Im Kino: "No Way Out": Die Feuerreiter von Arizona
Flammendes Inferno: Das Actiondrama „No Way Out“ bietet altmodisches Heldenkino.
Sie sollen sich die Schönheit der Landschaft einprägen, rät der Kommandant, nachdem er seine Männer auf einen Gipfel raufgejagt hat. Wenn sie erst einmal ihre Feuertaufe bestanden hätten, könnten sie in den Bergketten und Tälern nichts anderes mehr sehen als Brennstoff.
Der Kommandant ist Eric Marsh (Josh Brolin), Chef einer kommunalen Feuerwehreinheit in Arizona. Er träumt davon, seine Truppe zu Hotshots zu machen, oder wie es offiziell heißt: zu einer „Interagency Hotshot Crew“, einer landesweit zur Waldbrandbekämpfung eingesetzten Eliteeinheit. Hotshots heißen sie, weil sie direkt am Feuer zum Einsatz kommen. Ihr Werkzeug besteht aus Spaten, Äxten, Kettensägen und Flammenwerfer, womit sie Schneisen schlagen und kontrollierte Gegenfeuer legen. Mit Wasser kommen sie nur in Kontakt, wenn ein Löschflugzeug über ihnen seine Ladung ablässt.
Regisseur Joseph Kosinski, der sich mit seinen Science-Fiction-Filmen „Tron“ (2011) und „Oblivion“ (2013) bislang eher in virtuellen Welten bewegte, setzt diesen bodenständigen Schwerstarbeitern im Actiondrama „No Way Out: Gegen die Flammen“ ein Denkmal. Eigentlich verwunderlich, dass die Brandbekämpfung nicht längst als Gegenstand des Blockbusterkinos entdeckt wurde: Die infernalischen Feuer garantieren visuelles Spektakel, und die furchtlosen Feuerwehrmänner bieten einen idealen Stoff für altmodisches Heldenkino.
Man kennt das Pathos aus Polizei- und Kriegsfilmen
Für ihren Beruf trainieren sie hart, opfern ihr Privatleben, setzen ihr Leben aufs Spiel und entwickeln Kameradschaftsgeist – Topoi, die man aus Polizei- und Kriegsfilmen kennt. Doch von diesen Geistesverwandten unterscheidet sich „No Way Out:“ durch eine gewisse Unschuld: Wo Polizisten und Soldaten schnell in moralische Grauzonen geraten, führen die Hotshots einen heroischen Kampf gegen das Feuer.
Weniger unschuldig geht es dagegen innerhalb der Gruppe zu. Derbe Witze dominieren, und Neulinge werden zur Begrüßung erst mal schikaniert. Nach dem Einsatz lassen die Männer dann die Beine über dem Grand Canyon baumeln und beobachten die glimmenden Feuer auf der anderen Seite. Hin und wieder stürzt ein Baum in die Tiefe und zerbirst in einem Feuerball. Adrenalin, Testosteron und Pathos lauten die Hauptbestandteile von „No Way Out“. Sonderlich subtil ist das sicherlich nicht, aber Waldbrandbekämpfung ist eben ein männliches Sujet.
Was nicht bedeutet, das der Film frei von Zwischentönen ist. Wie der drogensüchtige Nichtsnutz Brendan McDonough (Miles Teller) allmählich in die Gruppe aufgenommen wird und seine Selbstachtung zurückgewinnt, ist nuanciert erzählt. Als überraschend vielschichtig entpuppt sich auch Marsh, dessen wortkarge Entschlossenheit an klassische Westernhelden erinnert. „Willst du drüber reden oder ziehst du deine John-Wayne-Nummer ab?“, fragt ihn seine Frau Amanda (Jennifer Connelly). Aber statt – wie der Duke – das Gespräch damit zu beenden, dass ein Mann nun einmal tun muss, was ein Mann tun muss, fangen hier die Probleme erst an. Der Konflikt zwischen Ehe und lebensgefährlichem Beruf wird immer wieder neu verhandelt. Auch die unerwartete Vorgeschichte des Paares spielt eine wichtige Rolle.
Die Brandsequenzen sind visuell eindrucksvoll
Die Charakterzeichnungen gehören – neben den beeindruckenden Brandsequenzen – zu den Stärken des Films. Das ist zum einen dem ausgezeichneten Darstellerensemble zu verdanken (u. a. Jeff Bridges als Marshs väterlicher Mentor), deren Figuren reale Vorbilder zugrunde liegen. Das Drehbuch basiert auf einem im Magazin „GQ“ erschienenen Artikel, der die wahre Geschichte der Granite Mountain Hotshots aus Prescott, Arizona erzählt.
Waldbrände treten in den USA immer öfter auch außerhalb der üblichen Saison und abseits der gewohnten Regionen auf. „No Way Out“ zeigt, was in den Nachrichten nicht vorkommt: die strategische und die menschliche Seite der Brandbekämpfung. Der Film gibt den Männern, die sich den Flammen entgegenstellen, eine Geschichte. Amerikanisches Heldenkino, abseits der üblichen Kriegsschauplätze.
In 8 Berliner Kinos; OV: Neukölln Arcaden, Cinestar im Sony Center
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