Leipziger Buchmesse: Die Buchpreisbindung muss weg!
Die Buchpreisbindung entbindet den Markt von Wettbewerb, schadet durch festgelegte Preise der Kundschaft und verhindert wahre Wahlfreiheit. Ein Gastbeitrag.
Die Buchwelt pilgert nach Leipzig – es ist Buchmesse! Schon seit dem 17. Jahrhundert ist die Leipziger Buchmesse ein fixer Termin für Autoren, Verleger, Händler und Büchernarren. Doch in den vergangenen 400 Jahren hat sich viel verändert. Der Buchmarkt aber steckt noch in der Vergangenheit fest.
Seit 1888 gibt es die Buchpreisbindung, die jeglichen Preiswettbewerb im Buchhandel verbietet. Das ist nicht zeitgemäß und vor allem nicht marktwirtschaftlich. Schaffen wir die Buchpreisbindung endlich ab!
Ziel der Buchpreisbindung war bei ihrer Einführung im 19. Jahrhundert der Schutz des „Kulturguts Buch“. Der Verlag definiert für jedes Buch einen festen Preis, von dem kein Händler – egal ob vor Ort oder online – abweichen darf. Nur Mängelexemplare dürfen günstiger angeboten werden. Ziemlich widersprüchlich, oder verliert ein Buch seinen kulturellen Wert, wenn der Buchrücken zerkratzt ist?
Der fehlende Wettbewerb führt zu höheren Margen
Selbst E-Books unterliegen dank der Lobbyarbeit von Börsenverein und Verlagen seit 2016 der Preisbindung. Es ist wenig fortschrittlich, wenn Gesetze aus dem 19. Jahrhundert einfach auf völlig neue Situationen angewendet werden. Und auch andere Entwicklungen werden außer Acht gelassen: Anders als 1888 ist Deutschland heute Mitglied der EU und richtet sich nach den gemeinsamen europäischen Gesetzen. Es ist absehbar, dass der europäische Gerichtshof die Buchpreisbindung für E-Books wegen der europäischen Warenverkehrsordnung wieder kassieren wird.
Die festen Buchpreise würden es ermöglichen, dass über Bestseller kleinere Publikationen quersubventioniert werden, sagen die Befürworter. Doch der internationale Vergleich zeigt, dass das Buchangebot durch die Preisbindung nicht größer wird. In Frankreich etwa gibt es eine Preisbindung, aber es wird wenig verlegt. In Großbritannien bilden sich die Preise seit 1997 frei – und jährlich finden zahlreiche neue Titel den Weg in die Verkaufsregale, Tendenz steigend. Vom fehlenden Wettbewerb profitieren also nicht die Kunden. Nur die Margen sind höher.
Die Buchpreisbindung entbindet den Buchmarkt von echtem Wettbewerb und schadet so durch die einseitig bestimmten hohen Preise den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Monopolkommission sieht das genauso und hat im vergangenen Jahr ebenfalls das Ende der Buchpreisbindung gefordert. Sie sei ein schwerwiegender Markteingriff, dem ein unklares Schutzziel gegenüberstehe. Den Strukturwandel im Buchhandel hin zum Online-Handel könne auch die Buchpreisbindung nicht verhindern.
Das Internet berät nicht, verkauft Bücher aber zum gleichen Preis
Die Einkaufsgewohnheiten der Bürgerinnen und Bürger und die Geschäftsführung der Händlerinnen und Händler kann der Staat nicht diktieren. Wer den neuen Dan Brown einen Tag vor dem Urlaub braucht, der bestellt per Overnight-Express im Internet und bezahlt für die schnelle Lieferung mehr. Wer individuelle Beratung sucht, der geht in den Buchladen und bezahlt für die Beratung. Wäre das nicht wahre Wahlfreiheit für alle? Zurecht beklagen sich viele örtliche Buchhändler, dass ihre Beratungsleistung nicht gewürdigt wird. Das Internet berät nicht, verkauft Bücher aber zum gleichen Preis. Amazon veranstaltet keine Lesungen und Autogrammstunden, Ausstellungen oder Diskussionsrunden. Das Stöbern und Schmökern und die Achterbahnfahrt der Augen über die Reihen der Buchrücken – die Magie eines Buchladens – wird der Online-Handel niemals nachahmen können. Der stationäre Buchhandel kann darauf stolz sein.
Es ist offenkundig, dass die Buchpreisbindung nicht mehr in unsere Zeit und auch nicht zu unserem marktwirtschaftlichen System passt. Sie muss endlich abgeschafft werden, um Kunden und Händlern mehr Freiheiten und Chancen zu geben. Dem Buch wird das nichts anhaben können. Denn die Neugier beim Schmökern, die fiebrige Aufregung bei fesselnden Geschichten und die Faszination eines Buches wird das nicht mindern.
- Ria Schröder (27) ist Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen, der FDP-nahen Jugendorganisation. Die Juristin lebt und arbeitet in Hamburg, wo sie Bücher im Laden um die Ecke kauft.
Ria Schröder
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