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Matthias Lilienthal, bis 2020 Intendant der Münchner Kammerspiele.
© Tobias Hase/dpa

Lilienthal nach Vertragsende: Fünf Jahre München sind genug

Matthias Lilienthal verlässt die Münchner Kammerspiele im Jahr 2020. Und was kommt dann?

Ein gutes Gefühl für Timing hatte er schon immer. Und so sagt er, als klar ist, dass sein Intendantenvertrag keine Aussicht auf Verlängerung mehr hat: „Ich freue mich auf die nächsten zwei Spielzeiten mit den Münchner Kammerspielen. Im Übrigen freue ich mich aktuell darüber, dass zwei Produktionen der Kammerspiele zum Berliner Theatertreffen eingeladen sind und über zwei Einladungen zu den Wiener Festwochen.“

Matthias Lilienthal hört 2020 in der Maximilianstraße auf. So will es die CSU im Stadtrat, so wollte es die „Süddeutsche Zeitung“ und ein Teil des Kammerspiele-Publikums. Ihnen ist sein Programm zu dezidiert politisch, zu performativ, zu viel freie Szene – zu wenig traditionelle Schauspielkunst, wie sie allerdings auch anderswo kaum mehr zu finden ist. Fünf Jahre Lilienthal an den Kammerspielen, ein ausgemachter Berliner in München, das konnte nicht glattgehen. Lilienthal hat andere Talente als Fingerspitzengefühl. Im Grunde hat er offen durchgezogen, was andere verdeckt machen – den Wandel des deutschen Stadttheaters zur Diskursplattform. Das liegt dann auch schon im Mainstream, und man muss es nicht gut finden. Leider sind die Alternativen schwer, wie man an vergleichbaren Häusern sieht. Schauspielertheater, das well made play, Regie, die mal auf Konzeptkram verzichtet, das ist jetzt Avantgarde.

Ein ausgemachter Berliner in München - das konnte nicht gutgehen

Lilienthal verließ nach neun Jahren das von ihm gegründete Hebbel am Ufer. Von Castorfs Volksbühne nahm er in den späten neunziger Jahren seinen Abschied, er hatte dort genug erreicht. Später organisierte er das Festival „Theater der Welt“ und unterrichtete ein Jahr in Beirut. Ein Kämpfer, ein neugieriger Typ. Geht es in zwei Jahren zurück nach Berlin?

Die Intendanz der Volksbühne war Lilienthal mehrfach angetragen worden, es war für ihn wohl nicht der richtige Zeitpunkt. In zwei Jahren, wenn Lilienthal München verlässt, ist Castorfs Nachfolger Chris Dercon noch im Amt. Wenn sich die Dinge entwickeln, wie sie sollen: Im Moment herrscht um die Volksbühne seltsame Stille. Am Deutschen Theater hat Ulrich Khuon noch einen Vertrag bis 2022. Wenn irgendwo einer geht, setzt sich die Drehbühne in Gang. Und Retter werden immer gesucht.

Rüdiger Schaper

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