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Sasha Waltz beendet ihre Intendanz am Staatsballett Berlin früher als zunächst geplant.
© Doris Spiekermann-Klaas TSP

Staatsballett Berlin: Doppelspitze hört früher auf und verkündet Programm

Johannes Öhman und Sasha Waltz verlassen das Staatsballett schon zum Ende der Spielzeit und geben bekannt, was bis dahin auf dem Programm steht.

Johannes Öhman und Sasha Waltz werden das Staatsballett schon zum 31. Juli 2020 verlassen. „Im Interesse des Staatsballett Berlin, und um eine Übergabe der Intendanzgeschäfte mitten in der Spielzeit zu vermeiden, sind der Stiftungsrat der Oper in Berlin gemeinsam mit Johannes Öhman und Sasha Waltz übereingekommen, ihren jeweiligen Co-Intendanzvertrag bereits mit dem Ende der Spielzeit 2019/2020 zu beenden,“ meldet die Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

Als die die Co-Intendanten am 22. Januar ihren Rücktritt ankündigten, war zunächst von Ende des Jahres die Rede. Doch offenbar wurden sie gedrängt, den Weg frei zu machen für einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin.

Es steht auch schon fest, wer die Kompanie interimsweise leiten wird: Christiane Theobald, die stellvertretende Intendantin des Staatsballett Berlin, wird ab der Spielzeit 2020/2021 den laufenden Betrieb übernehmen. Damit war zu rechnen.

Denn Theobald ist so etwas wie die graue Eminenz. Sie ist schon seit der Gründung des Staatsballetts im Jahr 2004 als stellvertretende Ballettintendantin tätig und hat viel Macht angehäuft. Unumstritten ist sie aber nicht.

Agierte sie doch als Königsmacherin bei der Berufung von Nacho Duato, dessen Intendanz ein Fiasko war. Eigene Ambitionen wird die 63-Jährige aber wohl nicht mehr verfolgen.

Ruf nach einer Experten-Kommission

Nach dem Scheitern der Doppelspitze forderten viele, eine Experten-Kommission einzuberufen, die den Kultursenator bei der Suche nach einem Nachfolger berät. Schluss mit der Hinterzimmer-Politik.

Lederer scheint diesen Forderungen entsprechen zu wollen: „Das Verfahren zur Besetzung einer Nachfolgeintendanz wird personell und inhaltlich von einem beratenden Expertengremium begleitet. Auch das Ballettensemble wird in diesem Prozess Gehör finden“, so die Pressestelle.

Die Mitteilung aus der Kulturverwaltung überkreuzte sich am Freitag mit der Meldung des Staatsballetts, in der Öhman und Waltz ihre Pläne für die kommende Spielzeit bekannt geben. In der letzten von ihnen programmierten Saison stehen vier Premieren auf dem Plan.

Der norwegische Choreograf und Regisseur Alan Lucien Øyen, der schon mit dem Wuppertaler Tanztheater zusammengearbeitet hat, erarbeitet mit den Tänzern der Compagnie eine Kreation für die Bühne der Komischen Oper (Premiere 4. September 20).

Marcia Haydée, die ehemalige Ballettdirektorin des Stuttgarter Balletts und Muse John Crankos, wird ihre Version des Klassikers „Dornröschen“ in der Deutschen Oper Berlin inszenieren (Premiere 15. Oktober 20). Ein zweiteiliger Abend kombiniert Arbeiten von Wayne McGregor und David Dawson.

Pina Bauschs Meisterwerk „Nelken“ zum ersten Mal in Berlin

Die beiden Briten haben schon für große Compagnien wie das Ballet de l'Opéra de Paris, das New York City Ballet, das Bolschoi-Ballett und das Het Nationale Ballet choreografiert (Deutsche Oper, 3. Dezember 20). Erstmals wird auch der schwedische Choreograf Mats Ek in Berlin arbeiten.

Der 74-Jährige gilt als einer der führenden Choreographen des 20. Jahrhunderts (Staatsoper Unter den Linden, 30. April 21). Überraschend ist die Kooperation mit dem Berliner Kollektiv Rimini Protokoll. Stefan Kaegi wird mit den Tänzern im September 2021 eine Arbeit in der Komischen Oper Berlin entwickeln.

Angekündigt wird auch ein Gastspiel des Wuppertaler Tanztheaters. Die Kompanie wird Pina Bauschs Meisterwerk „Nelken“ von 1982 zum ersten Mal in Berlin präsentieren (Staatsoper, 20.–23. August 20).

Dies sind solide Planungen, auch wenn kaum Innovatives präsentiert wird. Es werden unterschiedliche choreografische Handschriften vorgestellt, und die klassischen Tänzer werden wieder mehr gefordert. Auch einige große Namen konnten gewonnen werden.

„Mit dieser Spielzeit verabschieden wir uns und hoffen, dass wir mit unserem vielfältigen Repertoire einen Grundstein für die Neuausrichtung des Staatsballetts legen konnten“, schreiben Waltz und Öhman.

Doch die Weichen für die Zukunft des Staatsballett sind damit nicht gestellt. Dies wird die Aufgabe der Nachfolgerin oder des Nachfolgers sein. Am Montag berät der Kulturausschuss im Abgeordnetenhaus über die Krise.

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