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Margaret Qualley (li.) und Sigourney Weaver beim Fototermin vor der Pressekonferenz zu "My Salinger Year".
© John MacDougall/AFP

Eröffnungsfilm der Berlinale: Extraapplaus für die Frauen bei der Pressekonferenz zu „My Salinger Year“

Für Sigourney Weaver ist der Film „My Salinger Year“ eine Hommage an das alte literarische New York. So war es auf der Pressekonferenz des Eröffnungsfilms.

Wer zu spät liest, den bestraft... Nun, Philippe Falardeau, der Regisseur und Autor von „My Salinger Year“, hat doch noch die Kurve gekriegt, sonst hätte es zur Eröffnung der Pressekonferenz kaum so viel Beifall gegeben. Er wusste wohl von Salinger, was man eben so weiß – berühmter, schwieriger Typ –, aber gelesen? 

Erst mit 49 Jahren, es ist also noch gar nicht so lange her. Gut möglich, dass er Salinger als Teenager noch lieber gelesen hätte, das gibt er gerne zu. Aber für den Film war diese verzögerte Kenntnisnahme eines Autors, der mit seinem „Fänger im Roggen“ Generationen von Jugendlichen berührt hat, nicht von Bedeutung. „Es sollte kein Film über Salinger sein, sondern über die Wirkung von Literatur.“

Gleich achtköpfig sitzt das „Salinger“-Team im Saal des Grand Hyatt, die Hälfte in der ersten Stuhlreihe, auf dem Podium der Regisseur, seine beiden Hauptdarstellerinnen Sigourney Weaver und Margaret Qualley sowie Autorin Joanna Rakoff.

Noch hier im Saal ist der Gegensatz sehenswert: hier der quirlige Youngster, dort ihre beherrschte, längst berühmte Kollegin. Die dann im Laufe der Fragestunde einen Extraapplaus einheimst, als sie sich dem Lob der Autorin für den vom Regisseur durchgesetzten hohen Frauenanteil im Filmteam anschließt und grundsätzlich für einen Ausbau dieses Anteils wirbt. Nebenbei lässt sie wissen, dass die Kostümbildnerin Patricia McNeil schon ihr Hochzeitskleid entworfen habe.

Regisseur Philippe Falardeau bei der Pressekonferenz zu seinem Film "My Salinger Year". Regisseur Philippe Falardeau gestikuliert.
Regisseur Philippe Falardeau bei der Pressekonferenz zu seinem Film "My Salinger Year". Regisseur Philippe Falardeau gestikuliert.
© Britta Pedersen/dpa

Den Film versteht sie als eine Hommage an das alte literarische New York, von dem man hin und wieder noch kleine Reste finde, und ihre Rolle als Salingers Agentin sei eine Art Hohepristerin der Literatur: darum bemüht, das literarische Erbe zu schützen. Doch wenngleich Literatur das Thema des Films ist: Philippe Falardeau hatte damit seine liebe Not. Es falle ihm sehr schwer zu schreiben, das hat er freimütig zugegeben und zugleich Joanna Rakoff gedankt, die ihn dabei sehr unterstützt habe.

Falardeau war keineswegs der einzige Regisseur, der sich um den Stoff bemüht hatte. Sie habe mit verschiedenen gesprochen, aber  Philippe sei der einzige gewesen, der dafür extra zu ihr nach Hause in Massachusetts gekommen sei, erzählt die Autorin. Dazu noch mit festen Vorschlägen im Kopf, Diagrammen zur Gestaltung der Charaktere und ähnlichem. Er habe gleich ein großes Verständnis für ihre Geschichte gezeigt und sehr aufgeschlossen auf ihre Kommentare reagiert – eine tolle Zusammenarbeit.

Bei der ein gelungenes Bild von New York entstanden sei, wird aus dem Saal gelobt. Da hat der Regisseur nur Ernüchterndes zu bieten: Man habe komplett in Montreal gedreht.

Andreas Conrad

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