Literatur in Klagenfurt: Erstmals Frauen in der Überzahl beim Bachmann-Preis
Mittwochabend eröffnet der Lesewettbewerb der deutschsprachigen Literatur. Diesmal mit mehr Frauen unter den Autoren - und einem absoluten Newcomer. Ein Vorbericht.
Einer hat noch gar nichts Literarisches veröffentlicht, einige andere reisen mit der Erfahrung von mehreren Romanen nach Klagenfurt. Das Wettlesen um den Bachmann-Preis bei den 43. Tagen der deutschsprachigen Literatur verspricht dieses Jahr eine große Bandbreite. 14 Autorinnen und Autoren treten ab Donnerstag an, darunter auch fünf Deutsche, die auf einen der fünf Preise hoffen. Eine weitere Besonderheit: Dieses Jahr sind erstmals mehr Frauen bei dem renommierten Wettbewerb dabei als Männer.
Besonders viele Blicke richteten sich in den vergangenen Tagen schon auf den 22-jährigen Daniel Heitzler, der bisher nicht einen einzigen Satz publiziert hat. „Der Wunsch zu schreiben kam Hand in Hand mit der Lust am Lesen“, erzählte Heitzler der dpa. „Ich war nicht nur von den Helden selbst angetan, sondern auch von den Autoren.“ Heitzler tritt unter anderem gegen den Schweizer Schriftsteller Tom Kummer (58) an, der in seiner Karriere Promi-Interviews erfunden hat und sich zuletzt 2016 mit Plagiatsvorwürfen konfrontiert sah.
25 Minuten Zeit für einen Text
Eröffnet werden die Literaturtage am Mittwochabend (18.30 Uhr) mit einer Rede des Schriftstellers Clemens J. Setz, der 2008 selbst beim Bachmann-Preis antrat und sich mit der Novelle „Die Waage“ den Ernst-Willner-Preis sichern konnte. Sein Text damals handelte vom „Grundhorror des Vermessen-Werdens“, wie einer der Juroren befand.
Das Wettlesen beginnt am Donnerstag (10.00 Uhr). Die Kandidaten haben jeweils 25 Minuten Zeit, um ihre Texte vorzutragen. Aus Deutschland treten neben Heitzler der in Bamberg lebende Martin Beyer, Yannic Han Biao Federer aus Köln, Ronya Othmann, die am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig studiert, sowie die in Berlin lebende Katharina Schultens an. Die Entscheidung über den neuen Träger des mit 25 000 Euro dotierten Bachmann-Preises fällt am Sonntag. Das Deutschlandradio (12 500 Euro), die Kärntner Elektrizitäts-Aktiengesellschaft (10 000 Euro), 3sat (7500 Euro) und die BKS-Bank (Publikumspreis, 7000 Euro) stiften vier weitere Preise.
Letztes Jahr gewann Tanja Maljartschuk
Im vergangenen Jahr war der nach der österreichischen Dichterin Ingeborg Bachmann (1926-1973) benannte Bachmann-Preis an Tanja Maljartschuk gegangen, die erst seit 2014 auf Deutsch schreibt und nach ihrem Erfolg bereits einen neuen Roman veröffentlicht hat. In „Blauwal der Erinnerung“ schreibt die ukrainische Autorin über einen vergessenen ukrainischen Volkshelden und darüber, was es heißt, wenn die eigene Identität aus Angst, Gehorsamkeit und Vergessen besteht. Auch in ihrem Gewinner-Text von 2018 („Frösche im Meer“) thematisierte sie das Thema Erinnerungen und erzählte vom fehlenden Interesse der jüngeren Generation an ihren betagten Verwandten.
Übrigens: Auch Newcomer Heitzler hat sich ein Generationenthema vorgenommen. Viel will er nicht über seinen Text für Klagenfurt verraten, aber es geht um eine Familienkonstellation und den Einfluss der Generationen. Vielleicht ein gutes Omen für einen Überraschungserfolg? (dpa)
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