Leseraktion: Die besten Comics 2012 - die Leserfavoriten
So viele Einsendungen wie zur laufenden Suche des Tagesspiegels nach den herausragenden Comics 2012 haben uns selten zuvor erreicht. Hier eine aktualisierte Auswahl der Antworten.
Angesichts der nicht nachlassenden Flut an herausragenden Comics fällt vielen Lesern die Auswahl zunehmend schwer. Der Tagesspiegel kürt deshalb in Kürze die besten Comics des Jahres 2012. Das geschieht zum einen durch die Auswahl einer Fachjury. Dieser gehören folgende Comicexperten an: Anne Delseit (AnimaniA, Comix u.a.), Lutz Göllner (zitty), Volker Hamann (Reddition), Matthias Hofmann (Alfonz), Martin Jurgeit (Comixene), Stefan Pannor (Spiegel Online u.a.), Frauke Pfeiffer (Comicgate), Andreas Platthaus (FAZ) und Lars von Törne (Tagesspiegel). Die Ergebnisse der Jury-Wahl werden in Kürze auf den Tagesspiegel-Comicseiten veröffentlicht.
Darüber hinaus waren auch unsere Leserinnen und Leser aufgerufen, sich an der Abstimmung zu beteiligen. Unter den Teilnehmern verlosen wir mehrere Buchpreise - die Gewinner werden in Kürze benachrichtigt.
Hier eine aktualisierte Auswahl der Einsendungen:
Wären bei der Kür des besten Comics 2012 auch fremdsprachige Publikationen zugelassen wäre dies wahrscheinlich ein weitaus engeres Rennen, hauptgründlich da es trotz starker Konkurrenz schwierig wäre ein so größenwahnsinniges und gleichzeitig wunderschön gestaltetes Projekt wie Chris Wares "Building Stories", welches inhaltlich sogar das vielfach preisgekrönte Vorwerk "Jimmy Corrigan - The Smartest Kid on Earth" hinter sich lässt, nicht auszuzeichnen. Da wir uns dank mangelnder Übersetzung aber nicht mit dieser Problematik herumschlagen müssen, konzentrieren wir uns auf den deutschsprachigen Markt, für den es ein nicht minder bereicherndes Jahr war, sowohl mit deutschsprachigen Eigenproduktionen wie Nicolas Mahlers "Alte Meister" als auch ausländische Übersetzungen wie Christopher Blains und Abel Lanzacs "Quai d'Orsay" oder auch Manu Larcenets "Blast 1: Masse". Trotz starker Konkurrent gab gab es jedoch dieses Jahr eine Veröffentlichung, die in Bezug auf Innovationskraft mit grossem Abstand alle anderen Publikationen in den Schatten stellt: Die Rede ist von dem im Atrium Verlag erschienenem Buch "Große Fragen" von Anders Nilsen, einem knapp 600 Seiten starkem Werk, welches 15 Jahre in der Entstehung war, und dem es bisher leider noch nicht vergönnt war, abseits der Presse eine breite Öffentlichkeit zu erreichen. Nur selten trifft man auf Werke, welche nicht nur qualitativ überzeugen, sondern auch gleichzeitig durch ihre Einzigartigkeit neue Wege in ihrem Medium ebnen: Joe Sacco schaffte dies durch die Etablierung des Comicjournalismus in seinem "Palästina", Scott McCloud mit der Analyse des eigenen Mediums in "Comics richtig lesen" und David Mazzucchelli in "Asterios Polyp" durch seine meisterhafte innovative Verspieltheit mit Form und Struktur des Comics. Anders Nilsen schafft dies durch die schiere Einzigartigkeit der Welt, in die er uns entführt, eine Welt bevölkert von philosophierenden Vögeln, gestrandeten Piloten und weiteren surrealen Vorkommnissen. Er zeigt uns eine Welt, die allenfalls an Samuel Beckett erinnert, bevölkert von Figuren die einzig und alleine damit beschäftigt sind sich und ihre Umgebung zu verstehen, sich in ihrer Welt zurechtzufinden, ihren Platz zu behaupten, zu verstehen was wann wieso passiert. Es ist eine Welt ohne Erklärungen aber voller Vermutungen, eine Welt des Momentes, des Augenblickes und der unmittelbaren Aktion. Anders Nilsen lässt sich darauf ein und genau dies ist auch die große Stärke des Buches, der Mut den Augenblick über Seiten andauern zu lassen, sich auf Abfolgen von Momenten, einzelnen Gefühlen oder Handlungen zu beschränken. Dies erzeugt einen Leserhythmus, der einen sogartig erfasst und zwingt zu verweilen, sich von Augenblick zu Augenblick weiter voranzutasten. Das Verweilen fällt umso leichter, da Anders Nilsen zusätzlich ein herausragender Zeichner ist, der intelligent reduziert, selbstbewusst seine Linien setzt und zudem ein hervorragendes Verständnis für Komposition und Raum mitbringt. Er vollbringt es eine Welt zu erschaffen in der man sich verlieren kann (auch durch den schieren Umfang), die offen wirkt aber in sich auch wieder abgeschlossen ist. Er zeichnet Figuren die einem berühren, Situationen die brüllend komisch sind und Konflikte die trotz des surrealen Settings nichts von ihrer Lebensnähe verlieren. Über allem steht die Erkenntnis das jegliche Erkenntnis beschränkt ist, und das absolute Erklärungen der "Großen Fragen" auch weiterhin nichts weiter als mehr oder minder intelligente Vermutungen bleiben werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Anders Nilsen mit diesem Buch ein Geniestreich ohnegleichen gelungen ist, und dass er schon heute ohne Weiteres zu den ganz Großen des Comicbetriebes gezählt werden kann.
Meikel Mathias
Mein Favorit ist „Sweet Tooth“ (Band 2: Gefangen) (Jeff Lemire) , weil seine Bilder verwirren, berühren, amüsieren.
Dirk Speckmann
Ich votiere für "Bericht aus Russland" des italienischen Comiczeichners Igort. Es handelt sich um einen Kenner, der Russland, die Ukraine und Sibirien selbst bereist hat und darüber bereits veröffentlicht ("Berichte aus der Ukraine"). In "Berichte aus Russland" geht es um den Tschetschenien-Krieg und Anna Politkowskaja, auf deren Spuren er sich begibt. Der Leser folgt ihm dabei und es lässt einen nicht kalt. Die Zeichnungen sind toll und plastisch, aber es sind vor allem die Sätze, die im Gedächtnis bleiben. Ganz lakonisch. Zum Beispiel: "Mit 48 für die Wahrheit sterben. So etwas geschieht heute in Russland. Sterben, weil man unbequeme Tatsachen veröffentlicht". So ein Buch legt man nicht aus der Hand!!
Anne Bettina Koerner
Mein Favorit ist „Katastropolis“ von Rudolph Perez. Es ist für mich ein wunderbar doppelbödiger schräger Spiegel unserer Zeit mit ihrem allgegenwärtigen Alarmismus. Das Leben hinter/unter der Staumauer, die jederzeit zu bersten droht... Was bringt die Untergangs-/Wahnsinns-Sucht des 3. Jahrtausends treffender auf den Punkt?!
Uwe Spoerl
Für jemanden, der in seinem Leben noch nie eine Rezension geschrieben hat, ist es schwer etwas zu beschreiben, was man eigentlich selber gelesen haben muss. „Krepier oder stirb“, der Endzeit-Comic von Bela Sobottke, ist nicht nur ein Comic, sondern spiegelt auch das „Western-Leben“ in einer Stadt wie Berlin wieder. Wie immer in seinen Comics, hat Bela Sobottke jedes Detail seiner „Kunstwerke“ genau recherchiert und in Form von amüsanten und facettenreichen Zeichnungen umgesetzt. „Krepier oder Stirb“ ist nicht nur ein Augenschmaus, sondern auch ein Comic zum Abschalten und Genießen. Lasst Euch wieder einmal in die Welt des Westerns entführen. Noch in jedem seiner Comics hat Bela Sobottke einen drauf gesetzt bis zu diesem: hier waren’s gleich zwei!
Nicolai van de Bergh
Weitere Leserfavoriten
Für mich war bisher die größte Comicfreude 2012 „Saga“ die neue Serie von Brian K. Vaughan und Fiona Staples. Da mir bisher alles von Vaughan ausgesprochen gut gefallen hat, waren meine Erwartungen relativ hoch und wurden dennoch weit übertroffen, nicht zuletzt durch das Artwork von Fiona Staples, die es schon allein durch die Aussagekraft der Gesichtsausdrücke der Protagonisten auf den ersten Seiten geschafft hat, mich zu begeistern. „Saga“ ist eine Space Opera / Sci-Fi Geschichte in der ein junges Paar mit seinem frisch, mit den Hörnern des Vaters und den Flügeln der Mutter, geborenen Kind versucht seinen Platz im Universum zu finden. „Saga“ wurde laut Vaughan von „Star Wars“ inspiriert (oder besser von seiner Unzufriedenheit mit der Qualität der Prequels), und schnell wurden Vergleiche zu „Herr der Ringe“, „A Game of Thrones“, „Romeo und Julia“ und auch dem Neuen Testament genannt. Vaughan ist bekannt für clevere Szenarien und stimmige Dialoge, hier kommt noch ein Ideenreichtum bezüglich der Ausarbeitung der Charaktere hinzu, wie es wahrscheinlich nur im Fantasygenre möglich ist: Ob achtäugige, sechbeinige Kopfgeldjäger, Lügendetektorkatzen oder halbe Geisterbabysitter - all das und noch viel mehr ist hier zu finden, wunderbar umgesetzt von Fiona Staples, die mich spätestens bei der chinesischen Drachen-U-Bahn restlos für sich gewonnen hatte.
