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Die Jury (v.l.) Dorothea Marcus, Christian Rakow, Shirin Sojitrawalla, Andreas Klaeui, Eva Behrendt, Wolfgang Höbel und Margarete Affenzeller.
© Berliner Festspiele/Iko Freese - Drama

Theatertreffen 2018: Berlin mit drei Inszenierungen vertreten

Beim Theatertreffen 2018 sind die Traditionshäuser wieder stark vertreten. Um Castorfs "Faust" aufführen zu können, haben die Festspiele 500.000 Euro beantragt.

Mit drei Inszenierungen ist Berlin beim Theatertreffen 2018 (4. bis 21. Mai) dabei. Zwei Mal sind die Münchner Kammerspiele eingeladen, dazu kommen Hamburg, Wien, Zürich und Basel. Dieses Jahr bestimmen also wieder die großen Bühnen das Programm. Es gibt ein Novum: Mit dem „Nationaltheater Reinickendorf“ von Vegard Vinge und Ida Müller haben sich die Berliner Festspiele faktisch selbst eingeladen. Das Zwölfstunden-Spektakel ist ihre eigene Produktion, sie hatte im vergangenen Sommer auf einem Gewerbegelände im Norden der Stadt Premiere. Die Theatertreffen-Jury ist zwar unabhängig in ihrer Entscheidung, aber das ändert nichts daran, dass hier pro domo votiert wurde, für ein Stück aus der Festspiel-Reihe „Immersion“.

Eine zweite Berliner Einladung ist ebenfalls belastet. Es geht um den herausragenden „Faust“ von Frank Castorf. In diesem Fall haben die Festspiele vorsorglich eine halbe Million Euro beim Berliner Senat und der Lottostiftung beantragt, um die Aufführung im Haus der Festspiele präsentieren zu können, das Bühnenbild ist außerhalb Berlins eingelagert. Castorf lehnt trotzig die Volksbühne als Spielort ab, wo die Inszenierung im März 2017 entstanden ist, sein Nachfolger Chris Dercon hätte den „Faust“ zum Theatertreffen gern am Rosa-Luxemburg–Platz gezeigt. So muss jetzt die aufwändige Inszenierung im Westen neu eingerichtet werden, was teurer ist und eine Verschwendung öffentlicher Mittel.

Von der Schaubühne kommt die „Rückkehr nach Reims“, eine Koproduktion mit dem Manchester International Festival, mit Nina Hoss, Regie: Thomas Ostermeier. Falk Richter hat mit Texten von Elfriede Jelinek am Hamburger Schauspielhaus einen Donald-Trump-Abend arrangiert, „Am Königsweg“; woher kommen die dunklen Autoritäten? Vom Thalia Theater stammt der andere hanseatische Beitrag, „Die Odyssee. Eine Irrfahrt nach Homer“, in der Regie von Antú Romero Nunes.

Troja, Männer, Militarismus

Auch Karin Henkels „Beute Frauen Krieg“ vom Schauspielhaus Zürich beschäftigt sich mit dem Komplex Troja, Männer, Militarismus. Aus Basel kommt Ulrich Rasches „Woyzeck“, mit einem steilen Bühnenbild. Im letzten Jahr konnten seine Münchner Residenztheater-„Räuber“ aus technischen Gründen nicht nach Berlin reisen. Diesmal sieht es gut aus.

Für Matthias Lilienthal, den Intendanten der Münchner Kammerspiele, ist es ein schöner Erfolg. Sein Haus ist mit Christopher Rüpings Brecht-Inszenierung „Trommeln in der Nacht“ eingeladen, einer Produktion, die an die Münchner Uraufführung des Stücks von 1922 erinnert, hundert Jahre später. Nur zwei Jahre sind vergangen, seit Anna-Sophie Mahlers Adaption des Romans „Mittelreich“ von Joseph Bierbichler beim Theatertreffen war.

Jetzt bringen die Kammerspiele, in der Regie von Anta Helena Recke, eine Neufassung dieses oberbayerischen Heimatabends nach Berlin – mit einem neuen Ensemble „of color“. Es ist eine Kopie und doch etwas anders, wenn Schauspieler mit anderer Hautfarbe das Drama in Gasthof übernehmen. Aus Wien ist „Die Welt im Rücken“ eingeladen. Ein Solo für Joachim Meyerhoff, Regie Jan Bosse. Ihm liegt der Roman von Thomas Melle zugrunde, die Erzählung eines manisch-depressiven Patienten.

Der Jury gehörten die Kritikerinnen und Kritiker Margarete Affenzeller, Eva Behrendt, Wolfgang Höbel, Andreas Klaeui, Dorothea Marcus, Christian Rakow und Shirin Sojitrawalla an, sie sichteten insgesamt 409 Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der genaue Spielplan des 55. Theatertreffens soll am 6. April veröffentlicht werden, der Ticket-Vorverkauf beginnt am Samstag, den 21. April. Die ausgewählten Werke für den Stückemarkt werden Ende Februar bekanntgegeben.

Rüdiger Schaper

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