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Xin Zhi Lei
© Berlinale

"Crosscurrent" bei der Berlinale: Die Frau am Ufer

Ein Jangste-Poem aus China: Der junge Chun will in Yang Chaos "Crosscurrent" den verstorbenen Vater mit einem Fisch-Ritual erlösen.

Vielleicht steigt man doch zweimal in denselben Fluss. Wenn es der Jangtse ist, wenn es mit dem Lastkahn flussaufwärts geht, von Schanghai über Yibin bis zur Quelle, wenn am Ufer eine Frau steht, schön und nah und unerreichbar, weil sie sich auf dieser Zeitreise in die entgegengesetzte Richtung bewegt.

„Crosscurrent“ aus China ist der mysteriöseste Wettbewerbsfilm in diesem Jahr. Während China boomt, als Film-Absatzregion wie als potenter Player etwa in den USA, während der „Hollywood Reporter“ mit Blick auf Chinas Marktmacht fragt, ob der Berlinale-Termin wegen des chinesischen Neujahrs verschoben werden sollte, straft Regisseur Yang Chao all das Getöse Lügen – mit einem suggestiven Bilderpoem.

Eine Geistergeschichte, ein Enigma: Der junge Chun (Qin Hao), der die Seele seines verstorbenen Vaters mit einem Fisch-Ritual erlösen will, schippert auf seinem rostigen Kahn den Jangtse hoch. Auf jeder Station werden Gedichtverse eingeblendet. Verfallene Buddha-Pagoden kommen in Sicht, Zeichen erscheinen im Ufersand – und immer ist die schöne Frau da (Xin Zhi Lei), nach der Chun sich sehnt. Das alte, verlorene China, aufgehoben im China von heute, in fantastischen Wasserbildern und Seelenlandschaften. Kino als Kalligrafie, als Klangzauber, mit stampfenden Motoren, rasselndem Anker, Wind im Schilf, bis der Drei-Schluchten-Damm die Reisenden auseinanderbringt, diese gigantische Schleuse, die vom Fortschritt zerstörte Natur.

16.2., 12.30 Uhr (Zoo-Palast), 15.30 Uhr (Friedrichstadt-Pal.); 20.30 Uhr (HdBF); 21.2., 14.45 Uhr (HdBF)

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