Stephan Lötzer
Der Flix mit seinem „Don Quijote“ soll gewinnen! Weil Flix es schafft, seinen eigenen Kampf gegen die Windmühlen zu gewinnen, indem es ihm gelingt, einen Literaturklassiker in Comicform aufzuwerten.
Loretta Sutter
Was erwarte ich von einem Comic? Er muss überraschen, das ist bekannt, auch aus der Kunst. Oh, und dann die Qual der Wahl das ungewöhnlichen zu suchen. „The Arrival“ von Shaun Tan hat mich berührt, kommt ohne Worte aus. Die intensiven Bilder breiten ein eigenes Universum der Gefühle vor meinem geistigen Auge aus, tragen durch die Geschichte, lassen mich schweben in den Ereignissen die mich berühren. Das ist es, ich will in meinen Gefühlen berührt werden. Die Menschen und ihre Schicksale in der Ukraine haben den Comiczeichner Igort erschüttert. Seine Eindrücke hat er in einem sehr persönlichen Comic verarbeitet. Die Geschichten sind wohl schon oft erzählt worden aber Igort hat ihnen ein Gesicht gegeben, das mehr bewegt als Worte. Bester Comic im Jahr 2012, hm?? Eine Entscheidung treffen, das ist unmöglich. Der Zufall soll entscheiden. Habe gerade „Blast“ von Manu Larcenet erstanden. Grau in Grau, wie der November, spiegelt er etwas wieder von der Stimmung dieses düsteren Monats vor dem „blast“ der grellen Weihnachtszeit. Mit wenig Worten und intensiven Bildern trägt er durch den Plot, bewegt, was will ich mehr. Ach ja, wo bleibt mein Erlebnis von „blast“.
Barbara Dohrn
Der amerikanische Verlag Dark Horse veröffentlichte im Juli 2012 ein 350 seitiges Hardcover-Buch, dass die gesamten von Richard Corben gezeichneten Kurzgeschichten der Horrormagazine „Creepy“ und „Eerie“ enthält. Die im Buch enthaltenen 40 Kurzgeschichten in Farbe und Schwarzweiß entstanden zwischen 1970 und 1978. Corben schuf sie in Zusammenarbeit mit verschiedenen Autoren. Sie stellen seinen Übergang, von der Undergrundcomixphase zu der Zeit als er mit Metal-Hurlant weltberühmt wurde, dar. Die Geschichten sind kurze, geradlinige Horrorstorys, die an den Geist der EC Comics der 50er anschließen. Corbens Zeichenstil ist eine Mischung aus Karikatur, der Strich und Fotorealismus, die Farben bzw. die Schraffur, gepaart mit Eisnerischer Erzähltechnik. Vor allem die Farbstorys , die von Corben im selbst entwickelten, aufwändigen Vierfarbdruckverfahren erstellt wurden, beeindrucken im Hinblick auf die damaligen Gegebenheiten (Computerkolorierung lag in den 70er noch weiter Zukunft!) noch heute. Neben den Comics befinden sich im Buch ein informatives Vorwort mit weiterführenden Leseempfehlungen zu Richard Corben des Koloristen Josè Villarubia, die von Corben gezeichneten Cover und Illustrationen sowie ein Nachwort, dass auf die schwierige Restauration eingeht. Mit diesem Buch wurde ich auf Richard Corben aufmerksam. Durch sein künstlerisches Können und technische Virtuosität öffnete er zahllosen Künstler neue Wege sich mit dem Medium Comic auszudrücken und ist wohl DER Comiczeichner der 70er, sorry Moebius. Die Auseinandersetzung mit seinem Werk, hat meinen künstlerischen Horizont um vieles erweitert. Möge er dies auch für andere Zeichner tun. „Creepy presents Richard Corben“ ist der beste Einstieg in die Bildwelten der Richard Corben und deshalb für mich das Comicbuch des Jahres.
Michael Lauterbach
Weitere Leserfavoriten
Mein bester Comic 2012: Guy Delisles "Aufzeichnungen aus Jersualem". Es ist benahe unmöglich, sich für den besten Comic 2012 zu entscheiden, wenn es nur einen geben darf. Sofort hat man ein schlechtes Gwissen, den Lesegenuß von Flix, Pedrosa, Blain / Lanzac ungerecht abzuwerten. Doch nach reiflicher Überlegung hat mich Aufzeichnungen aus Jerusalem am meisten beeindruckt. Ein Comic wie eine Praline: genussvoll, süß, lecker, voll der besten Zutaten aber gehaltvoll und inhaltsreich. Dies mag an der Leichtigkeit liegen mit der dieses Werk die äußerst komplexe Situation in Israel anhand von kleinen Beobachtungen im Alltag schildert. Verbunden mit kleinen, sehr persönlichen Anekdoten werden Symptome und Auswüchse der tiefen Spaltung des Landes in den wahnsinnigen Kontext gestellt, an dem Israel leidet. Die subjektive Erzählform hält dabei stets den nötigen Abstand um nicht in Verdacht zu geraten, Delisle wolle eine allgemeingültige Beurteilung der Verhältnisse abgeben. Und wie nebenbei hat er alles mit einem feinsinnigen, manchmal schwarzem, manchmal lapidarem Witz gewürzt, dass seine Geschichten nie belehrend, nie bloßstellend, nie arrogant erscheinen. Und so hat er mich mitgenommen auf die Reise, all diese kleinen Gegebenheiten, Geschichten, Anektdoten und Beobachtungen aus seiner Sicht zu betrachten und angeregt all das mit meinen Ansichten zu be- und überdenken.
Ernst Franke
Als besten Comic des Jahres 2012 schlage ich Francois Schuitens "12 Atlantic" vor. Seit Jahren fasziniert Schuiten mit seinen Zyklus der "Geheimnisvollen Städte". Dort dominiert die Architektur die Handlung, die Protagonisten werden buchstäblich von der gebauten Umwelt erschlagen, im neuen Band verläst Schuiten erstmals diese gebaute Umwelt – um gleich wieder in eine andere Umwelt zu gelangen: die Maschinerie einer Dampflok. Der Held der Geschichte ist ein alter Lokführer, dessen große Liebe seine Lokomotive ist, die "12 Atlantic". Die Lok soll des technischen Fortschrittes wegen verschrottet werden, aber in einen schwebenden Roadmovie – auf einer Seilbahn – fahndet der Lokführer nach seiner Maschine und rettet sie zuletzt von einem Schrottplatz. Dennoch endet die Geschichte tragisch.
Sebastian Strombach
Die Graphic Novel, die mir in diesem Jahr so richtig unter die Haut gegangen ist, ist von David Small und trägt den Titel "Stiche" (Carlsen Verlag). Man hat ja schon einiges von traumatischen Kindheitserlebnissen gehört bzw. gelesen, ist vielleicht sogar schon ein wenig abgestumpft, aber die Erlebnisse, die David Small in seinem Werk erzählt und verarbeitet, sind in höchstem Maße aufwühlend und verstörend. Da wird einem Kind in den 1950er Jahren aus einer Mischung aus Unwissenheit, Ignoranz Feigheit und Lieblosigkeit ein Leid angetan, das nicht nur ihm, sondern auch dem Leser die Sprache verschlägt. So wundert es nicht, dass Smalls Werk seitenlang ohne Text daherkommt. Seine Emotionen und Beobachtungen setzt er eindrucksvoll in Bilder um.
Sabine Peiseler
Für mich war der beste Comic 2012 "Don Quijote" von Flix, da er, wie kein Anderer, meinen Fokus wieder stärker auf deutsche Comics gelenkt hat. So wurde mir wieder viel klarer, was für tolle Künstler ich gleich vor meiner Haustür finden kann und dass ich nicht über den großen Teich muss, um ich von grafischen Erzählungen bewegen zu lassen.
Arne Eilermann
"Krepier oder Stirb" von Bela Sobottke - weil dieser Comic zeigt, dass Berliner Charme auch im Wilden Westen funktioniert.
Oliver Penz
Für mich stammt der beste Comic des laufenden Jahres ganz eindeutig von Robin Fehrs: "Western Touch" (Zwerchfell Verlag). Warum? Weil er dem Genre witzig-nein-höchst-komisch-auch-ohne-Pointe ein wichtiges Kapitel hinzufügt. Lakonie kann er obendrein. Und seine Figuren schweigen so beredt wie die von kaum einem anderen. Ja: Vehrs ist, seiner Jugend zum Trotz, der Heino Jaeger des 8-Bit-Witzbildstreifens. Aber sehen Sie doch selbst: enjambements.blogspot.com.
