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Markus Söder (Mitte), damals noch Finanz- und Heimatminister, in einer Münchner "Star Wars"-Ausstellung 2016.
© dpa/Andreas Gebert

Das Filmfest München und die Berlinale: Ein Cineast namens Söder

Bayerns Ministerpräsident will die Berlinale vom Platz kicken. Der 1. Filmclub München gegen den 1. FC Berlin - ein Spielbericht.

Das hat Wumms und passt zum aktuellen Koalitionsdebakel: Bayern sagt Berlin jetzt auch filmpolitisch den Kampf an. Der Ministerpräsident höchstpersönlich kündigte an, dass das Filmfest München (28. Juni – 7. Juli) zum „internationalen Medienfestival“ ausgebaut wird. Es soll finanziell kräftig aufgestockt (von jetzt 3,5 Millionen Euro plus 1 Million Sponsorengelder auf 7,5 Millionen), mit einem „zentralen Wettbewerb“ und eigenem Festivalzentrum ausgestattet werden, womöglich sogar einem Neubau anstelle der bisherigen Nutzung des Kulturzentrums Gasteig. Und: Markus Söder will die Berlinale vom Platz kicken.

„Wir sollten uns auf Dauer nicht mit Platz zwei zufrieden geben“, sagte der selbsterklärte oberste Cineast des Freistaats am Freitag, kurz bevor in der preußischen Hauptstadt die neue Berlinale-Leitung bekanntgegeben wurde. „Es ist nur schwer zu ertragen, dass Berlin die Nummer eins ist. München ist spannender und schöner.“ Klare Kampfansage. Nicht doch, Söder will das als sportlichen Wettbewerb verstanden wissen.

Apropos: Der FC Bayern kann sich seine Top-Spieler kaufen. Ein Top-Filmfest lässt sich aber kaum mit Transfergeldern etablieren (zumal der Berlinale-Etat mit 25 Millionen Euro mehr als drei Mal so hoch ist). Die Weltklasse der Autorenfilmer wird ihre Uraufführungen, ohne die sich ein Wettbewerb der A-Klasse nicht ausrichten lässt, so schnell bestimmt nicht in München platzieren statt in Berlin. Denn so ein Festival-Renommee wächst mit den Jahrzehnten und mit beharrlicher Kärrnerarbeit eines riesigen Teams. Wäre Söder tatsächlich Cineast, dann wüsste er auch, mit welcher Mannschaft München es eigentlich aufnehmen muss: mit Cannes im Mai. Söder, der neue Top-Trainer in der Festival-Champions-League?

München - Berlin: Da gibt's gerade einen Wechsel, ganz ohne Ablösesumme

Das Münchner Filmfest macht mit seiner deutschen Reihe von sich reden, hier ist es ein toller Wettbewerber. Und: Es hat eine Chefin, Diana Iljine. Davon gibt’s zu wenig in Europa und dem Rest der Welt. Die Berlinale hat mit Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek demnächst eine Chefin und einen Chef. Mit Transfer übrigens: Rissenbeek, bisher German-Films-Chefin, wechselt von München nach Berlin. Ohne Ablösesumme.

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