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Eine Szene aus „Fangs“.
© Splitter

Liebesgeschichte mit Biss: Frisches Blut für Vampirfans

Sarah Andersen haucht mit ihrem Episodencomic „Fangs“ einem alten Genre neues Leben ein - mit viel Witz, Independent-Charme und einer Spur Manga.

Elsie und Jimmy lernen sich in einer Bar kennen. Sie ist eine 300-jährige Vampirin im Körper einer 26-jährigen, er ein Werwolf mit dem Style von Kurt Cobain. Gothic trifft in dem Comic „Fangs“ (Splitter, 104 S., 19,80 €) also auf Grunge, Blutdurst auf Mondsucht.

Das hält Elsie und Jimmy jedoch nicht davon ab, eine romantische Beziehung anzufangen. In der Folge schaben Reißzähne beim Rummachen über Bartstoppeln am Hals, gehören Kratzer beim Sex dazu. Aber natürlich müssen sich die beiden, wie jedes andere Paar auch, an die Macken des anderen gewöhnen.

Blutkonserven im Kühlschrank

Etwa daran, dass Elsie in ihrer Bude in einem Sarg schläft oder morgens in Jimmys Bett in Flammen aufgeht, sowie er die Vorhänge aufzieht und die Sonne reinlässt. Dafür verschreckt Jimmy Katzen, beschimpft Schoßhündchen in Handtaschen und kann nicht widerstehen, Eichhörnchen nachzujagen.

Elsie ist in keinem Spiegel und auf keinem Selfie zu sehen und hat Blutkonserven im Kühlschrank; Jimmy wiederum muss den Mondzyklus im Blick behalten, meditieren, sich am Tag vor Vollmond mehr als einmal rasieren und daran denken, keinen Knoblauch zu essen. Trotzdem gedeiht ihre Beziehung, denn jeder kann er selbst sein, und keiner will den anderen zähmen...

Vorsichtige Annäherung: Eine Szene aus „Fangs“.
Vorsichtige Annäherung: Eine Szene aus „Fangs“.
© Splitter

Die beiden schauen sich sogar gemeinsam einen „Twilight“-Film nach den Romanen von Stephenie Meyer an. Die waren megaerfolgreich, haben Vampiren und Werwölfen allerdings einen Kitsch-Stempel verpasst, sie geradezu stigmatisiert. Dagegen tut Sarah Andersen mit ihrem exzellenten Kitsch der anderen Art etwas.

Die Amerikanerin, die sich durch ihren semiautobiografischen Webcomic „Sarah’s Scribbles“ einen Namen machte, startete „Fangs“ ebenfalls online. Dabei gleicht kaum ein schwarz-weißer Strip oder Cartoon dem davor oder danach.

Das Cover des besprochenen Bandes.
Das Cover des besprochenen Bandes.
© Splitter

Andersen setzt in ihren episodischen Momentaufnahmen ohne einen Strich oder ein Wort zu viel nicht auf Rhythmus und Wiederholung, sondern auf Abwechslung und auf die Perfektion in der Komposition jedes einzelnen Beitrags. Zudem stecken in ihren luftigen, liebenswerten Zeichnungen viel Independent-Charme und ein bisschen Manga.

Sarah Andersen beweist, wie viel Spaß, Witz und Awwwwww-Momente noch in den Klischees der beiden recht ausgesaugten Archetypen des Horrors und der Urban Fantasy stecken.

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