Comic-Heldin Captain Marvel: Emanzipierte Kosmoskriegerin
Mit Captain Marvel feiert derzeit eine bislang wenig bekannte Superheldin ihr Kinodebüt. Neue Comic-Sammelbände vermitteln ihre Herkunftsgeschichte.
Jeder Superheld im Marvel-Universum ist einzigartig. Doch manchmal kommt es vor, dass sich hinter demselben Heldentitel im Laufe der Zeit gleich mehrere Identitäten verbergen – etwa dann, wenn eine Comicfigur ausscheidet und deren würdiger Nachfolger neue Abenteuer mit dem übernommenen Heldennamen antritt.
Eines der prominentesten Beispiele ist die Figur des „Captain Marvel“. Erscheint diese Bezeichnung für ein Mitglied des Marvel-Universums auf den ersten Blick zwar eher wenig originell, stellen die jeweiligen Titelträger jedoch einige der mächtigsten Superwesen des Comicverlages überhaupt dar.
Früher Mann, heute Frau
So handelte es sich etwa beim ersten Captain Marvel um einen mächtigen, vom außerirdischen Volk der Kree stammenden Krieger namens Mar-Vell. Er gab im Dezember 1967 zunächst noch in einem grün-weißen Kostüm sein Comicdebüt in einer Geschichte von Autor Stan Lee und Zeichner Gene Colan, konnte fliegen und kam mühelos in den Weiten des Weltalls zurecht.
Später erhielt Mar-Vell ein neues Kostüm und verbesserte Kräfte. So besaß der Held etwa durch seine beiden als Nega-Bänder bezeichneten Armreifen übermenschliche Stärke, sodass er es auch mit solchen Alien-Oberschurken wie dem Weltenzerstörer Thanos aufnehmen konnte. Ebenso wacker schlug sich Captain Mar-Vell an der Seite der Avengers im großen Kree-Skrull-Krieg, einem Comic-Klassiker aus den frühen Siebzigerjahren. Doch trotz seiner scheinbar allmächtigen Energie fiel der Held einem Krebsleiden zum Opfer.
Seit dem Tod des kosmischen Kriegers übernahmen verschiedene andere Helden die Rolle des Captain Marvel – und so auch eine mutige Frau mit einer beeindruckenden Biografie.
Die vielen Facetten der Carol Danvers
Bei der aktuellen Inkarnation von Captain Marvel handelt es sich um die ehemalige Kampfjet-Pilotin und Nasa-Sicherheitsexpertin Carol Danvers. Auf sie sind Mar-Vells kosmischen Superkräfte übergegangen, als bei einem Kampf zwischen dem Kree-Krieger und dessen Erzfeind Yon-Rogg eine als Psyche-Magnitron bezeichnete Waffe explodierte.
Diesen schicksalsträchtigen Comic-Meilenstein von 1969 und viele weitere Schlüsselszenen aus Danvers’ Leben – wie etwa ihr Engagement als feministische Journalistin, die psychologische Verarbeitung einer ungewollten Schwangerschaft und ihre Selbstfindung als charismatische Powerfrau – versammelt die von Panini herausgegebene „Captain-Marvel-Anthologie“.
Im Laufe der Zeit wechselte die taffe Ex-Offizierin immer mal wieder ihr Outfit, den Heldinnennamen und die Gruppenzugehörigkeit: Sie gehörte etwa verschiedenen Delegationen der Avengers an und arbeitete mit Teams wie den X-Men, Starjammers oder Guardians of the Galaxy zusammen.
Zudem ist Carol Danvers Comiclesern unter mehreren Heldenalias bekannt, so etwa als „Binary“, „Warbird“ oder „Ms. Marvel“ – wobei die zeichnerische Konzeption insbesondere der letztgenannten Identität mit langen blonden Haaren, stark betonten weiblichen Rundungen und knappem oberschenkel- und schulterfreiem Leder-Outfit wohl in erster Linie auf eine aus heterosexuellen Fanboys bestehende Leserschaft ausgerichtet worden war.
Emanzipation im modernen Comic
So wie viele andere Kunstformen gehen auch Comics mit ihrer Zeit – und so hat die mächtigste Frau im Marvel-Universum ihre Phasen als reine Nebendarstellerin oder bloßes Pin-Up-Girl lange hinter sich gelassen.
Mehr noch, kraftvoller als jemals zuvor verkörpert sie heute in verschiedenen Medien das selbstbewusste und unabhängige Frauenbild der Gegenwart: Sie nennt sich nun nicht mehr „Miss“, sondern „Captain Marvel“, ist auch unter ihren männlichen Superheldenkollegen eine gleichberechtigte sowie hoch geachtete Autoritätsperson und belegt hohe Leitungspositionen wie etwa die Führung des vorwiegend im All agierenden Superwesenteams Alpha Flight.
In den aktuellen Abenteuern trägt Carol einen modernen Pixie-Cut zu rotblauem Bodysuit mit goldfarben-gezacktem Brustemblem, welches als „Stern von Hala“ an den von ihr verehrten Vorgänger Captain Mar-Vell erinnern soll.
Das autarke Auftreten von Carol Danvers kommt auch in dem frisch erschienenen Paperback „Captain Marvel: Die ganze Geschichte“ gut zur Geltung. In der Geschichte von der Romanautorin und Videospiel-Designerin Margaret Stohl sowie dem Zeichner-Team aus Carlos Pacheco, Marguerite Sauvage und Erica D’Urso beweist die Heldin ein hohes Maß an Resilienz und innerer Kraft – denn beim Besuch ihres Elternhauses in ihrem Heimatdorf Harpswell in Maine wird sie nicht nur mit einer außerirdischen Bedrohung, sondern in erster Linie mit irdischen Problemen wie der Aufarbeitung ihrer eigenen tragischen Familiengeschichte konfrontiert.
Mit zum Teil tiefgründigen Dialogen und spannenden Handlungswendungen klären die Autoren einige Missverständnisse um die Beziehung von Carols Eltern auf und erweitern dabei die Herkunftsgeschichte der Heldin auf eine interessante und überraschende Weise.
Captain Marvel im Kino
Die Comic-Sammelbände erscheinen passend zum neuesten Marvel-Blockbuster: Denn mit „Captain Marvel“ startet an diesem Donnerstag in Deutschland ein Kinofilm um Carol Danvers, in dem die 29-jährige Oscar-Preisträgerin Brie Larson als Titelheldin neben ihren prominenten Schauspielkollegen wie Samuel L. Jackson oder Jude Law in die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den außerirdischen Kree und Skrulls verwickelt wird.
Die Erwartungen an den Film sind unter anderem durch die Tatsachen, dass er Marvels erste Leinwandproduktion mit einer weiblichen Hauptrolle darstellt und zeitlich vor dem im April anstehenden Avengers-Kinofinale angesiedelt ist, bei Fans und Kritikern sehr hoch.
Wie erfolgreich Superhelden-Kinoproduktionen mittlerweile sein können, bewies der Marvel-Streifen „Black Panther“ durch seine Trophäengewinne unlängst bei den 91. Oscarverleihungen.
Ob sich Carol Danvers Motto „Höher, weiter, schneller!“ ähnlich durchschlagend auf die Einspielergebnisse an den Kinokassen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Allerdings stehen die Chancen dafür – etwa durch Marvels Vernetzung der einzelnen Filme untereinander und beflügelt durch die Erfolge der vergangenen Kinoprojekte – nicht schlecht.
Leonard Hillmann
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