Michael Douglas wird 70: Der zarte Harte
Gegen den Willen seines Vaters Kirk hat Hollywood-Topstar Michael Douglas sich bis an die Spitze durchgebissen. Und zuletzt den Krebs überstanden. Ein Tusch zum 70. Geburtstag!
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Vor vier Jahren war es schon mal fast vorbei mit Michael Douglas. Ein bösartiger Tumor im Rachen, Strahlen- und Chemotherapie, geringe Chancen auf ein Danach, noch dazu eines mit dem Tempo des Davor. Anders aber als bei seinem viel jüngeren Kollegen Philip Seymour Hoffman, der seinem Leben vor ein paar Monaten ein Ende setzte, war damals – angesichts der viel längeren, erfolgreichen Karriere – nicht jener Schmerz um all die absehbar ungedreht bleibenden Filme zu spüren. Bei allem Mitgefühl für den Star: Michael Douglas hatte längst ein rundes, fertiges Werk vorzuweisen.
Und dann das: Was wäre Douglas ohne die Rolle seines zweiten Lebens, ohne den Liberace in „Behind the Candelabra“, mit dem er, zumindest in Europa (in den USA blieb es bei der HBO-Ausstrahlung), triumphal auf die Leinwand zurückkehrte? Den Emmy und den Golden Globe haben sie dem Liberace-Lustmolch an den Tuckenbusen gedrückt, heftig zu Recht, und schon nach der Premiere in Cannes 2013 vergoss Michael Douglas weltöffentliche Glückstränen darüber, dass er den exzentrischen Las-Vegas-Pianovirtuosen hatte spielen dürfen nach all dem – und endlich, endlich wieder da.
Michael Douglas musste sich gegen das Kino-Universum schlimmer Frauen durchsetzen
Tatsächlich, nach dieser irren, zum Schwulwerden schönen Lovestory zwischen dem alternden, dauergelifteten Liberace und seinem jungen, von Matt Damon mit nicht geringerer Verve verkörperten Lover scheint alles, was Michael Douglas früher ausmachte, verdammt lang her. Diese ganzen knallharten Machos, für die Macht so sexy ist wie der Sex mächtig, dieses Gordon-Gekko-Image, das ihm seit dem ersten „Wall Street“ anhaftete, womit er 1987 seine Hollywood-Topseller-Karriere begründete; überhaupt diese plötzlich so angestaubt wirkende Karikatur all der zackigen Anzugträger auf den Flughäfen dieser Welt. Dieser Typ, der sich immer als Chef im Ring beweisen muss: so 80er und frühe 90er Jahre!
Andererseits: Die taffe Gier, der triebhaft gemischte, ja, unberechenbar zusammengemixte Charakter Liberace – steckt er nicht ebenso in den frühen Rollen, in denen sich Michael Douglas durchsetzen musste, damals allerdings eher gegen das Kino-Universum schlimmer Frauen? In Adrian Lynes „Fatal Attraction“ (1987) trachtet ihm Glenn Close als ausgemusterte Geliebte nach dem Leben. In Paul Verhoevens Skandal-Hit „Basic Instinct“ (1992) traf er auf das männermordende Luxusluder Sharon Stone, und „Enthüllung“ (1994) drehte das Machtverhältnis der Geschlechter kurzerhand um: Hier war es Demi Moore, die als Chefin ihren Untergebenen sexuell nötigte und psychisch fertigmachte.
Der Sohn des All-American-Macho Kirk Douglas
Eiserner Behauptungswillen, ob in den unsterblichen Rollen des Kinos oder der sterblichen eines jeden – das ist und bleibt wohl das Leitmotiv dieses Mannes, geboren am 25. September 1944 als Michael Kirk Douglas, ältester Sohn des All-American-Macho Kirk Douglas. Der Vater suchte seine vier Söhne von der Schauspielerei fernzuhalten, aber der Älteste wehrte sich tapfer, und folglich machte es ihm der Alte extra schwer. Nach Schul- und Off-Theater-Aufführungen, bei denen Michael bereits zu reüssieren wusste, sagte ihm der Vater bloß ins Gesicht: „Grauenhaft!“
Das prägt. Wer uns nicht umhaut, macht uns stärker. Und einen solchen Vater, den muss – bei aller Liebe – weghauen, wer im eigenen Leben etwas werden will. So hat es Michael Douglas gehalten und schon früh gespielt, was die Drehbücher so hergaben, vom „China Syndrom“ über „Coma“ bis zur „Jagd nach dem grünen Diamanten“. Mal machte er den Arzt, mal den Richter oder den Kameramann oder auch den puren Abenteurer, aber immer: den ungebrochen tollen Hecht. Wenn man so will: den Antityp zu Philip Seymour Hoffman, dessen Rollen mit der ihnen innewohnenden menschlichen Gebrochenheit wuchsen.
Michael Douglas lebt, und das macht froh. Den smarten Typen, der er immer wieder sein musste, hat er hinter sich. Er mag ihn von nun an einfach spielen, so oft er will.
Jan Schulz-Ojala
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