"Münchhausen" am Deutschen Theater: Ein Mann, viel Wort
Jan Bosse inszeniert am Deutschen Theater Armin Petras’ „Münchhausen“-Monolog. Dabei beweist Hauptdarsteller Milan Peschel: Improvisieren kann er am besten.
Ein Schauspieler tritt vor den Vorhang und sucht nach einem Anlass, um aus seinem Leben zu plaudern: eigentlich ein weidlich ausgeschöpfter Klassiker des Monolog-Genres. Armin Petras hat mit „Münchhausen“ trotzdem eine Neuauflage verfasst, die im Mai bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen Premiere feierte und jetzt am koproduzierenden Deutschen Theater Berlin gelandet ist.
Der Schauspieler heißt in diesem Fall Milan Peschel, Regie führt Jan Bosse. Und der Monolog-Anlass besteht darin, dass Peschels Spielpartner (Martin Otting) bis zehn Minuten vor Schluss nicht auf der Bühne erscheint, weil er – künstlerisch nicht mehr gut genug im Geschäft – angeblich bei Zalando arbeiten muss. Nun ja.
Von dieser Startrampe aus navigiert sich der Alleinunterhalter Peschel in den DT-Kammerspielen durch ziemlich naheliegendes Gedankengut zum Schauspielerberuf („ist ein irres Gefühl, der werden zu können, den man sich erträumt hat“). Später sinniert er – von wegen Münchhausen – bei Bier und Brötchen über die existenzerhaltende Funktion des Scheins: „Also Lüge als zentrales Element von dem hier, was wir machen, von unserem Leben überhaupt“.
Überraschungen? Fehlanzeige!
Und natürlich plaudert der einstige Volksbühnenstar Milan Peschel ausgiebig aus dem Backstage-Nähkästchen. Erzählt von „Franks“ Anrufen, sucht in irgendwelchen Requisiten nach „Wolfram“ (Koch) und „Samu“ (Finzi), mit denen er am Rosa-Luxemburg-Platz in Dimiter Gotscheffs epochaler Tschechow-Inszenierung „Iwanow“ auf der Bühne stand. Oder er verwandelt sich in den Grafen Wronski, den er vor ein paar Jahren in Jan Bosses „Anna Karenina“-Inszenierung spielte. Überhaupt driftet er gern in die Klassiker ab, wenn er nicht gerade einen Herrn aus der ersten Reihe zum Mitmachen auf die Bühne zitiert.
Innerhalb des maßgeblichen Werks von Armin Petras beziehungsweise seines Dramatiker-Alter Egos Fritz Kater wirkt „Münchhausen“ bestenfalls wie eine kleine Fingerübung. In überraschende beziehungsweise überhaupt tiefere Regionen wird hier definitiv nicht vorgedrungen. Vielleicht ist Milan Peschel ja deshalb in jenen Szenen am besten, in denen er sich improvisierend vom Text entfernt. Seine Verbeugung als kaugummikauende Frank-Castorf-Kopie – nach einer stilechten Musicalnummer mit Schirm und Melone – darf als Höhepunkt des Abends gelten. Dass der quasi amtliche Ausnahmeschauspieler Ernst macht mit seinem eigens formulierten (und früher in der Volksbühne konsequent eingelösten) Credo „Einfach so lange spielen, bis einem nichts mehr peinlich ist“, steht zumindest an diesem Premierenabend allerdings nicht zu befürchten. Christine Wahl
Wieder am 19.September, 19 Uhr, sowie am 16. und 29. Oktober, 20 Uhr
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