Alexander Diehl
Weitere Leserfavoriten
Die Auswahl des besten Comics 2012 fiel sehr leicht, denn bereits zum Leipziger Comicgarten 2012 haben wir (und ich) die Wahl getroffen: Sascha Wüstefeld/ Ulf S. Graupner: "Das UPgrade, Band 1". Hier meine Begründung: Man muss erst mal drauf kommen: Ronny Knäusel. Das klingt nach Abenteuern und DDR-Piefigkeiten gleichzeitig. Und Ronny ist der wohl einzige DDR-Superheld, von dessen Existenz wir nun erstmalig durch den ersten Band von "Das UPgrade" erfahren können. Wer einen Comic erwartet, der sich entweder in die Sparte "Es war nicht alles schlecht'" oder in die Sparte "Betroffenheit über Vergangenes" einreiht und sich denkt "Nun ja, halt so ein Ossi-Ding", der liegt mal sowas von falsch! 'Das UPgrade' spielt auf mehreren Zeitebenen, reist spielerisch in 'space and time', dass es eine Lust ist! Surf-Rock der Sechzigerjahre, die Weltfestspiele, Junge Pioniere, außerirdische Quallen und Pionierleiterinnen mit teleportisch bedingter Diarrhoe ' eine auf den ersten Blick krude Mischung ist es, die "Das Upgrade" schon jetzt und nach Erscheinen von Band 1 zu einem Kultcomic macht. Der Inhalt: Ronny Knäusel beherrscht (aus einem noch nicht näher definierten Grund) die Teleportation, er teleportiert zu den X. Weltfestspielen, weil er sich erhofft, von Erich Honecker ein Mosaik-Abonnement zu bekommen, verhindert unfreiwillig ein Attentat auf den US-Surfrocker Cosmo Shleym. Die weiteren Handlungsstränge, liegen sie nun in Vergangenheit oder Gegenwart, werden angedeutet und in den folgenden Bänden weiter aufgedröselt. Abgesehen von der schrägen Handlung erscheint "Das UPgrade" wie ein einziges großes Wimmelbild, in das man stundenlang versinken möchte, da entdeckt man Brabax von den Abrafaxen zwischen barbusigen Cosmo Shleym-Fans auf dem Alexanderplatz in Berlin, "Peter im Tierpark" überwacht aufmerksam Ronnys Zeugung im elterlichen Schlafzimmer, eine Kiste mit Mosaik-Heften gehört zu den wenigen Dingen, die man bei seiner Republikflucht mit sich führt, Plasteelasteindianer und ein gelbgrüner Spielzeugkipper in Ronnys Kinderzimmer wecken Kindheitserinnerungen, Erika Knäusel vertreibt sich die Wartezeit bis zur Entbindung mit der Lektüre von "Alfons Zitterbacke", Schwester Monika von Altvater Erich Schmitt hört Westradio und schließlich lässt es sich Romantiker Sascha Wüstefeld nicht nehmen, seiner Frau eine kleine hingeritzte Liebesbotschaft im Warteraum für werdende Väter zu hinterlassen. Jedem Panel merkt man die Liebe zum Detail an, eine "Friemelarbeit", die schier atemlos macht.
Thomas Wilde
Der in meinen Augen beste Comic des Jahres ist "Marzi" von Sylvain Savoia und Marzena Sowa. In diesem Comic lässt Marzena Sowa ihre Kindheit im kommunistischen Polen wieder aufleben. Savoia setzt das Ganze in wunderbare kindlich-naive Bilder um, die uns richtig in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin saugen. Als ich die Künstler dieses Jahr in Erlangen traf, schrieb mir Frau Sowa als Widmung ins Comic: "Die Kindheit ist wie eine Münze, die trotz ihres jahrelangen Gebrauchs niemals ihren Glanz verliert." Dieser Satz beschreibt die Geschichte ganz trefflich. Ein ähnlich schönes Werk wie "Israel verstehen..." von Sarah Glidden, nur zu einem ganz anderen Thema.
Michael Schwalm
Mein Favorit: "Quai d`Orsay - Hinter den Kulissen der Macht", 2012 endlich auf Deutsch erschienen. Der Autor (Pseudonym Abel Lanzac) gehörte selbst 2003 zum Stab des französischen Außenministers Dominique de Villepin, und entwirft in kongenialer Teamarbeit mit seinem Zeichner Christophe Blain ein Szenario diplomatischer Positionierungen zu Zeiten der Bombardierung von Bagdad, durch die das in der UN-Charta festgelegte Verbot eines Angriffskrieges vorsätzlich völkerrechtlich verletzt wurde. Die in bester frankobelgischer Tradition humorvolle, dynamisch und dramaturgisch einwandfrei funktionierende Story kommt ohne großartige fiktionale Zugaben aus, und bezieht besonderen Esprit aus den Spannungen und Widersprüchlichkeiten zwischen verbaler und nonverbaler Kommunikation, für die der Comic das ideale Medium darstellt.
Stefan Müser
Weitere Leserfavoriten
Für mich ist definitiv "Jean-Paul Porneaux und der Appetit des Löwen" von Christian Zanotelli der beste Comic des Jahres 2012! Hier wird eine klassische Abenteuer Geschichte auf eine sehr rockn'n'rollige und ironische Weise erzählt. Man könnte es als eine Art Tim & Struppi für verrückte Erwachsene bezeichnen. Jede Seite für sich ist ein Kunstwerk! Man nimmt den Comic gerne mehrmals zur Hand um alle Details zu entdecken, dadurch hat man echt länger was davon als bei vielen anderen. Ich habe die Abenteuer von Jean Paul Porneaux nun schon einige Male durchgelesen und es wird nicht langweilig. Die Geschichte liest sich schnell und es macht viel Spaß in die Welt aus Geheimsekten, wahnsinnigen Killern und Mondraketen einzutauchen. Der Appetit des Löwen bewegt sich in seiner ungewöhnlichen Seitenaufteilung und einzigartigen Zeichenart abseits des ganzen Superhelden und Graphic-Novel-Einheitsbreis.
René Niederstein
Für den besten Comic des Jahres 2012 schlage ich die "Australien-Serie" des Mosaik vor. Das Mosaik hat zwar bereits eine lange Tradition und eine Reihe großartiger Hefte und Serien hervorgebracht, aber die bislang unangefachten beste Abrafaxe-Zeit liegt schon länger zurück. Es handelt sich um die Zeit Anfang/Mitte der Achtziger, die maßgeblich von Rietschel (Zeichnung) und Dräger (Story) geprägt war. Obwohl sich das Heft nicht nur aus der DDR herausretten, sondern auch fest etablieren konnte, schwankte die Qualität der Zeichnungen und Geschichten in den letzen beiden Jahrzehnten beträchtlich. Seit Oktober 2011 läuft nun die Australien-Serie, die in jeglicher Hinsicht so hervorragend ist, dass es für viele der Fans auf lange Zeit die beste Abrafaxe-Serie überhaupt bleiben wird. Wer immer Kinder aufrichtig an das Medium Comic heranführen möchte, die oder der ist hier genau richtig. Einziger Nachteil: Es wird sich um eine der ersten Drogen der Kinder handeln, denn die Suchtgefahr ist beträchtlich.
Marc Müller
Mein Vorschlag für den besten Comic 2012 wäre "Unison" von den beiden deutschen Comicschaffenden Alexander Fechner und Eve Jay (alias Eva Junker). Alexander Fechner und Eve Jay, die beide aus dem Frankfurter Großraum stammen, ist nämlich mit ihrem Comic "Unison", der der Auftakt zu einer ganzen Science-Fiction-Fantasy-Reihe ist, ein kleines Meisterwerk gelungen. Denn Comics dieser Art kommen meist nur aus Übersee. Selten gelingt deutschen Comicschaffenden zudem im Bereich der sogenannten Fantastik der Spagat zwischen inhaltlichem Anspruch und visueller Reife. "Unison" sieht mit seinen interessanten Charakteren und seiner bombastisch angelegten Geschichte jedenfalls nach etwas ganz Großem aus und macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Vor allem in Bezug auf das grandiose Artwork, in dem offensichtlich viel Arbeit und Detailliebe steckt und welches durch ein paar tolle Einblicke in die Konzeptplanung der Kreativen ergänzt wird.
Christoph Kotowski
Weitere Leserfavoriten
Meine Stimme geht an "Sweet Tooth" (Panini). Kein Charakter hat mich in diesem Jahr mehr emotional berührt wie der kleine Gus. Am Ende von Band 1 hatte ich Tränen in den Augen. Eine wirklich "schöne" Endzeitgeschichte die auch in Band 2 nichts von ihrer Faszination verloren hat.
Tino Nagel
„Saga“ (Image Comics), geschrieben von Brian K. Vaughan und gezeichnet von Fiona Staples: Während die Story der Flucht der Romeo- und Julia-Ersatzkandidaten und ihrer Tochter noch ein wenig in den Startlöchern steckt, haben Vaughan und vor allem Staples ein sehr schön schräges und trotzdem volles Universum geschaffen. Schon das erste Heft schafft es, auf 48 Seiten die Charaktere mit eigenen Nuancen und Motivationen einzuführen, die trotz des SF/Fantasy-Rahmens nachvollziehbar und bisher auch konsequent weiterentwickelt werden. Die Dialoge sind gut geschrieben und die Zeichnungen bringen diese gut zur Geltung. Fiona Staples' Entwürfe sind immer wieder überraschend: Welcher Comic fängt sonst mit einem Roboterprinzen lesend auf der Toilette an, oder wo sonst ist der Auftraggeber für Kopfgeldjäger ein Seepferd-Alien?
Michael Scherer
Ich finde, der beste Comic 2012 ist, man glaubt es kaum, von einem Deutschen! Simon Schwartz' "Packeis" ist mein Favorit für den besten Comic 2012, nicht nur weil er dieses Jahr den Max-und-Moritz-Preis gewann, sondern weil es in Deutschland 2012 endlich funktioniert, "gute" Comics zu veröffentlichen. Der Comic hat alles, was ein guter Comic braucht: Eine gute, spannende Geschichte die auch mit Tiefgang unterhalten kann!
Jörg Neidhardt
Die Comics von http://www.xkcd.com/ sind erstens immer wieder pointiert lustig und gegen auch oft Anlass, sich näher mit einem Thema zu beschäftigen. Manchmal braucht man eine Stunde, bis man einen Strip verstanden hat, aber das macht den Reiz aus. Eine Einführung in die Welt von xkcd gibt es hier.
Harald Hartlieb
Das beste Comic des Jahres 2012 ist für mich „Don Quijote“ von Flix, weil zum einem durch die Erstveröffentlichung als Zeitungsstrip diese Tradition fortgeführt wird und eine erfrischende kulturelle Note mit deutschsprachigen Comics geboten wird und zum anderen sein toller Zeichenstil mich begeistert, der auf den ersten Blicke simpel und einfach erscheint und dennoch total detailverliebt wirkt.
