Judi Dench zum 80.: Ein Oscar in acht Minuten
Feinsinnig, frech, britisch - und so präsent wie nie: Am Dienstag feiert die große Schauspielerin Judi Dench ihren 80. Geburtstag.
Sie hatte den weltweit wichtigsten Job im Unterhaltungskino: Sie war der Boss von Bond. 17 Jahre lang schickte Judi Dench den Agenten im Auftrag Ihrer Majestät hinaus in die Welt. Majestät? Vergiss die Queen, das war Dench, nicht zufällig hieß sie als Bond-Chefin M. Obendrein erlaubten die Macher der 007-Filme der Britin etwas, was Frauen im Kino selten vergönnt ist. M durfte einen veritablen Heldentod sterben, 2012 in „Skyfall“. In Action, mit der Waffe in der Hand. Zu Kopf gestiegen ist Judi Dench die M-Rolle nie, sie nahm es im Gegenteil mit Humor. Bei ihrem Bond-Debüt 1995 in „Golden Eye“ nannte sie 007 (damals Pierce Brosnan) einen „sexistischen, frauenfeindlichen Dinosaurier“. Und nach ihrem Abtritt in „Skyfall“ ließ sie sich M.s Patronenhülsen als Souvenir vergolden und versöhnte sich schnell mit der Tatsache, dass ihr zum Dienstende zwar kein Porsche, aber immerhin eine Sterbeszene mit Daniel Craig geschenkt wurde.
Acht Minuten als Queen Elisabeth brachten ihr den Oscar
So erzählte sie es 2013 in Venedig, als sie mit Stephen Frears’ „Philomena“ beim Filmfest am Lido Premiere feierte, jener Tragikomödie, in der sie als unerschrockene britische Provinzlady nach ihrem einst von katholischen Nonnen wegadoptierten unehelichen Sohn fahndet – „Philomena“ bescherte Dench die siebte Oscarnominierung. Sie erzählte es mit jener Schlagfertigkeit und jener Mischung aus feinem silbrigen Lachen und derbem britischen Humor, die neben ihrer Liebe zur Schauspielerei ihr Markenzeichen geworden ist. „Es macht mich rasend, wenn die Leute wissen wollen, wann ich in Rente gehe“, schimpfte sie kürzlich. Nicht im Traum möchte sie ihre Arbeit niederlegen, dieses tägliche Lernen, das sie „ein ungeheures Glück“ nennt. Auch wenn ihr schlechtes Augenlicht (Makuladegeneration!) es mittlerweile mit sich bringt, dass sie sich die Drehbücher vorlesen lässt. 1934 als Kind eines Theaterarztes in North Yorkshire geboren, stand die Quäkerin Judi Dench mit fünf das erste Mal auf der Bühne – und tut es bis heute. Praktisch alle Shakespeare-Frauenrollen hat sie verkörpert, vor allem bei der Royal Shakespeare Company, der sie jahrzehntelang angehörte. Ausgerechnet für ihren Leinwandauftritt in „Shakespeare in Love“ (acht Minuten als Queen Elizabeth!) gewann sie denn auch einen Oscar.
Mit dem Kino begann sie in den 60ern, brillierte in „Ihre Majestät, Mrs. Brown“, in „Iris“, „Lady Henderson presents“, „Tagebuch eines Skandals“ oder „Zimmer mit Aussicht“, Letzteres an der Seite ihrer engen Freundin und Kollegin Maggie Smith. Weit über 40 Leinwandrollen sind es mittlerweile, hinzu kommen etliche TV-Produktionen, -Serien – und der Weltruhm mit Bond. Als ihre Tochter zur Welt kam, trat sie eine Zeit lang „nur“ auf der Bühne auf, richtig pausiert hat sie nur einmal: als sie ihren langjährigen Ehemann, den Schauspieler Michael Williams, vor seinem Krebstod pflegte. Das Spielen hat ihr dann auch beim Trauern geholfen.
Am Dienstag feiert die Königin unter Englands Schauspielerinnen ihren 80. Geburtstag. 80? Ist doch nur eine Zahl, sagt Judi Dench. Gerade war sie in Indien, mit Maggie Smith, um dort die Fortsetzung von „Best Exotic Marigold Hotel“ zu drehen.