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Aufkleber mit der Aufschrift "Tschüss Chris" in Berlin
© dpa/Paul Zinken

Aus für Intendant: Die Volksbühne nach dem Dercon-Beben

Der umstrittene Intendant Chris Dercon ist Geschichte. Das Personal der Volksbühne igelt sich ein. Szenen eines besonderen Theatertages.

Was von Chris Dercon übrig bleibt, sind ein paar durchweichte gelbe Plakate. Der Regen hat den schwarzen Schriftzug darauf verlaufen lassen: „Tschüss Chris“ lässt sich mit ein bisschen Mühe in verschwommener Frakturschrift lesen.

Dercon-Gegner müssen sie am Freitagmorgen rund um die Volksbühne geklebt habe. Bereits in der Vergangenheit gab es ähnliche Aktionen mit den gleichen Plakaten und Stickern – nur ist der seit Freitag Ex-Intendant diesmal tatsächlich weg.

Vor der Volksbühne sammelt sich eine kleine Traube von Dercon-Gegnern für eine spontane Freudenfeier. Als schon wieder alles ruhig ist, spaziert ein älterer Herr noch einmal um das Gebäude und macht Erinnerungsfotos: von den Plakaten, von geparkten Lieferfahrzeugen auf den Volksbühnenparkplätzen und von dem „Kantine heute geschlossen“ Schild, dass jemand am Bühneneingang befestigt hat.

Das Aus für Chris Dercon – eine einvernehmliche Entscheidung

Bereits am Donnerstag soll sich Dercon von seinen engsten Theater-Kollegen verabschiedet und das Haus verlassen haben, wie Kultursenator Klaus Lederer bei eine Pressekonferenz am Hintereingang des Theaters mitteilte.

Der Geschäftsführer und seit Freitag kommissarische Intendant der Volksbühne, Klaus Dörr, beschrieb die Stimmung im Haus als gelöst und freundlich. Es seien bereits viele Verabredungen getroffen worden. "Ein guter Anfang der Zusammenarbeit", sagte Dörr.

Von den Mitarbeitern selbst ist zunächst wenig zu hören. Wer sich doch aus dem Haus wagt, winkt beim Wort "Presse" direkt ab, um dann wieder im Theaterkomplex zu verschwinden.

Das Ende der Dercon-Intendanz beruhe laut Lederer auf beidseitigem Einverständnis. Das Konzept sei „nicht wie erhofft aufgegangen“. Die Volksbühne brauche „umgehend einen Neuanfang“.

Die Intendanz von Dercon hatte bereits seit ihrer Ankündigung immer wieder für Proteste gesorgt. Unter anderem wurde die Bühne für mehrere Tage von Aktivisten besetzt. Das damals mitverantwortliche Kollektiv "Staub zu Glitzer" kündigte für den Freitag ein Statement zur aktuellen Entscheidung an.

Der alte Mann dreht derweil weiter seine Runde um die Volksbühne. Einen hässlichen Klebestreifen rupft er von der Theaterfassade und steckt ihn sich in die Tasche. Ordnung muss sein.

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