Lars-Gregor Moll
Der beste Comic 2012 ist meiner Meinung nach "Wave and Smile" von Arne Jysch. Endlich beschäftigt sich auch mal ein deutscher Autor mit einem hochaktuellen Thema. Das ganze überzeugt sowohl inhaltlich, wie auch zeichnerisch - erstklassig!
Sebastian Kretzschmar
Weitere Leserfavoriten
Meine Stimme geht an "Nura - Herr der Yokai" von Hiroshi Shiibashi, dessen derzeit erste fünf Bände bei Verlags-Newcomer Kazé Manga erschienen sind. Für mich ist das Besondere an der Serie, dass sie aus dem denkbar kommerziellesten Umfeld der japanischen Mangalandschaft stammt, nämlich der immens erfolgreichen Weekly Shônen Jump, aber dennoch so extrem originell und einfallsreich umgesetzt ist. Yokai ist ein Sammelbegriff für die verschiedensten japanischen Monster- und Sagengestalten, und Shiibashi basiert die zahlreichen im Manga auftauchenden Figuren auf klassischen Monsterdarstellungen quer durch die japanische Kunstgeschichte. So hat man häufig den Eindruck, der Geist klassischer Ukiyo-e-Darstellungen durchziehe gut gelaunt den Manga, um seinen Schabernack mit dem Leser zu treiben. Shiibashi baut auch immer wieder meisterhafte, klassisch anmutende Pinselzeichnungen ins Artwork ein, verwendet traditionelle Kostüme und spielt unter anderem auf Darstellungen im Nô- und Bunraku-Theater an. Generell zählt der Manga mit seinen einfallsreichen Figuren-Designs, unglaublich detailverliebten Zeichnungen und kräftigen Schwarz-Weiß-Konstrasten zu den bestgezeichneten Manga, die man derzeit lesen kann. Man wünschte nur, Kazé hätte dem Manga ein Glossar zu den mythologischen und kulturellen Bezügen angehängt, um dem Leser die Vielfalt von Shiibashis Bildreferenzen greifbar zu machen. Dennoch: "Mura - Herr der Yokai" ist ein ganz wundervoll gezeichneter und unterhaltsam erzählter Manga, der gekonnt klassische und moderne japanische Bildgestaltung verbindet und damit definitiv zu den besten Veröffentlichungen auf dem deutschen Markt in diesem Jahr gezählt werden darf.
Michel Decomain
Ich möchte für Cyril Pedrosas “Portugal” stimmen, einen wunderbaren, großformatigen Graphic-Novel-Band, der sowohl von der künstlerischen Gestaltung als auch vom erzählten Inhalt her herausragend ist. Ich möchte wagen, dieses Buch als nachhaltige Höhenkammliteratur zu bezeichnen! Berichtet wird in wunderschönen, unglaublichen Bildern die Geschichte von Simon, einem französischen Comiczeichner, der in einer Schaffens- und Lebenskrise eher zufällig in das Land seiner Vorfahren, nach Portugal, reist und begreift, dass auch sein Leben geprägt ist von der Auswanderung seiner Familie nach Frankreich, dass der portugiesische Ort, aus dem die Familie stammt, auch ein wenig sein zu Hause ist. In drei Kapiteln (Simon – Jean – Abel) werden drei Generationen und ihre Schicksale beschrieben. Gezeichnet und in schönsten Farben dargestellt werden dabei auch Gemütsbewegungen und innere Konflikte, Glück und Leiden, Träume und Realität in wechselnden Perspektiven, die von hoher Malkunst des Autors Pedrosa zeugen, der die autobiographische Grundlage des Bandes in einem Interview auf dem Erlanger Comicsalon 2012 am Liebsten noch leugnen wollte, es aber nicht konnte, und in Youtube auf einem wunderschönen Video zeigt, wie viel mehr autobiographisch das Buch ist, als wir Leser je ahnen könnten. In “Portugal” erfahren wir nicht nur viel über die Familie Mucha, sondern über Menschen überhaupt, ihr Denken und Fühlen, die Flüchtigkeit der Augenblicke und große, generationsübergreifende Kontinuitäten des Lebens. Wir können die malerische Dimension als eine Erweiterung unserer Wahrnehmung von Geschichten und Charakteren als das wichtigste in Comics enthaltene “Plus” gegenüber gewöhnlicher Schriftliteratur in reinster und höchster Form genießen. Für mich ist “Portugal” der Beste Comic des Jahres, einer der Besten, die ich überhaupt je gesehen habe.
Sabine Kulenkampff
Weitere Leserfavoriten
„Grandville“ von Bryan Talbot (Schreiber & Leser) - intelligent verpackte zeitgenössische Kritik, die den Leser in eine aufregende Alternativwelt entführt.
Marcus Koppers
Für den besten Comic 2012 möchte ich die Serie "Schöne Töchter" von Flix vorschlagen. Im monatlichen Rhythmus erscheint eine neue Ausgabe im Tagesspiegel, und Flix gelingt es auf besondere Art und Weise, das ungewöhnlich großzügige und quadratische Format perfekt zu nutzen. Die gestalterischen und formalen Möglichkeiten des Mediums Comic werden von ihm in jeder Ausgabe aufs Neue ausgelotet, spielerisch weitergedacht und innovative Formen ausprobiert. Gleichzeitig verbinden sich diese formalen Elemente, wie etwa die geschickt miteinander verschränkten Panelaufteilungen und die gesamte Seitenstruktur mit sensiblen und klugen Inhalten, die sich stets mit einem geschickten "Twist" am Ende auflösen und Form und Inhalt symbiotisch verschmelzen lassen. Es entsteht so ein kleines Gesamtkunstwerk, mit dem Flix die Poetik des Comics auf ein ganz eigenes Niveau hebt.
Anna Stemmann
Mit "Krepier oder Stirb" bringt Bela Sobottke den Italowestern nach Berlin und verbindet damit dieses Sub-Genre des Westerns mit dem speziellen Sub-Berlin-Genre des Bela Sobottke. Wie schon in vorherigen Comics bedient sich der Autor auch dieses Mal verschiedener Sprachen. Auf der einen Seite der abgehalfterte Cowboy S.T.R.Anger, der zur Überwindung seines Stotterns in feinsten Reimen spricht. Im Kontrast hierzu die schmierigen Bewohner New-Berlins mit grober Berliner Schnauze, die auch mal für einen saftigen Kraftausdruck zu haben sind. Im Dialog: Großartig! Im Übrigen ein Comic, der nachdenklich stimmt. Wird hier etwa mit Klischees über Berliner Eckkneipen aufgeräumt?
Ralph Brockhoff
Für mich gehört "Animal Man" zu den besten Comics des Jahres. Mit dem Neuanfang hat man einen großartigen Horror geliefert, der wunderbar gelungen ist. Die Tatsache, dass Buddy Baker nicht der großartigste und nicht der beste und beliebteste Held ist, lässt den Leser gespannt aufhorchen und beobachten, wie er in einer sehr schwierigen Situation versucht, Herr über seine Lage zu werden. Meine ausführliche Begründung gibt es hier
Dinh Kim
Mein Favorit: "Western Touch" von Robin Vehrs. Begründung: Sie lieben es, wenn es knistert zwischen den Seiten? Dann ist es Zeit für "Western Touch" - die Zigarette unter den Büchern.
Mai Flügel
Weitere Leserfavoriten
Die besten Comics in 2012 sind für mich zweifellos die Goldausgaben zu Winnetou von Comicplus+. Erstens sind es sehr dicht am Buchoriginal gehaltene Geschichten, die sich prima lesen lassen. Die Zeichnungen sind zwar nicht die eines Hal Foster, aber auch die Figuren und Schauplätze sind richtig gut den beschriebenen Plätzen aus den Büchern nachempfunden. Zweitens zeigt der Hype zu diesen Bänden sich auch in dem schnellen Ausverkauf der ersten Bände. Was als gebraucht noch für knapp 200,-- Euro über den Tisch geht, muss wohl sehr gut sein oder eine Sammlerleidenschaft ausgelöst haben. Die Buchgestaltung mit dem grünen Einband und Goldrand macht sich in jedem Buchregal ganz prima. Sie sind ein echtes Schmuckstück! Trotz aller Kritik an Limitierung und überteuerten Preisen im Nachhinein, sind diese Bände ganz wunderbar gelungen.
Uwe Michaelsen
Ich schlage den Comic "Mosaik" vor. Diese Reihe begeistert mich und meine Familie schon seit den 70er Jahren in der ehemaligen DDR. Die drei Abrafaxe sind witzig, lehrreich und wandern durch die Zeit und landen immer in vielen geschichtsträchtigen Ereignissen, die diese Serie spannend und unterhaltsam machen. Im Mittelteil des Comics sind immer die tatsächlichen historischen Begebenheiten dargestellt, und das auf eine bunte Art und Weise, wie sie kein trockener Geschichtsunterricht zustande bringen kann. Die Suche nach dem kleinen Marienkäfer oder der Schnecke mit dem Pflaster auf dem Häuschen begeistert nicht nur die kleinen Kinder sondern auch die Erwachsenen. Ebenso findet man in unregelmäßigen Abständen versteckte Gegenstände, Comicfiguren oder Personen aus einer ganz anderen Zeit, die da nicht reingehören, das ist immer richtig witzig. Mein 18jähriger Sohn sucht da auch immer noch mit mir um die Wette. Die Figuren haben auch ihren Reiz, sie sind nicht so hart und realistisch gezeichnet aber auch nicht kitschig und übertrieben sondern bunt und eben wunderschön. Auch die Landschaften und jedes noch so kleine Detail sind jedesmal eine Freude fürs Auge. Ich bin mit diesen Heften aufgewachsen und mit meinen mittlerweilen 43 Jahren immer noch eifriger Sammler und Abonnent. Und wenn mein Sohn sagt, dass er dieses Heft schon immer lieber mochte als Micky Maus und Co, so will das was heißen. Inzwischen hab ich auch meine Freundin aus dem Ruhrgebiet angesteckt und sie steht voll auf den kleinen dicken Califax, der dauernd Hunger hat und super gut kochen kann. Momentan befinden sich die drei Abrafaxe auf einer historischen Reise Anfang 19. Jahrhundert, denn sie begleiten den britischen Forschungsreisenden Matthew Flinders, der als Erster Australien komplett umsegelt hat. Einfach traumhaft! Das Meer, die Wellen, das Schiff, die Strände und Tiere und die Geschichte selbst, in der es auch immer Bösewichte gibt, so ausgezeichnet auf Papier gebracht, dass es mein Herz jeden Monat aufs Neue wie verrückt schlagen lässt, wenn die neueste Ausgabe im Briefkasten steckt. Und deshalb verdient das Mosaik den Preis bester Comic des Jahres 2012.
