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"Horizonte" heißt das Mauer-Kunstprojekt in Weimar: Auf dem Theaterplatz werden an diesem Montag 16 Beton-Mauerteile aufgestellt. Sie sollen bemalt werden.
© AFP/Martin Schutt

Kunstprojekt in Weimar: Die Mauer kommt hin!

Das umstrittene Berliner Mauerbau-Projekt DAU ist 2018 geplatzt. Nun wird die Mauer in Weimar wieder aufgebaut, auch eine Kunstaktion. Und keiner protestiert.

War da nicht was? Riesenaufregung, erbitterte Debatte zwischen Fans und Protestlern, als letztes Jahr in Berlin die Mauer wieder auferstehen sollte? Erinnert sich noch jemand an das sagenumwobene, respektive gerüchteumflorte DAU-Projekt, das Unter den Linden am Ende geplatzt ist?

Und jetzt diese Kunde aus Thüringen - nein, nicht zum Ausgang der Wahl, sondern eine Top-Nachricht aus Weimar: Dort hat das Deutsche Nationaltheater "die Absicht, eine Mauer zu errichten", wie dpa meldet. Bis zum 9. November, an dem sich der Fall der Mauer zum 30. Mal jährt, soll eine Art Neubau der früheren deutsch-deutschen Grenzanlage auf dem Theaterplatz mitten in der Klassikstadt entstehen.

Keine Sorge: Das Ding kommt wieder weg, wenn auch nicht komplett. Offenbar hat auch niemand die Absicht, mit der Weimarer Mauer Teile der Stadt einzuschließen. Auch eine Visumpflicht ist nicht vorgesehen, wie es bei DAU spielerisch der Fall sein sollte. Hasko Weber, der Intendant des Nationaltheaters, erklärte vielmehr, es handele sich nicht um eine trennende, sondern um eine verbindende Maßnahme.

„In unserem Kunstprojekt ,Horizonte' wandelt eine Mauer innerhalb von zehn Tagen ihren Charakter und wird zum Zeichen von Gemeinsamkeit", so Weber. "Menschen aus den verschiedensten Bereichen unserer Stadtgesellschaft werden mit dem Erwerb einzelner Mauerteile die Bürgerstiftung Weimar unterstützen.“

Man wolle sich aus einer geschichtlichen Erfahrung heraus gemeinsam engagieren, "ganz konkret. Im Hier und Jetzt. Mit einem positiven Ziel.“

Am heutigen Montag werden deshalb 17 Betonelemente aufgestellt, für 20 Meter Mauer. Das ist fast nichts, die Originalmauer an der innerdeutschen Grenze war knapp 1400 Kilometer lang. Bis zum 9. November will die Künstlerin Christina Wildgrube den antifaschistischen Schutzwall von Weimar dann bunt bemalen. Begleitet wird ihre Arbeit von kleineren Aktionen von Ensemblemitgliedern des Theaters sowie der Staatskapelle Weimar.

Und am Jubiläumstag soll die „Weimarer Mauer“ dann nicht wie die Mauer vor 30 Jahren komplett fallen, denn einige Betonteile bleiben zunächst stehen. Wer will, kann auch einen Mauer-Kunstblock kaufen, für den Kinder- und Jugendfonds der Weimarer Bürgerstiftung. Einstiegspreis: 500 Euro.

Mauerbau zum guten Zweck. Vielleicht hört man deshalb bisher nichts von protestierenden Opfern des SED-Regimes. Lediglich die "Leipziger Volkszeitung" fragt, ob der Weimarer Mauerbau das ist, was die Thüringer nach dem komplizierten Ausgang ihrer Landtagswahl brauchen.

Vom DAU-Projekt des russischen Gesamtkunstwerkers Ilya Khrzhanovsky hat man seit Januar übrigens nichts mehr gehört. Anfang des Jahres war ein zweiter Anlauf in Paris unternommen worden; das Ergebnis blieb aber eher flau als DAU. Den Medienberichten zufolge konnte das Film-Theater-Projekt die hochgesteckten Erwartungen nicht ansatzweise erfüllen. (mit dpa)

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