70. Berlinale: Dickes B: Die Berlinale-Plakate 2020 finden viele zu abstrakt
Nach den beliebten Bären-Motiven setzt die 70. Berlinale auf Minimalismus. Auch die App gibt's nicht mehr - aber dafür eine für Mobilgeräte optimierte Website.
Ooch, die Bären sind weg, das dachte man als erstes, als die Berlinale im Dezember ihre Plakate für die Jubiläumsausgabe des Festivals 2020 (20. Februar - 1. März) vorstellte. Mittlerweile finden sich die großformatigen Poster mit dem abstrakten Design überall in den Schaukästen rund um den Potsdamer Platz und auch in anderen Berliner Bezirken. Gestaltet hat sie die Berliner Agentur State, vor allem mit Blick auf den 70. Geburtstag des Festivals.
Deshalb dominierten Zahlen, Buchstaben und Farben die diesjährigen "Key Visuals". Minimalismus in Gelb und Lila, dazu ein bisschen Rot auf weißem Grund: Ein größerer Kontrast zu den humorvollen Bären-Bildern der letzten Jahre ist kaum denkbar. Vor allem das gelbe Plakat als Hauptmotiv soll zum Einsatz kommen und taucht gemeinsam mit den beiden anderen Varianten jetzt im gesamten Berliner Stadtbild auf.
Die Braunbären-Motive, die von 2016 bis 2019 Berlins Straßen zierten, hatten zuletzt fast Kultstatus. Die zottigen Tiere auf dem Alex, in der U-Bahn, auf Dächern und Kirchenkuppeln, in Kinofoyers und Fußgänger-Unterführungen gaben Anlass zum heiteren Rätselraten: Wo fläzt er sich da gerade? Sind die Tiere echt? Nein? Wer steckt dann bitte im Fellkostüm? Zuletzt waren es Fans und Festival-Mitarbeiter, die sich das Fell überzogen - damit ist nun Schluss.
Der Bär ist raus? Der Bär ist weg. Die neue Festivalleitung mit Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek als Doppelspitze will offenbar ein Zeichen setzen. Wir sind anders, kopieren nicht die Corporate Identity oder den Humor in eigener Sache, wie sie die Jahre von Dieter Kosslick prägten. Wobei die älteren Berlinale-Besucher sich durchaus an frühere, ähnlich abstrakte Plakate und Berlinale-Designs erinnern, in knalligeren Farben und auf kräftigerem Grund.
Gewiss bedeutet die vornehme Zurückhaltung des neuen Designs nicht, dass das Festival sich einen schlanken Fuß macht. Die blassen Bonbonfarben kommen allerdings erst mal nicht so gut an. Ooch, die Bären sind weg, heißt es nun häufig.
Ooch, die App ist weg, so auch die erste Reaktion beim Versuch, die tolle Programmplaner-App aus den Vorjahren wieder zu aktivieren. Anruf bei der Berlinale: Keine Sorge, heißt es da, die Website - ebenfalls im Bonbon-Design - wurde so optimiert, dass sie sich auch Mobiltelefonen anpasst und die Service-Funktionen der App sich auch auf www.berlinale.de finden. Jedenfalls sobald das Programm mit Timetable online geht, am 11. Februar. Der Vorteil: Tickets sind dann direkt aus dem Programm heraus online buchbar. Ob das Kontingent der Online-Tickets erhöht wird, war bisher allerdings nichts zu erfahren.
Das Jubiläums-Programm startet schon nächste Woche, vor dem Festival
Zum Jubiläum hat das Festival reichlich Sonderveranstaltungen auf dem Plan, in Zusammenarbeit mit anderen Kulturinstitutionent. Bereits in den nächsten Tagen Veranstaltungen mit der Volksbühne, dem Maxim Gorki Theater, der Akademie der Künste, der Philharmonie und der Deutschen Filmakademie statt.
In der Volksbühne eröffnet am kommenden Dienstag, den 11.2., die Ausstellung "Das Theater der Kinos" von Alexander Kluge, am 12.2. lädt die Akademie der Künste zur Diskussion über den Sinn von Filmfestivals. Und am 18.2. findet im Gorki die Weltpremiere von "Numbers" statt, dem neuen Film des ukrainischen Regisseurs und Regimekritikers Oleg Senzow, der bis letzten Herbst in Russland inhaftiert war.
Ebenfalls groß geschrieben wird die Nachhaltigkeit: Das Festival unterstützt einen von der BSR gestarteten Filmwettbewerb mit Schülerinnen und Schülern zu den Themen Abfallvermeidung und Stadtsauberkeit und plant weitere Veranstaltungen zum Thema, unter anderem bei den Berlinale Talents..
Und noch ein Jubiläums-Extra: das Sonderprogramm "On Transmission" während des Festivals in der Akademie der Künste am Hanseatenweg. Carlo Chatrian hat sieben Regisseurinnen und Regisseure eingeladen, die wiederum sieben Gäste „mitbringen“: Im Zentrum steht jeweils ein Gespräch zwischen den beiden Filmschaffenden, eingerahmt von zwei Filmvorführungen. Zu den "Transmission"-Paaren gehören unter anderem Margarethe von Trotta und Ina Weisse aus Deutschland, Claire Denis und Olivier Assayas aus Frankreich sowie Ang Lee aus Taiwan und Hirokazu Kore-eda aus Japan.
Am 20. Februar eröffnet die 70. Berlinale
Und unsereins vermisst die Bären. Und ist gespannt auf den Bären-Wettbewerb, an dem aus Berlin Burhan Quarbani mit "Berlin Alexanderplatz" und Christian Petzolds "Undine" teilnehmen, der ebenfalls hier an der Spree spielt. Auch der aus dem umstrittenen DAU-Projekt ausgekoppelte Spielfilm "DAU. Natasha" von Ilya Khrzhanovsky und Jekaterina Oertel wird viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sobald des Festival am 20. Februar eröffnet wird. Auf der von Samuel Finzi moderierten Gala wird "My Salinger Year" mit Sigourney Weaver gezeigt.
Die Plakatmotive sind im Berlinale Online Shop erhältlich, wie auch noch vereinzelte Bären-Motive vom Vorjahr.