Antje Haase
Für mich ist die aktuell in den USA zu Ende gegangene Serie "Invincible Iron Man", die auf Deutsch beim Panini-Verlag erscheint, der Comic 2012. Matt Fraction schafft es hier, das typische Superheldenschema zu durchbrechen und trotzdem einen Kampf zwischen Gut und Böse mit Superhelden zu erzählen. Es geht um Business, Umwelt und die Weltherrschaft, über Kontrolle, Kontrollverlust und Abhängigkeiten, wobei viele der Themen sehr unterschwellig erzählt werden.
Stefan "Starocotes" Immel
Weitere Leserfavoriten
Mein persönlicher Favorit ist der Comic "Wave and Smile" von Arne Jysch. Das Werk, dass in Presse und Internet viel Aufmerksamkeit erfahren hat, beschäftigt sich als erster Comic ausführlich mit dem Bundeswehreinsatz in Afghanistan. Dabei gelingt es Jysch meiner Ansicht nach gut, die verschiedenen Meinungen zu diesem komplexen Thema aufzuzeigen - was ihm allerdings auch Kritik einbrachte, da er diese unkommentiert und uneingeordnet lässt. So jedoch kann sich der Leser seine Meinung selbst bilden. Ich finde es dabei v.a. wichtig, dass dieser Themenkomplex überhaupt im Comic thematisiert wird. Zeichnerisch überzeugt "Wave and Smile" durch die detaillierte Darstellung von Ausrüstung, Gerät und nicht zuletzt der afghanischen Landschaft, wobei ich die Aquarellcoloration wirklich gelungen finde.
Vanessa Drossel
"Schöne Töchter" vom Flix! Begründung? Na, weil's mir gefällt! Weil's super gezeichnet ist, die Farben geil und die erzählten Kurz-Stories einfach witzig, originell und bei allem menschlich sympathisch sind.
Claus Bothe
Der beste Comic des Jahres 2012 ist für mich "Don Quijote" von Flix. Warum? Weil Don Quijote für mich alles hat, was ein großartiger Comic braucht: Action! Phantasie! Humor, Trauer, Liebe, Melancholie, Wut, kurz: Emotionen satt! Tolle Zeichnungen! Ein übersichtliches, den Lesefluss steuerndes Layout! Jede Menge mehr oder weniger versteckte Comic-, Film- und andere Zitate! Elemente, die nur im Medium Comic funktionieren und die zeigen, wie gut Flix mit diesen Besonderheiten zu spielen in der Lage ist. Witzige, liebenswerte, nachvollziehbare, menschliche und "wahrhaftige" Charaktere, aber vor allem: eine großartig erzählte, spannende und zu Herzen gehende Geschichte!
Arne Schulenberg
"Atlantic 12" von Francois Schuiten (Schreiber & Leser): Es ist einfach unglaublich, wie es Schuiten gelingt, über Dinge wie Stadtplanung oder - wie bei "Atlantic 12" - Lokomotiven spannende, philosophische, absolut poetische Comics zu schaffen! Nachdem Lokführer Van Bel über dreißig Jahre lang die Lok Atlantic 12 gefahren hat, werden Dampflokomotiven endgültig ausrangiert und verschrottet. Erst will er die Lok in seiner eigenen Garage verstecken, doch er wird erwischt. Also macht er, der nicht mehr lange zu leben hat, sich auf eine lange Reise zu einem gigantischen Auto- und Lokomotivfriedhof. Dabei begegnet ihm die stumme Diebin Elya und entpuppt sich als eigenwillige und mysteriöse Helferin. Wie auch in den geheimnisvollen Städten (nach Szenarien von Benoit Peeters) verlegt Schuiten die Geschichte um die historische Lok in eine metaphorische, unwirkliche Fantasiewelt. Van Bel sträubt sich gegen jede Modernisierung, das Abschaffen der Dampfloks und der Ausbau eines Netzes von oberirdischen Seilbahnen brechen ihm im Grunde das Herz. Wie auch in vielen anderen Comics von Schuiten scheint hier eine kafkaeske Sicht auf die Moderne durch: Niemand weiß, weshalb das Wasser ansteigt und allmählich die Schienennetze überschwemmt, und von allen Seiten wird Anklage gegen "sie" erhoben, weil "sie" nichts dagegen tun, weil "sie" die Seilbahnen bauen, etc. Der beängstigende Fortschritt und das allmähliche auf den Untergang Zutreiben der Gesellschaft werden als etwas Unpersönliches begriffen. Denn "sie" könnten genauso gut eine nicht erklärbare Naturgewalt sein. Eine gelungene Metapher, wie ich finde, auf das verhängnisvolle Grundgefühl des modernen Individuums. Unheimlich stark auch die poetische Kraft der Bilder: das steigende Wasser, das alte Infrastrukturen lahmlegt und Auslöser und Sinnbild der Krise zugleich ist, und die lange Reise in der Seilbahn, die Abgehobenheit, das nicht mehr auf festem Boden Stehen. Ich bin absolut geflasht von diesem Band. Besitzer des Buches, eines Windows PCs und einer Webcam können die Comiclektüre auf www.atlantic12.de übrigens noch virtuell erweitern. Leserstimmen zufolge muss das ganz toll sein, da ich von den drei benötigten Artefakten allerdings nur das Buch besitze, konnte ich mir nicht selbst ein Bild davon machen.
Simon Weinert
Meine Stimme für: Das "Mosaik", die unglaubliche Reise der Abrafaxe. Diese Comicserie hat sich über viele Jahre am Markt gehalten und bringt jeden Monat spannende Abwechslung in den Alltag. Nebenbei wird noch interessantes Wissen um die jeweilige Handlung vermittelt. Die Geschichten sind sehr gut und liebevoll gezeichnet-einfach super die zu lesen und anzusehen.....
Thomas Lißner
Beste Graphic Novel: "Don Quijote" von Flix. Warum? Schön gezeichnet, schön erzählt, witzig, traurig, einfach ergreifend - und das Ende hat einen gestandenen heterosexuellen Mann von 48 Jahren zum Weinen gebracht.
Michael Wiessmuller
Weitere Leserfavoriten
Da "Don Quiote" von Flix und "Animal Man" von Jeff Lemire bereits genannt wurden und ich von einer festen Nominierung von "Steam Noir", Band 2 ausgehe, da er es unbedingt verdient hat, melde ich hiermit "Turf" als den Besten Comic 2012 an. Die Geschichte ist auf den ersten Blick ein kruder Genre-Mix, der unkombinierbar scheint und letztendlich wunderbar funktioniert. Die Geschichte handelt von Zombies, Aliens und einer Detektivgeschichte in einem viktorianischen Szenario. Spannend bis zur letzten Seite, klasse gezeichnet und am Ende will man einfach nur mehr davon. Ich war hin und weg.
Daniel Spirius
Die Idee, mit wildfremden Menschen zu verreisen und die Welt durch ihre Filter zu betrachten, macht mit Comics viel mehr Spaß als mit ... sagen wir: Reiseführern. Reisen ist subjektiv, entdecken ist subjektiv, Lernen ist etwas persönliches - nichts setzt das stärker in Bilder um als Zeichnungen. Deshalb müssen hier mindestens zwei Comics genannt werden: Guy Delisles "Aufzeichnungen aus Jerusalem" und Mawils "100% gáucho". Wenn ich davons eins wählen muss, dann entscheide ich mich für Mawil. Wegen der Leichtigkeit. Und wegen des Hasen.
Steffi Fiebrig
Mein Favorit ist : "Mecki - Gesammelte Abenteuer 1956". Eine traumhaft schöne Serie ,die leider schon frühzeitig nach sechs Prachtalben im ihr Ende fand. Gerade dieser großartige Schlussband dürfte dem Esslinger Verlag die Grenzen aufgezeigt haben, vermutlich war der Arbeitsaufwand neben den anderen hervorragenden Serien nicht mehr zu bewältigen und auch nicht zu finanzieren. Hoffentlich geht's eines Tages weiter, aber den Knallerpreis von € 14,90 wird man garantiert nicht mehr erreichen.
Jürgen Stricker
Ich lese jetzt seit 45 Jahren Comics, und ein klarer Favorit für 2012 scheint mir die gestartete Neuauflage von "Valerien und Veronique". Es ist ein Science-Fiktion-Klassiker, der wunderbar unsere heutige Zeit mit ihren widersprüchlichen Paradoxien widerspiegelt, obwohl er aus den 60er-Jahren stammt. Aber es gibt immer ein Happy-End. Man hat viel zu Lachen, wenn man diese an unsere Politiker erinnernden Aliens sieht. Es wird endlich (Raum-) Zeit, dieses Werk Pierre Christins angemessen zu würdigen.
