Die Deutsche Bank im Prinzessinnenpalais: Die Kunst zieht um
Die Deutsche Bank wandert mit ihrer Kunst nächstes Jahr ins Prinzessinnenpalais Unter den Linden. Erste Details über die neuen Berliner Pläne.
„Was kann der Papagei, was andere Vögel nicht können?“ fragt die Museumspädagogin. Ein Steppke reckt sofort den Finger: „Na, reden!“ Schon ist die junge Besuchergruppe in der DB-Kunsthalle mitten im Gespräch über ein Werk des südafrikanischen Künstlers Kemang Wa Lehulere, bei dem tatsächlich ein Papagei auf einem Ast sitzt, der aus einem erstaunlichen Gebilde aus halben Tischen und Vogelhäuschen herausragt. Im Laufe der Unterhaltung klären die Schüler, was es mit den Vögeln und Lehulere auf sich hat, dem Künstler des Jahres der Deutschen Bank. Kunst ermöglicht Kommunikation, für ein Geldinstitut die kultivierteste Form, ins Gespräch zu kommen.
Die Deutsche Bank verfolgt diese Praxis seit über 30 Jahren mit einer eigenen Sammlung: 50 000 Arbeiten mehrheitlich auf Papier, die sich auf Filialen in der ganzen Welt verteilen. Um mit der Kunst auch öffentlich präsent zu sein, betreibt sie seit 1997 in Berlin eine Kunsthalle. Nach der Restitution ihres einstigen Sitzes Unter den Linden wurden in die prächtige alte Kassenhalle nicht wieder Schalter eingebaut, sondern man gründete eine Galerie. Im Gespann mit der Guggenheim Foundation entstand hier die Deutsche Guggenheim, ein Coup in der sich formierenden Hauptstadt, deren Kunstwunder gerade erst begann.
Schöner, größer, anders
Als die Bank die Partnerschaft nach 15 Jahren beendete, war der Jammer groß. Die Stadt fürchtete, einen qualitativ hochstehenden und eleganten privaten Ausstellungsorte zu verlieren. „Politik und Wirtschaft“ sollten sich fortan in der schönen Halle austauschen, hieß es zunächst. Am Ende besann sich die Bank auf ihr Kunstengagement und setzte das Ausstellungsprogramm als DB-Kunsthalle fort: weniger opulent, aber immer noch mit exzellenten Präsentationen und hervorragendem Begleitprogramm.
Doch nun ist das endgültige Aus für die Kunst in der ehemaligen Kassenhalle gekommen, die Bank richtet an der Ecke Charlottenstraße wieder Geschäftsräume ein. Das Ende der Ausstellungsaktivitäten bedeutet dies allerdings nicht. Die Bank will es schöner, größer, anders machen – nur wenige Hausnummern weiter, Unter den Linden 5. Damit ist das Geheimnis gelüftet, was mit dem seit drei Jahren leerstehenden Prinzessinnenpalais geschehen wird. Ab Mai, Juni 2018 eröffnet die Deutsche Bank hier ein Forum für Kunst und Kultur. Gegenwärtig wird umgebaut. Weil die Gerüchteküche zu brodeln begann und neugieriges Nachfragen auf der Baustelle bereits zutage beförderte, wer die Mieter von Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner sind, der die Immobilie 2014 erwarb, bricht die Bank nun ihr Schweigen. Einen Namen für das neue alte Haus gibt es zwar noch nicht, aber der bisherige Sammlungsleiter und künftige Künstlerische Leiter des Prinzessinnenpalais’ Friedhelm Hütte sowie die beiden Chefinnen der DB-Kunsthalle Svenja von Reichenbach und Sara Bernshausen verraten erste Details.
Nicht zufällig findet das Gespräch zeitnah zur Frankfurter Hauptversammlung statt, in der die Bank Rechenschaft darüber ablegen muss, wie sie sich von den Rekordverlusten der letzten zwei Jahre weiter erholen will. Mit der Krise war auch die Kunst in den Blick geraten, erneut machte man sich Sorgen auch um das Ausstellungsprogramm. „Es wird keine Einschränkungen geben“, hatte Thorsten Strauß, der neue Chef der 2016 nach einer Restrukturierung gegründeten Abteilung Art, Culture & Sports, versprochen. Mit dem Prinzessinnenpalais soll die Vision kultureller und sozialer Förderung nun Gestalt annehmen.
Gute Nachrichten kann die Bank gebrauchen; die nun verkündete Verringerung der Verluste von 6,8 auf 1,4 Milliarden Euro im Jahr 2016 gehört nur bedingt dazu. Die Gründung eines neuen Standorts ist allemal gut fürs Image, zumal an einer der feinsten Adressen der Stadt, neben der Staatsoper, vis-à-vis der Humboldt-Universität und nur einen Katzensprung vom Deutschen Historischen Museum, der Museumsinsel und dem künftigen Humboldt-Forum entfernt. Im Prinzessinnenpalais verdreifacht sich die Ausstellungsfläche auf 900 Quadratmeter, neben drei bis vier Wechselausstellungen, die beibehalten werden sollen, wird auch die Sammlung der Bank gezeigt. Nachdem die Londoner Tate Modern mehrfach als Partnerin der DB-Kunsthalle aufgetreten war, soll es nun verstärkt Kooperationen mit Museen der Stadt und mit Privatsammlungen geben.
Auch die anderen Engagements der Bank sollen sichtbar werden
Für die Deutsche Bank ist es ein Sprung nach vorn, wie Friedhelm Hütte betont. Allerdings versteht er das Palais nicht als Ausstellungshaus, schon gar nicht als Museum. Auf den 3000 Quadratmetern, die insgesamt zur Verfügung stehen, wird es ein Crossover von Kunst, Kultur und Sport geben, mit Workshops, Lesungen, Konzerten. Neben der Kunst sollen auch die anderen Engagements eine Bühne erhalten, die Kooperation mit den Philharmonikern, dem Deutschen Buchpreis, der Villa Romana, der Deutschen Sporthilfe. Wie 400 junge Athleten ins Kulturprogramm eingebracht werden können, wie Kunst und Sport kombinierbar sind, das muss aber noch ausgeknobelt werden.
Der zum Palais gehörende Garten bietet nicht nur Platz für Skulpturen, sondern auch für sportliche Betätigung. Reine Ästheten mögen erschaudern. Für junge Künstler besteht darin kein Widerspruch, wie die letzte Berlin-Biennale zeigte, als Fitnessgeräte in der Akademie der Künste standen. Und eins wird sicher Stadtgespräch sein: Auch eine Gastronomie zieht wieder ein. Knapp 50 Jahre befand sich im Prinzessinnenpalais das legendäre Operncafé. Hier lässt sich gut reden.
DB-Kunsthalle, Unter den Linden 13/15, Lehulere-Ausst. bis 18. 6.; tägl. 10 – 20 Uhr.
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