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Da geht es lang. Brad Pitt und Logan Lerman.
© Sony Pictures

Weltkriegs-II-Film mit Brad Pitt: Er oder du

Im Kriegsfilm „Herz aus Stahl“ spielt Brad Pitt einen amerikanischen Panzerkommandeur am Ende des Zweiten Weltkriegs. Er nennt sich "Wardaddy" und bringt seinen Leuten eine Lektion bei: Nazis abknallen macht Spaß. Der Film ist ein einziger Gewaltporno.

„Der beste Job, den ich je hatte“, ruft Don (Brad Pitt), und die anderen stimmen ein. Eigentlich ist das sarkastisch gemeint, schließlich ist die fünfköpfige Panzerbesatzung wieder einmal gerade so mit dem Leben davongekommen und der Zweite Weltkrieg, der in den letzten Zügen liegt, gewiss kein Zuckerschlecken. Aber hinter der Ironie versteckt sich auch Stolz auf die kriegerische Drecksarbeit. Denn Nazis abknallen – das macht schon auch Spaß.

Mit „Herz aus Stahl“ reist Regisseur David Ayer zurück in den letzten Krieg, den die USA ohne moralische Skrupel geführt haben. Die militärischen Abenteuer in Vietnam und im Irak weisen rückblickend empfindliche Legitimationsdefizite auf. Aber Hitler – da sind sich Hollywood und die Weltgeschichtsschreibung einig – gibt ein veritables Feindbild ab, das alle pazifistischen Zweifel ausräumt. Das muss der junge Rekrut Norman (Logan Lerman), der ohne Kampferfahrung zu dem kriegsgestählten Team kommt, erst noch lernen.

„Es geht hier nicht um richtig oder falsch. Entweder tötest du ihn oder er tötet dich“, erklärt der beinharte Panzer-Kommandant die Regularien des Krieges und zwingt den Neuling, einen vor ihm knienden deutschen Gefangenen zu erschießen. Don – Kosename: „Wardaddy“ – ist ein unnachgiebiger Krieger, aber er hat fast all seine Männer heil durch die Hölle gebracht. Die fachgerechte Einweisung des Jungen ins Handwerk des Tötens ist für ihn und die Mannschaft auch eine Überlebensfrage. Aber während die Panzerbrigade von einem Einsatz zum nächsten rollt, in Hinterhalte gerät, eine Kleinstadt erobert und immer wieder auf erbitterten Widerstand von SS-Truppen und Volkssturm-Soldaten trifft, reift der zögerliche Rekrut zur Tötungsmaschine.

Ayer zeigt diesen Prozess der Verrohung erstaunlich widerspruchsfrei als Heldengenese, auch wenn er die Grausamkeiten des Krieges keineswegs beschönigt. Im Gegenteil: Der Film suhlt sich in brutalen Gefechtsdarbietungen. Glieder und Köpfe werden weggeschossen, Leichen von Panzerketten in den Schlamm gedrückt, der Feind mit einem Dolchstoß ins Auge erledigt. Authentische Darstellung und Gewaltpornografie fließen ineinander. Dem barbarischen Schrecken stellt „Herz aus Stahl“ die Geborgenheit der rauen Männergemeinschaft gegenüber, die sich in der Enge des Panzers immer wieder zusammenrauft und schließlich zum echten Heldenkollektiv mit Märtyreroption verschweißt wird.

Ayer, der als Regisseur von „End of Watch“ und Drehbuchautor von „Training Day“ schon Vorliebe für harte Kerle unter Extrembedingungen bewiesen hat, verrennt sich in „Herz aus Stahl" allzu unreflektiert in männliche Heldenmuster, die der Treibstoff eines jeden Krieges sind, deren Wirkungsgesetze jedoch unhinterfragt bleiben.

ab Donnerstag in den deutschen Kinos

Martin Schwickert

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