"Blau ist eine warme Farbe"-Regisseur: Ermittlungen gegen Abdellatif Kechiche wegen sexueller Nötigung
Die Anzeige einer Schauspielerin gegen den französischen Regisseur Kechiche weckt Erinnerungen an Vorwürfe der Darstellerinnen von "Blau ist eine warme Farbe".
Der französische Regisseur Abdellatif Kechiche („Couscous mit Fisch“, „Blau ist eine warme Farbe“, "Mektoub, My Love") ist von einer Schauspielerin wegen sexueller Nötigung angezeigt worden. Dies berichten französische und internationale Medien. Die namentlich nicht genannte 29-Jährige wirft dem Filmemacher vor, er habe sie im Juni bei einem privaten Dinner im Pariser Appartement eines Freundes bedrängt.
Nach mehreren Gläsern Wein, die der Freund ihr serviert habe, erinnere sie sich nicht an den weiteren Verlauf des Abends. Sie sei dann aber auf dem Sofa mit offener Hose aufgewacht, und Kechiche habe sie begrapscht. Der 57-jährige Filmemacher bestreitet alle Vorwürfe kategorisch, wie sein Anwalt mitteilte. Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt; auch die anderen bei dem Essen anwesenden Gäste sollen vernommen werden.
Schauspielerinnen kritisierten Kechiche
Kechiches Verhalten gegenüber Schauspielerinnen war bereits öffentlich Thema, als die Hauptdarstellerinnen des 2013 mit der Goldenen Palme ausgezeichneten lesbischen Liebesdramas „Blau ist eine warme Farbe“, Léa Seydoux und Adèle Exarchopoulos, in einem Interview zum Filmstart von schrecklichen Erfahrungen beim Dreh sprachen. Kechiche habe etwa die sehr expliziten, langen Sexszenen tagelang wiederholen lassen, auch hätten sie sich vor der Kamera blutig prügeln müssen. Kechiche fühlte sich daraufhin beleidigt und „als Person zurückgewiesen“; Seydoux nannte er eine „gehemmte Person“, er könne sich ihre Klagen nur als "eine Art Wahn" erklären. Auch über den Film selbst und die Frage, inwieweit er vor allem Männerfantasien bedient, gab es 2013 eine Debatte.
Nach den Anzeigen gegen den Leinwandstar Gerard Depardieu und den Regisseur Luc Besson wegen Übergriffen bis hin zur Vergewaltigung im Juli und August dieses Jahres handelt es sich um den dritten prominenten MeToo-Fall in der französischen Filmszene. Auch Depardieu und Besson haben alle Vorwürfe gegen sie bestritten. chp