Holger Schnepel
Weitere Leserfavoriten
"Blast" von Manu Larcenet (Reprodukt): Ich war fasziniert, wie Manu Larcenet einen Versager wie Polza Manzini so interessant wirken lassen kann. Der Leser weiß nicht so recht, ob er den Hauptcharakter bemitleiden, bewundern oder gar verachten soll. Ich selber habe Übergewicht und kann mich ein wenig in die Figur Manzini hineinversetzten. Larcenet hat Polza grandios umgesetzt. Die s/w-Zeichnungen mit ihren gezielt gesetzten Farbnuancen sind einsame spitze.
Carsten Rittgarn
Für mich war "Wave and Smile" von Arne Jysch eine wahre Entdeckung, die mir wieder die Hoffnung gab, dass Comiczeichner auch gute Geschichten erzählen können.
Alice Grünfelder
Der Comic des Jahres ist für mich "Superman: Auf Erden", erschienen bei Panini in Superman Sonderband 50 und 51. "Superman" ist wohl schlicht und ergreifend der größte Superheld der Welt, aber es ist verdammt schwierig, gute Geschichten für ihn zu schreiben. Das geht schon am Anfang los, die Originalcomics von Siegel und Shuster waren etwas neues, aber wirklich gut waren sie nicht. Sie waren halt Pulp. Erst die Cartoons der Fleischers machten meiner Meinung nach Superman zur Ikone und brachten ihm seine internationale Bekanntheit. Supie ist superstark, auf der Erde findet sich kaum jemand, der es mit ihm aufnehmen kann. Viele mäßige Autoren entzündeten ein großes, aber meist inhaltsleeres Actiongewitter. Die wirklich großen Geschichten aber, waren die eher ruhigen Geschichten, wo es in großem Maße um sein Inneres geht, seine Hoffnungen, seine Last mit der Welt etc. Es waren Geschichten wie "Superman für alle Zeiten" von Loeb/Sale, "Das Geschenk" von Alan Moore (wobei die TV-Version aus der Serie "Justice League" besser ist), "All-Star Superman" von Morrison, die Eindruck hinterließen und dabei ohne ständige Prügelorgien auskamen. Und nun eben "Auf Erden" von Straczynski. Superman hat gerade mal wieder die Erde gerettet, einen Weltraumkrieg mit New Krypton beendet. Er stellt fest, dass dies nun sein Leben ist, dass er dabei aber den Kontakt zu den Menschen verloren hat, für die er das alles ja auf sich nimmt. Also beschließt, er Amerika neu zu erkunden, zu Fuß ohne ein ersichtliches Ziel. Ähnlich wie bei "Green Lantern/Green Arrow" trifft er dabei auf die reale Welt, keine Schwarz/weiß-Malerie, kein gut und böse. Und wir erleben einen Helden, der langsam wieder erkennt, warum er das macht. Der seine Einsamkeit nach dem Verlust seiner neuen Heimat und auch den Tod geliebter Menschen verarbeitet, um wieder zu erkennen für was er eintritt, warum er ein Held ist ... sein muss. Einen anderen Comic möchte ich gerne noch nennen: "Batman: Knight of Vengeance" aus dem "Flashpoint Sonderband: Batman" von Panini. Es ist ein Tie-in zu einem großen Event, "Flashpoint", und diese Tie-ins haben meist einen ziemlich üblen Ruf. Mit Nebenserien zu einem Großevent soll noch mal extra Kasse gemacht werden und gerne werden unbekannte Nebenrollen mal etwas stärker in den Focus geschoben. Das ist hier mit Batman natürlich nicht nötig. In der Flashpoint-Welt ist nicht Bruce Wayne Batman, denn statt seiner Eltern starb er damals nach dem Kinobesuch. Thomas Wayne, sein Vater ist nun im Fledermauskostüm. Tagsüber ist er kein reicher Playboy, wie es sein Sohn hätte sein sollen, er ist ein knallharter Casinobesitzer, und wenn er als Batman Verbrecher jagt, ist er noch weniger zimperlich, als der Batman, den wir kennen. Aber auch den Joker gibt es in dieser Welt, und dieser trägt ein dunkles Geheimnis - und wegen dieses Geheimnisses schockte mich dieser Comic so, wie es bisher kaum eine Geschichte geschafft hat (ich möchte nicht zuviel verraten). Unglaublich intensiv geschrieben von Brian Azzarello, zählt diese Flashpoint- Geschichte für mich zu den besten Batman-Comics der letzten Zeit ... und dabei darf man nicht vergessen, dass Scott Snyder gerade Batman schreibt, dagegen muss man erstmal ankommen.
Michael Hochhaus
Kann man auch mal andere Comics empfehlen anstatt immer nur den Mainstream? Ich finde die Ampelburg-Comics sehr gut, einen Comic über Ahrensburg. Die Bürgermeister, die Denkmäler, die Ampeln (wovon es zuviel gibt) werden satirisch auf die Schippe genommen. Silke Möller vermarktet die Hefte in Eigenregie, und könnte noch etwas gute Werbung gebrauchen. Weiterhin gibt es noch den Comic "Frivole Weihnachten", was vielleicht gerade jetzt vor Weihnachten sehr aktuell ist.
Andre Möller
Weitere Leserfavoriten
Mein Lieblingscomic 2012 war und ist "Krepier oder Stirb" von Sobottke, ein genialer Titel. Die Story ist super, die Hauptfigur sehr cool und dichten kann der Cowboy, herrlich! Ich hatte viel Spaß beim Lesen und mag Sobottkes Zeichenstil sehr. Kompliment!
Katja Bahadori
Aus meiner Sicht ist die Comicserie "Mosaik" mit den Abrafaxen das beste Comic, da es seit 1955 erscheint. Jedes Heft enthält eine schöne Bildergeschichte, die für kleine und große Kinder als auch Erwachsene Spannung und etwas zum Schmunzeln und Entdecken enthält. Das Comic kommt ganz ohne Gewalt und platten Humor aus. Im Innenteil sind immer lehrreiche, ausgiebig recherchierte Themen enthalten, die zu der Zeit bzw. den Ländern gehört, die die Abrafaxe gerade bereisen. Die Hefte bilden seit 1955 eine fortlaufende Geschichte. Die Qualität der Zeichnungen ist über die ganzen Jahre hervorragend und der Stil ändert sich mit jedem durchreisten Land.
Dirk Neubauer
Meine Tipps:
1. Ninja Koala - warum --> http://comicreview.de/crff006-ninja-koala/
2. Earth unplugged - warum --> http://comicreview.de/crff009-earth-unplugged/
3. Sachen gibt’s - warum --> http://comicreview.de/crff011-sachen-gibts/
Daniel Raetsch
Charles Burns - "The Hive" (Dt.: "Die Kolonie"): Der zweite Teil einer Trilogie (deren erster Teil ebenfalls fantastisch ist): surreal, mitunter geradezu lynchesk, bei gleichzeitig hohem Unterhaltungswert und immer mit schwarzem Humor durchzogen (wie schon bei Burns' Opus Magnum "Black Hole") mit Anleihen bei Hergé und Horror-Comics der 50er. Einer der besten derzeit arbeitenden Comickünstler.
Stefan Fritz
Ich stimme für "Animal Man". Erst seit dem DC New 52 ist er hierzulande bekannt geworden und schlug ein wie eine Bombe. Klar, Batman beispielsweise verkauft sich immer noch besser aber hat ja auch Jahre lange schon eine riesige Fangemeinde. "Animal Man" ist neu und unverbraucht und hebt sich deutlich von gewöhnlichen DC-Helden ab, da es mehr Horror ist und damit zum DC Dark gehört.
Christian Hebecker
Weitere Leserfavoriten
Bester Comic 2012 kann ja nur "Das Leben ist kein Ponyhof" von Sarah Burrini sein. Der Webcomic läuft nun schon ein paar Jahre kontinuierlich auf http://sarahburrini.com/wordpress/.
Peter Schaaff (www.schaaff.de)
Hier kommen meine drei Titel, die sich zwischen Fantasy, Surrealität und Lebensnähe bewegen (denn pure Vernunft darf bekanntermaßen niemals siegen): Der beste Comic des Jahres ist für mich die deutschsprachige Ausgabe der Adaption des Klassikers "Der Zauberer von Oz" (Panini), eine zeitlose Geschichte in wunderbarem analogen Artwork und werkgetreuer Umsetzung. Einen ausführlichen Artikel dazu habe ich in unserem Blog unter http://www.bluetoons.de/blog/2012/07/der-zauberer-von-oz/ gepostet. Weiterhin gehört die Serie "Koma" (Reprodukt, bislang 4 Bände) zu meinen Favoriten. Traumhaft, im wahrsten Sinne des Wortes taucht man dort in eine Welt mit surrealen Elementen. Rational nicht ganz zu fassen hat dieser Comic eine ganze eigene Magie. Als dritte Serie möchte ich "Der grosse Tote" (ECC, bislang 3 Bände) vorschlagen, eine Fantasy mit Realbezug, unglaublich souverän und angenehm langsam erzählt. Auch hier gibts einen langen Artikel: http://www.bluetoons.de/blog/2012/03/fantasie-vs-realitat/
Frank Wochatz (Comics &Graphics, Berlin)
Mein Lieblingscomic 2012 war und ist "Krepier oder Stirb" von Sobottke, ein genialer Titel. Die Story ist super, die Hauptfigur sehr cool und dichten kann der Cowboy, herrlich! Ich hatte viel Spaß beim Lesen und mag Sobottkes Zeichenstil sehr. Kompliment!
