Messen der Berlin Art Week: Die Retter vom Rhein
Die Art Berlin Contemporary wird zur Art Berlin und von der Kölner Messegesellschaft ausgerichtet. Die Positions lädt Galerien aus Osteuropa ein. Bewährtes trifft auf Neues. Das ist gut für Berlin.
Wir wollen reden. Über den Handel mit Kunst, ihre Wahrnehmung, ihren Wert. Vor allem über die Kunst selbst. Ein riesiges Podium tat dies am vergangenen Wochenende. In der Berghain-Kantine, 46 Stunden lang. „Good to talk“ war ein einzigartiges Format, organisiert von Berliner Galerien wie Eigen + Art Lab, Tanja Wagner oder Thomas Fischer. Ein Schwamm, der kurz vor der Berlin Art Week alles aufsog, was Berlins Künstler und Galeristen umtreibt.
Der Markt und seine Entwicklung ist weiterhin ein existenzielles Thema. „Good to talk“ hat erste Antworten darauf gegeben: mit neuen Allianzen. Sie finden sich auch im neuen Format der Messe Art Berlin Contemporary (ABC), die jetzt Art Berlin heißt und von der Kölner Messegesellschaft ausgerichtet wird. Einiges bleibt vertraut im Stadion am Gleisdreieck, das vom 14. bis 17. 9. insgesamt 110 Galerien aus 16 Ländern präsentiert. So das Team der ehemaligen ABC-Direktorin Maike Cruse, die auch die Art Berlin verantwortet. Im Innern aber warten Überraschungen.
Die neue Unübersichtlichkeit ist eine Chance
Die Messe öffnet sich. Für die Kunst nach 1945, wie sie von den Berliner Galerien Georg Nothelfer, Jörg Maaß Kunsthandel oder Klaus Gerrit Friese vertreten wird. Und ebenso für Positionen, die stark am Markt, aber weniger konzeptlastig sind, wie sie die abc lange favorisierte. Berliner Galeristen wie Michael Schultz oder Michael Haas profitieren davon ebenso wie die Messe selbst. Hinzu kommen Schwarzer oder Setareh aus Düsseldorf mit Arbeiten von Warhol über Imi Knoebel bis zu Jakob Mattner und Wolfgang Betke im Programm.
Es wird mehr und unübersichtlicher, doch beides ist eine Chance. Es soll die Sammler locken. Sie treffen auf Bewährtes, können jedoch auch jene Entdeckungen machen, für die Berlin nach wie vor steht: für junge, spannende, noch nicht fest im Markt verankerte Kunst. Neue Erfahrungen, Experimente, der eigene ästhetische Geschmack. Auf diesen Mehrwert haben hiesige Galerien immer gesetzt und werden es weiter tun.
Die Positions ermöglicht seltene Entdeckungen
Dafür steht auch die Positions Berlin. Die zweite wichtige Kunstmesse findet in der Treptower Arena ebenfalls vom 14. bis 17. 9. statt. Insgesamt 84 Galerien aus 15 Ländern konzentrieren sich auf zeitgenössische Kunst; darunter die Berliner Burster, Poll, Zellermayer oder Dr. Julius/AP. Ein Schwerpunkt liegt auf osteuropäischen Künstlern, wie sie von den Galerien Contour Art (Vilnius) oder Senso Art (Bukarest) vertreten werden. Mit ihnen ermöglicht die Positions Entdeckungen, die nicht auf jeder Messe zu finden sind.
Flankiert wird das Programm durch das „Gallery Opening“ am 15.9. Die beteiligten Galerien haben bis 21 Uhr geöffnet und zeigen Highlights wie Harun Farocki (Galerie Barbara Weiss), Sergej Jensen (Galerie Neu), Barbara Kruger (Sprüth Magers), Gordon Matta-Clark (Galerie Thomas Schulte) oder Richard Prince (Galerie Max Hetzler). Man hat miteinander geredet – Berlin bekommt das gut.
Art Berlin, Luckenwalder Str. 4–6, Eröffnung 14. 9., 16–20 Uhr. Positions, Eichenstr. 4, Eröffnung 14. 9., 18–22 Uhr. Preisvergaben: Peter-Schlüschen-Preis für Nachwuchsfotografie, 16. 9., 18 Uhr. Kunstpreis der Berlin Hyp, 17. 9.; 13 Uhr. VBKI-Preis Berliner Galerien am 15.9., 11 Uhr, Ludwig Erhard Haus, Fasanenstr. 85.
Christiane Meixner