterhin auf den internationalen Kunstmarkt-Kanon. Wirkte die Premiere im vergangenen Jahr an manchen Stellen noch etwas improvisiert, ist die Erwartungshaltung jetzt hoch. Und auch die Zahl der Teilnehmer ist gestiegen: von 112 auf nun 121 Galerien. Zur Erinnerung: Im vergangenen Frühjahr hatte die Galeristengruppe, die das Gallery Weekend Berlin und die ABC organisiert, bekanntgegeben, ihr alternatives Ausstellungsformat Art Berlin Contemporary in eine reguläre Messe überführen zu wollen und sich zu diesem Zweck mit der ehemaligen Erzrivalin Art Cologne zusammenzutun.

Die ABC-Veteranen sind selbstverständlich auch nach dem Umzug von der Station am Gleisdreieck fast alle wieder mit dabei. Die internationalen Galeriekonzerne meiden den Marktplatz Berlin jedoch nach wie vor weitgehend. Sie dürften Deutschland mit Köln und Basel ausreichend abgedeckt sehen. Die Skepsis vieler mittelständischer Kollegen richtet sich dagegen auf das Geschäftsmodell Messe allgemein, das in der Regel zwar hohe Kosten, doch im Gegensatz zu den boomenden Jahren nicht mehr unbedingt gute Verkäufe verspricht. Hier kann die Art Berlin durchaus punkten. Die Teilnahmekosten sind im internationalen Vergleich niedrig und auch günstiger als bei der Art Cologne. Gleichwohl ist nicht jeder Rheinländer zurückgekehrt. Die international agierende Galerie Sies & Höke bleibt ebenso fern wie der Moderne-Händler Schwarzer, während die mehr auf Avantgarde ausgerichtete Galerie Van Horn neu dabei ist. Allgemein stehen den etablierteren Abgängen eher junge Neuzugänge gegenüber, etwa Emalin, die in London 2016 überhaupt erst einen permanenten Raum bezogen. Und wer noch keinen ganzen Messestand riskieren will, der kann mit einem Beitrag zur kuratierten Sonderschau „Salon“ mit 40 Teilnehmern trotzdem präsent sein. Wenn sich aus dem Vergleich der Teilnehmerlisten der letzten mit der aktuellen Ausgabe etwas ablesen lässt, dann vielleicht: Der klassische Kunsthandel scheint sich in Berlin immer noch schwer zu tun, junge Kunst steht nach wie vor auf Berlin.

Vielleicht wird das etwa mit Berlin als Kunsthandelsmetropole

Erstaunlich ist die Präsenz österreichischer Galerien, findet doch parallel in Wien die Messe Viennacontemporary statt. Die Galerien Christine König, Thoman, Senn und Charim haben sich für einen Stand zusammengetan, um Positionen zu zeigen, die im österreichischen und europäischen die Entwicklung der letzten Jahrzehnte mitgeprägt haben.

Während sich mit der Art Berlin also wieder eine klassische Kunstmesse zu etablieren versucht, bemüht sich Kristian Jarmuschek als Direktor der Positions um eine größere Marktbreite. Er will „herausragende Kunstwerke aus verschiedenen Zeitabschnitten zu zeigen und dabei sowohl den Galerien einen möglichst einfachen Zugang zum Markt als auch jungen Sammlern ein gutes Einstiegsniveau bieten.“ Im Klartext: Das Angebot ist niederschwelliger, hier ist für jeden etwas dabei und weniger erfahrene Besucher müssen keine Angst haben, dass ihren vielleicht kenntnisreichen Fragen mit Naserümpfen begegnet wird.

Eigentlich eine Situation, von der alle profitieren könnten. Man muss nur zusammenarbeiten wollen. Dann wird es vielleicht doch noch etwas mit Berlin als Kunsthandelsmetropole.

Art Berlin und Positions, 27.–30.9., Flughafen Tempelhof, www.berlinartweek.de

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