Katja Bahadori
Zu den Allerallerbesten 2012 gehört ohne Zweifel die Graphic Novel "Marzi" von Marzena Sowa. Sie nimmt uns mit auf eine sehr private Reise zurück in die Zeiten des Kommunismus in Polen - erzählt aus der subjektiven Sicht eines Kindes, aus den Kindheitserinnerungen der Autorin selbst. Die Geschichten der kleinen Marzi treffen uns direkt ins Herz ohne dabei jemals den Blick fürs Wesentliche zu verlieren oder in ein klebrigrosarotes Kleinkindparadies abzurutschen. Bild für Bild - großartig gezeichnet von Silvain Savoia - und Text für Text sind ein wahrer Genuss. Das Comic ist ein Geschenk für Menschen jeden Alters! Ich schlag es auf und bin sofort im Bann der Bilder, im Sog der Erzählung. Dieses Comic steckt voller atmosphärischer Dichte, voller Geschichte, voller Leben - hach!
Susanne Schmidt
"Mosaik" vom Steinchen und Steinchen Verlag. Begründung: Das Comic bekleidet mich nun schon seit 1976. Es erscheint monatlich und ich freue mich jedes Mal wenn es am Monatsende im Briefkasten liegt. Die Geschichten spielen in verschiedenen Epochen unserer Zeit, in verschiedenen Ländern beziehungsweise auf verschiedenen Kontinenten. Sie sind angelehnt an geschichtlichen Ereignissen und Entdeckungen, gut recherchiert und verarbeitet.
Jörg Otto
Ich schlage Robin Vehrs‘ „Western Touch“ vor. Es macht süchtig wie eine Droge, denn mit jedem Comic wird es lustiger. Irgendwann tut es weh und man muss es weglegen. Bis man es das nächste Mal wieder anrührt, hat man längst die Pointen vergessen – viel zu sprunghaft sind sie!
Jan-Michael Schorling
Weitere Leserfavoriten
Mein Favorit für dieses Jahr ist Schnitzlers "Traumnovelle", umgesetzt als Graphic Novel von Jakob Hinrichs. Der Illustrator löst die Novelle aus Ihrem Kontext und bringt futuristische Elemente ebenso wie solche aus den 60ern und 70ern an. Die unterbewussten Triebe der beiden beiden Protagonisten Fridolin und Albertine werden wortwörtlich in animalische Sequenzen übertragen und so die Ambivalenzen des Originals in der Schwebe gehalten. Ein opulentes Meisterstück!
Andrea Baron
Der beste Comic des Jahres 2012 war für mich der erste "Das UPgrade"-Band von Ulf S. Graupner und Sascha Wüstefeld. Ich finde die Geschichte des einzigen Superhelden der DDR angenehm komplex, unheimlich lustig und sehr spannend. Die geheimnisvollen Elemente und verschiedenen Handlungsebenen gefielen mir besonders gut. Und "Das UPgrade" ist außerdem hervorragend gezeichnet, frisch koloriert und abwechslungsreich typographisch gestaltet! Es gibt auch beim wiederholten Lesen noch neue Details zu entdecken. Ich finde, man merkt einfach, mit wieviel Liebe die Künstler hier gearbeitet haben.
Michael Bärtl
Meine Favoriten für 2012 sind eindeutig:
"Wormworld Saga Band 1: Die Reise beginnt" von Daniel Lieske. Eine wunderschöne Publikation mit schwelgerischen Bildern, sympathischen und nachvollziehbaren Charakteren und starken Farben. Der Künstler versteckt seine Inspirationsquellen nicht, sondern geht wunderbar offensiv damit um, entspinnt dabei aber auch seine ureigene Geschichte und das dazugehörige Universum. Bereits seit längerem im Internet zu finden, ist jetzt auch der Comic von der "unendlichen Leinwand" als Comic in Buchform erschienen. Und der Job hätte schwerlich besser umgesetzt werden können. Mein Kompliment an Tokyopop und die beste deutsche Neuerscheinung in diesem Jahr.
"Das Zeichen des Mondes" von Bonet und Munuera. Bilder die einen berühren, eingesetzte Farb- und Zeichentechniken, die einen hineinziehen, Figuren, die distanziert wirken und gleichzeitig einen berühren und eine Handlung, die eigentlich keine ist, aber einen mitreißt. Dieser Comic beweist, wie stark Geschichten erzählt werden können. Eine wunderbare Publikation, die immer wieder aufs Neue fesselt und dabei stets neue Eindrücke zulässt. Großartig.
"Die Vier von der Baker Street" von Etien, Dijan und Legrand. Band 3, "Die Nachtigall von Stepney" beweist, dass diese Serie Potenzial hat und einfach gelungen umgesetzt ist. Sei es, dass man durch die neuen Filme (Sherlock - Staffel 1 und 2, oder Sherlock Holmes mit R. Downey Jr. oder sonstige) auf den Geschmack gekommen ist, oder den Original Doyle Holmes liebt, alle Parteien kommen gekonnt auf ihre Kosten. Ein wunderbares Setting, die Darstellung von London ist einfach atemberaubend umgesetzt, die Storys sind spannend und treffen exakt den Ton. Die Dialoge sind gut gewählt und die Vorlage (der Holmes Kanon) wird exzellent getroffen. Es sollten erst nur vier Bände werden. Der Erfolg hat den Machern jedoch zum einen Recht gegeben und zum anderen zum Weitermachen bewogen. Sehr zu meiner Freude. Wenn die Qualität so bleibt, dann freu ich mich auf viele weitere Fälle.
Holger Wedeking
Weitere Leserfavoriten
Auch wenn das Jahr noch nicht vorbei ist und ich es bedauerlich finde, dass im Dezember erscheinende Titel nicht mit in die Abstimmung einfließen, gab es in diesem Jahr bereits einige Titel, die aus der Masse an Neuerscheinungen herausragten: Zu nennen wäre beispielsweise Brandon Graham, dessen Science Fiction-Comics "Multiple Warheads" oder "Prophet" sich aus vielen Einflüssen speisen, u.a. Tony Takezakis A.D. Police, der Spielzeugcomicserie ROM Spaceknight oder dem Métal Hurlant der 1970er Jahre von Les Humanoïdes Associés, als dort noch visionäre Künstler wie Philipe Druillet oder Moebius federführend waren. Grahams Zeichenstil, der Vaughn Bodé und Streetart als Einflüsse nicht verleugnet, ist wirklich originell. Auch Steve Niles mit Zeichnerlegende (doch, doch) Bernie Wrightson veröffentlichtes erstes Heft der Reihe "Frankenstein Alive, Alive" ist außergewöhnlich, es wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen in seinem extrem detaillierten Feinstrich und seinem entschleunigten Erzähltempo. Aber Wrightson ist nach wie vor ein Meister seines Fachs, da kann und muss man sich schon mal über ein halbes Jahr mit der Nachfolgeausgabe Zeit lassen. Weiterhin erwähnenswert ist sicherlich noch die fortlaufende Mystery-Serie "Trese" von Budjette Tan und KaJo Baldisimo. Der Kontrast alter philippinischer Mythen in einem zeitgenössisches Manila wird hier in wie von einem Blitz die Nacht erhellenden Bildern inszeniert und steht den besten Horror-Geschichten der 1970er Filipino-Invasion in den USA bei Verlagen wie Warren oder DC in nichts nach. Im Bereich der unabhängigen Selbst- oder Kleinverlage sind besonders "!" von Tym Godek oder das lettländsche Magazin "š!"nicht allein wegen der eigenwilligen Formate erwähnenswert, sondern auch für den Mut zum Experiment - der übrigens auch den Zwerchfell-Verlag und seine pornografische "Bettgeschichten"-Anthologie auszeichnet. Über all dem thront allerdings ein wahrhaft monumentales Werk, nicht nur was den Umfang betrifft: "The Nao of Brown" von Glyn Dillon. Grafisch auf extrem hohem Niveau, scheut sich der jüngere Bruder des bekannten Steve Dillon (Preacher, Punisher) nicht, verschiedene Elemente wie reine Textpassagen oder mit Text unterlegte Illustrationen in den Handlungsablauf über eine an Zwangsstörungen leidende junge Frau zu integrieren und so ein von mentaler Erkrankung durchwirktes Gesamtpanorama zu entwerfen, das durch seine gekonnte Aquarellierung die verschiedenen Gemütszustände der Hauptperson treffend akzentuiert. Die Wahl der künstlerischen Mittel wird der Vielfältigkeit des Krankheitsbildes gerecht, und vermittelt trotz der unangenehmen Zustände, die die junge Frau durchleben muss, eine durchgängige Wärme, was auch durch die Wahl der Farben unterstützt wird. "The Nao of Brown" ist definitiv mein Titel des Jahres.
Oliver Ristau
Meine Favoriten für "Die besten Comics 2012" sind:
"Essex County 3 - Die Krankenschwester", das mich als Abschluss der ausgezeichneten Essex County Trilogie von Jeff Lemire tief beeindruckt hat. Vielschichtig, tiefsinnig überraschend wird hier eine wunderbar traurige Geschichte von Verlust, Schuld und Vergebung in kontrastreichem Tuscheschwarz/Papierweiß erzählt.
"Die Kolonie" von Charles Burns: Die phänomenale Burns-Ausstellung in Erlangen dieses Jahr hat mir wieder gezeigt, wie genial dieser Ausnahmekünstler eigentlich ist...und wie krank. Die Kolonie ist dafür der beste Beweis! Ein Comic, dass schrecklich-schöne Visionen präsentiert, die in dieser (bedrückenden) Qualität sonst schwer zu finden sind.
"Bettgeschichten - Comics für Erwachsene" aus dem Zwerchfell-Verlag bringen nach den vielen (erfolgreichen) Zombie-Comics ("Die Toten") endlich mal wieder ein bisschen Leben in die Comic-Bude! Saftige Sex bis abgedrehte Porno-Szenen bringen eine dringend benötigte Abwechslung und Spaß in den problembehafteten (s.o.) Graphic Novel-Markt. Respekt!
