Berlinale-Eröffnung und Pressekonferenz mit Bill Murray & Co: Die Stars von „Isle of Dogs“ sind gut aufgelegt
Bill Murray, Tilda Swinton, Bryan Cranston: Der Eröffnungsfilm „Isle of Dogs“ ist hochkarätig besetzt. Die Stars hatten bei Gala und Pressekonferenz gute Laune.
Endlich mal wieder ’ne Demo zur Eröffnung, hat schließlich lange Tradition bei der Berlinale. Diesmal gegen „Erdowahn“ und deutsche Waffen für die Türkei, ein Häuflein Protestierer nur, aber immerhin. Anderes dagegen ist neu und überraschend an diesem Donnerstagabend im Berlinale-Palast.
Sonst hängt im Foyer für jeden am Film des Abends Beteiligten ein Riesenfoto fürs Autogramm – diesmal nur für Regisseur Wes Anderson, die anderen quetschen ihre Namen auf ein einziges Filmplakat von „Isle of Dog“ – na gut, es sind vielleicht auch zu viele.
Und noch etwas ist bemerkenswert an dieser Gala. Dieter Kosslick tritt, wie schon in den Vorjahren, immer mehr in den Hintergrund, hat nur gut fünf Minuten zu bestreiten, das reicht für nicht viel mehr als einen Witz, der aber nicht zündet. Aber Lob gibt es für ihn reichlich, von Monika Grütters, von Michael Müller, mit anschließendem überaus warmen Applaus.
Selbstverständlich war auch Me-too Thema
Die Me-too-Debatte? Durfte nicht fehlen, besonders die Kulturstaatsministerin machte dies zum zentralen Thema ihrer Begrüßung, beklagte, dass seit Wochen immer nur von Männern in Bademänteln die Rede sei statt von Frauen in Hosen. Ansonsten dominierte Anke Engelke, über weite Strecke Alleinunterhalterin, gekonnt wie eh und je – egal, ob sie nun Dame Helen Mirren („Sexy Shades of Grey“) begrüßte oder Frank-Walter Steinmeier, der selten glücklicher gewesen sein könne als jetzt, „nicht aktives SPD-Mitglied sein zu müssen“.
Auch mit der „Isle of Dogs“-Truppe machte sie ihre Späßchen, nicht alle waren ihr gewachsen und bekamen trotzdem hinterher herzlich Beifall. Sogar schon zum zweiten Mal an diesem Tag, nach der überaus launigen Pressekonferenz zu Wes Andersons Animationsfilm, sogar gesungen wurde da: „Ba ba ba ba Barbara Ann...“ Irgendwem vorne auf dem Podium – Jeff Goldblum? Bill Murray? – waren bei der Vorstellung des Kollegen Bob Balaban die Beach Boys eingefallen, er stimmte den alten Partykracher an, angepasst auf Ba-ba- ba-ba-Balaban, und die anderen machten mit.
So viel Sangesfreude steckt an, denn als sie dort oben später noch ein spontanes „Happy Birthday to you“ in den dichtgefüllten Saal schmetterten, war die versammelte Presse nicht mehr zu halten. Es ging ja auch um den Jüngsten im Saal, Royu Rankin, Sprecher des kleinen Atari, gerade elf Jahre alt geworden und er wünscht sich – was Wunder! – einen Hund.
Irgendwelche Lehren für die Zukunft der Berlinale, die man aus der ersten Filmpressekonferenz ihres 68. Durchlaufs ziehen könnte? Ein größeres Podium muss her, damit alle Beteiligten Platz haben. Zehn Mann und eine Frau hoch saßen sie hinter ihren Tischen, in der Mitte Regisseur Wes Anderson, aber unten in der ersten Reihe waren noch mal neun Beteiligte platziert, sogar Tilda Swinton.
Eine muntere Truppe, das muss man schon sagen, auch wenn vor allem der gute alte Wes zu Wort kam. Selbst einer wie Bryan Cranston, nach der Wichtigkeit des Schweigens befragt, sprach seine Antwort zum Jux nur lautlos in den Raum, nun ja, Lippenlesen kann nicht jeder.
Wes also, von dem man gleich wissen wollte, wie die Idee zum Film entstanden sei und der sich erst mal auf den Dramatiker Tom Stoppard berief. Der habe mal gesagt, dass er beim Schreiben eines Stückes anfangs nicht eine, sondern gleich zwei Ideen habe, die sich erst im Laufe der Arbeit mischten. Nun, so sei das auch mit „Isle of Dogs“ gewesen. Am Anfang hätten er und die Drehbuchautoren Roman Coppola und Jason Schwartzman eine Geschichte über Hunde erzählen, die man sich selbst überlassen hat.
Wes Anderson würde nie auf digitale Technik umsteigen
Diese Geschichte hätte überall spielen können, aber da sei auch seit langem der Wunsch gewesen, etwas mit Japan zu machen, einen Film in der Tradition Akira Kurosawas und anderer berühmter Regisseure. Klar, dass es sich dabei um ein Fantasy-Japan handele. Die politische Dimension? Am Anfang habe das Problem bestanden, „unsere Politik dieser japanischen Stadt zu erfinden“. Diese Politik sei eine Fantasie, die aber Wirklichkeit spiegele. „Denn während wir an dem Film gearbeitet haben, hat sich die Welt ja gehörig verändert.“
Aber von Anfang an so geplant – nein, Anderson betont es mehrfach: Wenn er am Drehbuch schreibe, habe er nicht schon die gesamte Idee vor Augen. „Man trägt Ideen zusammen, der Widerspruch entsteht erst im Laufe des Zusammenspiels dieser Ideen.“
Bei der Umsetzung träten dann plötzlich kleine Probleme auf, die lange zu schaffen machen, etwa, wenn eine der Puppen nicht richtig zu lächeln vermag. Aber trotz dieser handwerklichen Probleme auf digitale Technik umsteigen? Fiele Wes Anderson nicht ein. Er setzt auf Puppen, Modelle, Stop-Motion-Tricktechnik, lobt an diesen Modellen ihren „gewissen Charme“, den er auch an den Filmen von Alfred Hitchcock oder Carol Reed so schätze, sie gehörten zur Tradition der Filmkunst.
Noch eine Frage an die Runde: Haben Sie Hunde? Fast jeder hat da Erfahrungen, doch keiner so dramatische wie die Sprecher von Boss und Duke: Bill Murrays Jack Russel Mix jedenfalls wurde schon einmal von einem Coyoten gebissen. Jeff Goldblums rothaariger Pudel Woody dagegen packte beim Hundefriseur eine unerwartete Leidenschaft, als ein Chihuahua vorbeilief. Er riss sich los, sprang vom Tisch, der Tisch fiel um und auf Woody. Ein Bein war danach perdu.
16.2., 10.30 Uhr (Friedrichstadt-Palast); 17.2., 10 Uhr (Haus der Berliner Festspiele) und 15.30 Uhr (Zoo-Palast)