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Die Band Banda Internationale über den Dächern von Dresden.
© Robert Rieger

Preisverleihung in Berlin: Die Kraft der Künste

Zum ersten Mal vergibt die Initiative „The Power of the Arts“ vier Projekten, die Menschen mit Migrationshintergrund fördern, einen Preis.

Am Dienstagabend, 12.12., verleiht die von der Philip Morris GmbH neugegründete Initiative „The Power of the Arts“ in der Akademie der Künste vier Preise im Wert von je 50.000 Euro an Projekte aus ganz Deutschland, die sich für die Integration von Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund einsetzen.
Eine Jury, bestehend aus Hans-Jörg Clement (Konrad-Adenauer-Stiftung), Chris Dercon (Intendant der Volksbühne), Ralf Fücks (Autor), Kübra Gümüsay (Publizistin und Aktivistin), Erika Hoffmann (Sammlung Hoffmann), Lamya Kaddor (Publizistin, Autorin und Islamwissenschaftlerin) und Nikeata Thompson (Choreografin und Tänzerin), wählte die vier Preisträger aus. Alle Projekte zeichnet aus, dass sie die verschiedenen Künste nutzen, um Menschen mit Migrationshintergrund oder Fluchterfahrung in die Gesellschaft zu integrieren. Die langfristig angelegten Projekte nehmen eine Vorreiterrolle ein und haben sich ein interkulturelles, offenes Miteinander zum Ziel gesetzt.
Unter den Preisträgern ist das Projekt „*foundationClass“ der Berliner Kunsthochschule Weißensee, das Geflüchteten und Asylsuchenden, die in ihrer Heimat geplant oder schon begonnen hatten, ein künstlerisches Fach zu studieren, ein Jahr lang ermöglicht, an ihrer Bewerbung für eine Kunsthochschule in Deutschland zu arbeiten. Ein Team aus Künstlerinnen und Künstlern unterstützt die Teilnehmenden dabei, eine eigene künstlerische Handschrift zu entwickeln. Das Konzept ist erfolgreich: Fast alle Teilnehmenden des ersten Jahrgangs studieren mittlerweile an einer Kunsthochschule. Mit dem Preisgeld soll eine weitere Klasse ein Jahr lang begleitet werden.
Außerdem gewann die Brass-Band „Banda Internationale“ – früher „Banda Comunale“ – aus Dresden, die sich seit Langem gegen Fremdenhass stark macht. Seit 2015 suchten die Bandmitglieder in Dresden und Umgebung gezielt nach geflüchteten Musikern, um ihre Band zu ergänzen. So kamen neue Mitglieder aus Syrien, Palästina, Iran, Irak und Burkina Faso hinzu. Gemeinsam interpretiert die mittlerweile fast 20-köpfige Band das Thema „Heimat“ neu und tritt an verschiedenen Orten in Sachsen auf, z.B. bei Pegida-Gegendemonstrationen oder in Freital. Auch Workshops mit geflüchteten Jugendlichen an sächsischen Schulen gehören zum Programm der Band.
Das Projekt „label m“ aus Saarbrücken verbindet kulturelle Bildung mit sozialer Arbeit und fördert Kinder und Jugendliche aus unterschiedlichen Kulturen durch Workshops und Kurse in den Bereichen Musik, Graffiti-Kunst und Videoproduktion in ihrer Entwicklung. Dabei thematisieren die jungen Teilnehmenden auch Migrations- und Fluchterfahrungen. „label m“ möchte durch eine Diskussionskultur Vorurteile abbauen und außerdem mehr Öffentlichkeit für Jugend- und Subkulturen schaffen.
„Un-Label“ aus Köln, der vierte Preisträger, lotet inklusive Möglichkeiten des darstellenden Spiels aus, um Labels und Grenzen zu überwinden und Menschen mit und ohne Behinderungen – egal welcher Herkunft – neue Möglichkeiten auf ihrem Karriereweg im kulturellen Bereich zu eröffnen. Rund 100 Künstlerinnen und Künstler aus ganz Europa arbeiten in Performances und Workshops zusammen. Bis Ende 2018 soll eine inklusive und interdisziplinäre Performing Arts Company gegründet werden.
Rund 150 Projekte aus ganz Deutschland bewarben sich um die Preise, darunter neu gegründete und etablierte, kleine und große gemeinnützige Initiativen und Vereine, die sich alle in den Bereichen Musik, Kunst, Tanz und Theater für die kulturelle gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Migrationshintergrund und für Bildungs- und Karrierechancen insbesondere auch für Frauen engagieren.
Die Philip Morris GmbH sponsert seit Jahrzehnten soziale und kulturelle Projekte. Mit dem in diesem Jahr erstmals vergebenen Preis „The Power of the Arts“ verbindet sie jetzt gesellschaftliches und kulturelles Engagement miteinander. Der Tabakkonzern will „The Power of the Arts“ weiterführen und 2018 erneut vier Initiativen mit einem Preis auszeichnen.

Stefanie Borowsky

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