"Der Boxer – Die Überlebensgeschichte des Hertzko Haft" von Reinhard Kleist hab' ich bei seiner Online-Veröffentlichung täglich verschlungen. Was für eine (wahre) mitreißende Geschichte, die Reinhard bewährt meisterlich erzählt und zeichnerisch umgesetzt hat! Für mich der Höhepunkt des Jahres 2012!
"Dolomitijahre" von Ulf K. ist eine kleine aber feine Publikation, die mich persönlich für einige Minuten in meine Jugend zurückversetzte. Sie brachte auch die Einsicht, dass viele Altersgenossen wohl ähnliche bis gleiche Erlebnisse in den 70er und 80er Jahren hatten (Stichwort Fa-Werbung). Toll beobachtet, poetisch gezeichnet (wenn es so etwas überhaupt gibt!) und mit einem guten Gefühl zu lesen!
"White Line" von Calle Klaus ist überraschend packend (David Lynch like!), wenn auch nicht für jeden die zeichnerische Erfüllung. Die Geschichte von einem, der auszog einer weißen Linie in unbekannte Abenteuer zu folgen, die dann völlig phantastisch werden, ist ein Beispiel wie mitreißend Comics sein können, die man dann einfach nicht mehr weglegen kann, weil man unbedingt wissen muss, wie die Geschichte (übrigens mit erstaunlich wenig Text) ausgeht.
"Das Bernsteinzimmer" (Laska Comic 10) Ein höllisches Sammelsurium der Zeichenkunst des Münchner Zeichnerduos Reinhart/Schlegel, dass schon mit seiner Hergé-Hommage im Titel groß punkten konnte. Die Geschichte(n) im Innenteil sind eine wilde Jagd durch die Illustrationskunst und Bildererzählung und unbedingt einen Blick wert.
Aus dem letzten Jahr wirken für mich folgene Titel immer noch ins Jahr 2012:
"Asterios Polyp" von David Mazzucchelli (einfach eine geniale Geschichte mit einem schicken Ende!)
"Die drei Musketiere" von Nicolas Juncker (eine schöne Variante des bekannten Stoffes)
"Chapeau Herr Rimbaud" von Christian Straboni (Man könnte meinen, Corto Maltese ist wieder auferstanden!)
Markus Gruber
Weitere Leserfavoriten
Ich stimme für das "Mosaik", da es immer süß und mit Liebe zum Detail gezeichnet, seit Jahren immer wieder neu phantasievoll die Grundidee des Zeitsprungs in einer vollem Episode gipfeln lässt, die dann historische Ereignisse und Tatsachen nett in der Geschichte verwebt und da es einen lehrreichen, wertvollen Mittelteil besitzt. Einfach toll.
Gundel Miethe (Leser seit Nummer 1)
"Das Upgrade" ist einfach eine geniale Idee. Was für ein abgefahrenes Setting: Superheld in der DDR! Teleportieren als Superkraft. Wie genial. Auf aberwitzige Weise kombiniert das Comic aber auch ostalgische Elemente die bis ins kleinste Detail stimmig sind mit einer extrem modernen Erzählweise, ineinander verschachtelten Sprüngen in der Zeit. Last but not least: der grafische Stil erinnert an das ostdeutsche Mosaik in seinen besten Tagen - aber ohne schnarchig und altmodisch zu wirken. Im Gegenteil: So sähe das Mosaik der Digedags der 60er aus, wenn es heute erfunden würde. "Das Upgrade" ist einfach frisch und anders - als alles was es sonst da draußen gibt.Dass es überall ausverkauft ist, spricht eine klare Sprache :-)
Bernd Beyreuther
Für alle, die wie ich mit Lucky Luke aufgewachsen sind und dann später Clint Eastwood in der Dollar-Trilogie oder andere Spaghetti-Western konsumiert haben, kann es nur "Krepier oder Stirb" von Bela Sobottke sein (erschienen bei Gringo Comics). Auch wenn man dem Autor neben einem Übermaß an "nerdigen" Zitatenwahn auch ein ebensolches Übermaß an Alkohol- und/oder Drogenkonsum unterstellen kann - man amüsiert sich köstlich bei dieser wüsten Mischung aus Italo-Western, Kanibalen-Comic und Berlin-Hommage. Jede Seite ist gespickt mit Film-Zitaten, detailreichen Bildern und abstrusen Reimen. Kurz: Lesen!
Jessica und Daniel Liebchen
Erst wollte ich meinen Vorschlag zum besten Comic 2012 gar nicht abgeben, weil Bela Sobottkes "Krepier oder stirb" der beste Comic ever ist! Dass dieser abgefahrene Endzeit-Zombie-Western des Berliner Comiczeichners Bela Sobottke herausragend und besprechenswert ist, war Eurem stets gut unterrichteten Kollegen Lars von Törne auch aufgefallen und deshalb hat er ihn auch rezensiert! Gut gemacht... Also rufe ich Euch zu: Gebt den Preis einem jungen! Gebt den Preis einem Berliner! Gebt den Preis dem besten! Gebt den Preis Bela Sobottke!!! Will Eisner sei mit Euch!
Bert Henning
Weitere Leserfavoriten
Auch 2012 war für den Comic-Freund wieder sehr ergiebig. Hier in aller Kürze meine Favoriten: Da wäre zum einen der deutsche Comiczeichner Ulf K. mit „Dolomiti Jahre“ (Edition 52), ein sehr sorgfältig verlegtes Comic-Heftchen, das den Leser in die 70er und 80er Jahre zurückversetzt, in eine trotz aller Herausforderungen doch heile Kindheit. Gezeichnet mit gewohnt klarer Linie und trotzdem jede Geschichte anders aufbereitet bzw. coloriert. Dieser Band ist im Mainstreammarkt schon besonders. Dazu passend der Katalog zur Ausstellung in Oberhausen: Ulf K., „Der Poet unter den Comic-Zeichnern“, ebenfalls Edition 52. Ein sorgfältig aufbereiteter und reichlich bebilderter Einblick in das Schaffen von Ulf K. Ebenfalls sehr gut gefallen hat mir von Marc-Antoine Mathieu das Werk „3 Sekunden“ (Reprodukt), mit welchem er wieder einmal die Grenzen des Comic auslotet. Eine Geschichte zu erzählen, die in lediglich drei Sekunden stattfindet und - ohne Worte - nur über Spiegelungen von Spiegelungen erzählt wird, das zeigt, dass der Comic jenseits des Herkömmlichen noch viel zu leisten vermag. Schließlich ist mir unter den Manga besonders „Billy Bat“ von Naoki Urasawa (Carlsen) positiv aufgefallen. Beginnend mit einer (farbigen) Crime-Noir-Geschichte rund um eine Fledermaus namens Billy Bat entwickelt sich die Story zu einem mystischen Krimi im Tokyo des Jahres 1949 mit gewohnt realistischem Artwork. Neben feiner Zeichenkunst kommt hier auch noch ein spannender Plot hinzu.
Stefan Wellmann
Mein absoluter Comicfavorit diesen Jahres war „Koma“ im Reprodukt-Verlag von Wazem und Peeters. Ich habe mich bei erscheinen des ersten Bandes sofort in das Characterdesign von Frederik Peeters verliebt. Was beim Essen als geschmacklich vollmundig bezeichnet werden mag, verspürte ich bei den reizvollen, ausdrucksstarken Figuren - einfach sehr rund und gelungen. Ebenso die Szenerien, die Handlungsorte, die ebenso unwirklich wie auch überzeugend zugleich wirken fesselten mich umgehend. Ich lese „Koma“, empfinde dabei ein warmes, abenteuerbehaftetes Gefühl in mir und frage mich zeitgleich: „Was passiert hier bloß? Wo wird das hin führen?“ Ich bin nach jedem weiteren Band noch gespannter auf den folgenden. Und so gehört sich dass. Die Koloration ist wunderbar, das Lettering mit den kleinen Buchstaben zwischen den großen ist sehr charmant und der Lesefluss wird an keiner Stelle gestört. Ich sehe Panelfolgen mit keinerlei Text und so ausdrucksstark, das solcher dort auch nicht notwendig gewesen wäre sowie Sprechblasen die zu den bezauberndsten gehören, die ich je in einem Comic vorfinden durfte, schräg und quer mit den Bildern interagierend, entfleuchen sie oftmals sich schlängelnd den Mündern der Figuren. Ein Kleinod wundervollster zeichnerischer Erzählkunst ist Wazem und Peeters mit „Koma“ gelungen. Mit Bewunderung für die beiden Schöpfer und einem schwerem Hauch Wehmut ersehne ich die beiden Fortsetzungen.
Steve M. Clement
„Krepier oder stirb“ ist für mich der beste Comic 2012, weil alleine schon Titel und Cover den Leser so unglaublich hungrig auf den Inhalt machen. Und dieser begeistert einen dann auch vollends auf 50 Seiten feinster schwarz-weiß Zeichnungen. Eine Mischung aus brilliantem Italowestern, psychodelischem "Fear and Loathing in New Berlin" und derben Splattereinlagen. Einfach pure Unterhaltung, gewürzt mit so manchen politischen Seitenhieben. So darf man als Leser manchen fremdenfeindlichen Quälgeist aus dem alten Berlin in Belas Sobottkes „New Berlin“ in den gerechten Händen des S.T.R.ANGER`s wähnen.
Michael Schopplick
„Katastropolis“ von Rudolph Perez – weil’s einfach super hintergründig vordergründig ist.
Ute van Margraten
Mein Lieblingstitel 2012 war "Serial Sausage Slaughter", weil es zum einen der vielleicht experimentellste deutsche Comic der letzten Jahre war, aber auch einer der unterhaltsamsten. Außerdem hat die Geschichte eine seltsame Wirkung. Man durchlebt beim Lesen alle Gefühle von Spaß, Ekel, Furcht, Anspannung, Mitleid, Trauer usw.
Julian Wenzel
Lars von Törne
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