Im Kino: "Die Ökonomie der Liebe": Gemeinsames Dach, getrenntes Leben
Ein quälendes Kammerspiel: „Die Ökonomie der Liebe“ von Joachim Lafosse erzählt die Geschichte eines Paares, die trotz gescheiterter Ehe noch zusammen wohnen.
Nach 15 Jahren ist die Ehe von Marie und Boris gescheitert: Das Paar existiert nur noch insofern, als man gemeinsam mit den achtjährigen Zwillingen ein Haus bewohnt. Wie es ist, wenn man sich auch räumlich trennen möchte, dies aber nicht kann, weil dazu das Geld fehlt, davon erzählt das mitunter quälende Kammerspiel „Die Ökonomie der Liebe“. Die beiden Erwachsenen belauern einander, während die kleinen Mädchen versuchen, ihren Vorteil aus der verfahrenen Situation zu ziehen, indem sie Papa und Mama gegeneinander ausspielen. Jedenfalls zu Anfang.
Regisseur und Ko-Drehbuchautor Joachim Lafosse pocht auf die Aktualität seines Stoffes: Während Paare früher aus moralischen Gründen zusammenblieben, täten sie es heute aus ökonomischen; die Mieten in den Großstädten seien so hoch, dass nach einer Scheidung häufig keiner der Partner sich eine eigene Wohnung leisten könne. Dieser rationale Gesichtspunkt spiegelt sich in einer kühlen Inszenierung, die sich ganz an die unerträgliche Gegenwart hält – die Liebesgeschichte und die Gründe für die Zerrüttung werden nicht einmal angerissen.
Einziger Schauplatz ist ein altes Gartenhaus
Lediglich zu ahnen ist, dass Geld und sozialer Hintergrund eine Rolle gespielt haben (Marie kommt aus reichen, Boris aus ärmlichen Verhältnissen); durchaus denkbar auch, dass Marie sich durch die Heirat von ihrem bourgeoisen Hintergrund befreien wollte, aber längst begriffen hat, dass das gar nicht möglich ist. Und nun macht sie Boris seine eigene Herkunft zum Vorwurf.
Einziger Schauplatz ist ein renoviertes altes Gartenhaus hinter einem eisernen Tor, das die Sicht nach draußen verstellt. Das Haus selbst ist lichtdurchflutet, großzügig, man ahnt den Aufwand, der nötig war, um die ehemalige Werkstatt in eine Wohnung umzuwandeln. Die Inneneinrichtung ist gemütlich und geschmackvoll, Kissen und Rosensträuße setzen Farbakzente; das Kinderzimmer ist der größte Raum – und doch wollen die Mädchen häufig nicht dort schlafen, sondern lieber bei einem Elternteil. Papa haust auf einer Couch im Arbeitszimmer, die Glasscheiben der Zwischentür sind mit Packpapier zugeklebt worden. Marie und Boris haben sich die Haushalts- und Kinderpflichten aufgeteilt, und wenn er einmal früher kommt als verabredet und den Tisch deckt, dann für drei. Denn er ist ja erst morgen wieder dran.
Da Marie ständig Regeln aufstellt und auf deren Einhaltung achtet, wirkt der lockere Boris, der ihr gegenüber mehr und mehr in eine Haltung der Unterwürfigkeit verfällt, sympathischer. Bérénice Bejo und Cédric Kahn spielen das angespannte Ex-Paar sehr überzeugend, und wenn sie dann doch einmal das Haus verlassen, bedeutet das kein Happy End. Und damit ist der Film ziemlich nah am Leben dran.
FaF, Kant; OmU im b-ware! ladenkino und fsk am Oranienplatz
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