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Tatort Idylle: Eine Szene aus „Schwarze Seerosen“.
© Splitter

Mord in Monets Heimatdorf: Gefangen in einem Gemälde

Die Comicadaption des Krimis „Schwarze Seerosen“ beeindruckt mit sommerhellen, trügerischen Bildern - auch wenn die Umsetzung an manchen Stellen hakt.

Ein vertrackter Mordfall rüttelt das Normandie-Dorf Giverny auf – die Wahlheimat und Wirkungsstätte Claude Monets. Jérôme Morval, Arzt und Kunstliebhaber, wird eines morgens erschlagen, erstochen und ertränkt in einem Bach gefunden. Mit „Schwarze Seerosen“ (Übersetzung Tanja Krämling, Splitter, 144 S., 35€) haben Szenarist Fred Duval und Zeichner Didier Cassegrain einen in Frankreich vielfach preisgekrönten Krimi des Autors Michel Bussi adaptiert, jetzt ihr Comic auf Deutsch erschienen.

Zu den drei Tötungsarten gesellen sich drei Erzählstränge um drei Frauen: Fanette, eine talentierte elfjährige Malerin mit großen Ambitionen; Stéphanie Dupain, eine Lehrerin, deren cholerischer Mann verdächtigt wird, während sie mit dem leitenden Inspektor liebäugelt; und eine mysteriöse alte Frau, die Erzählerin, die immer alles im Blick hat, aber wenig von ihren Beweggründen preisgibt.

Eine Weitere Seite aus „Schwarze Seerosen“.
Eine Weitere Seite aus „Schwarze Seerosen“.
© Splitter

Falsche Fahrten, eine kaum vorhersehbare Auflösung

Im ersten Teil des Comics, „Impressionen“, werden Indizien gesammelt, Andeutungen gemacht und falsche Fährten gelegt. Im zweiten, „Ausstellung“, folgt die Auflösung, die auch bei aufmerksamer Lektüre kaum vorhersehbar ist.

Fred Duval hat gelegentlich Mühe, die verschachtelte Handlung schlüssig auf die Comicseiten zu übertragen. Sie wirkt hier unnötig hektisch und abrupt. Auch einige holprige Übersetzungen lassen den Lesefluss stocken. Seine Stärken spielt „Schwarze Seerosen“ in der Bebilderung von Bussis Romanwelt aus, in der Schaffung der leicht unwirklichen Atmosphäre.

Giverny wirkt wie aus der Zeit gefallen, die Uhr scheint mit Monets Tod stehengeblieben zu sein. Didier Cassegrain zeigt uns zarte, sonnendurchflutete Bilder eines immerwährenden Normandie-Urlaubs.

Das Titelbild des besprochenen Buches.
Das Titelbild des besprochenen Buches.
© Splitter

Was die Touristen beeindruckt, gefällt den Bewohnern allerdings weniger. Als „hübsch gerahmt und gut versiegelt“ beschreibt Stéphanie den Ort, als malerische „Falle“, in der man keine Blumen pflücken darf, geschweige denn mit einem anderen Mann durchbrennen. So ist „Schwarze Seerosen“ – der Titel spielt auf ein letztes Bild an, das Monet im Angesicht des Todes gemalt haben soll – auch eine Geschichte über dörfliche Enge und Gefahren.

Seine eng verflochtenen Motive und doppelten Böden, gekoppelt mit den detailverliebten, in ihrer Lieblichkeit jedoch trügerischen Zeichnungen, machen Cassegrain und Duvals Adaptation zu einer ebenso vergnüglichen wie nachdenklichen Lektüre, auch wenn man dabei gelegentlich stolpert.

Jeff Thoss

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