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Lea Rosh, am 1. Oktober 1936 in Berlin geboren.
© dpa

Lea Rosh zum 80.: Die Mahnerin

Ohne sie wäre es vielleicht nichts geworden mit dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas: Lea Rosh, der Initiatorin des Holocaust-Mahnmals, zum 80. Geburtstag.

Sie hat gekämpft, über 15 Jahre lang, lag allen in den Ohren, drängelte, insistierte, provozierte: Nicht zuletzt der Beharrlichkeit von Lea Rosh verdankt Berlin, verdankt Deutschland das Denkmal für die ermordeten Juden Europas gleich neben dem Brandenburger Tor. Unermüdlich hat sie sich für das viel debattierte Holocaust-Mahnmal engagierte - wenn auch nicht immer im Sinne der Shoah-Opfer.

Als Lea Rosh bei der Eröffnungsfeier für Peter Eisenmans Stelenfeld im Mai 2005 einen im Vernichtungslager Belzec gefundenen Backenzahn in eine der Stelen eingebracht wissen wollte, löste ihr Wunsch Empörung aus – sie gab den Zahn dann an die polnische Gedenkstätte zurück.

Das Mahnmal wurde ihr Lebensaufgabe, ihr Lebenswerk - wie überhaupt ihre Interventionen an der Sensibilisierung und Stärkung des Geschichtsbewusstseins in der Berliner Republik einen nicht geringen Anteil haben. Bis heute fungiert sie als Vorsitzende des Mahnmal-Förderkreises und als stellvertretende Vorsitzende des Kuratoriums.

Ihre Lebensaufgabe: das Berliner Holocaust-Mahnmal.
Ihre Lebensaufgabe: das Berliner Holocaust-Mahnmal.
© dpa

Streitbar war die 1936 als Edith Rosh in Berlin geborene Journalistin und Publizistin schon immer. Wegen der Kritik an ihrem mit 18 Jahren selbstgewählten neuen jüdischen Vornamen – Rosh stammt aus einer protestantischen Familie, trat aber aus der Kirche aus – zog sie gar vor Gericht.

Was man beim Rückblick auch auf eher geschmacklose Mahnmal-Spendenaufrufe leicht vergisst: Die studierte Historikerin und Soziologin gehörte nach ihren Anfängen als RIAS-Reporterin zu den ersten Frauen mit Macht im deutschen Fernsehjournalismus: als Regisseurin von TV-Dokumentationen, Moderatorin von „Kennzeichen D“ und vor allem als Chefin des NDR-Landesfunkhauses Hannover in den 90er Jahren.

Im Berliner Politik- und Kulturbetrieb ist Lea Rosh eine feste Größe

Im hiesigen Kultur- und Politikbetrieb ist die Frau mit der markanten Stimme und der energischen Frisur bis heute präsent, ob sie nun Zeitungsanzeigen für Merkels Flüchtlingspolitik schaltet oder den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche mit Spenden unterstützt. Lea Rosh ist Mitglied der SPD, diskutiert in ihrem „Salon“ einmal im Monat kontroverse Themen, verfasst Bücher und Theatertexte.

An diesem Sonnabend feiert die mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille und dem Geschwister-Scholl-Preis geehrte Mahnerin ihren 80. Geburtstag. Sie halte es da mit dem betagten Adenauer, sagte Lea Rosh der dpa, sie „fange grad erst an“.

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