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Kristjan Järvi beim Eröffnungskonzert des Ultraschall-Festivals.
© rbb/Thomas Ernst

Ultraschall Festival: Eröffnung mit Kristjan Järvi: Der Virtuose als Spaßmacher

Unerhörte Klangeffekte und ein Rapper als Opernkomponist: Zur Eröffnung des Ultraschall-Festivals im RBB-Sendesaal.

James Carter heißt der überragende Saxofonist, dessen Spiel die Kraft hat, das Publikum gleichsam wachzuküssen am Ende eines lähmenden Abends. Es ist das Eröffnungskonzert des Festivals Ultraschall Berlin, und zu erfahren ist, auch durch die gutmütige Moderation von Andreas Göbel, wie es um „die Neue Musik-Szene Amerikas“ steht. Sie gedenkt der Väter im alten Europa gern, schließt Jazz-Geschichte ein und vertritt die sympathische Vorstellung, dass Genregrenzen offen sind. Dennoch zündet erst die letzte Darbietung des Programms, dem eine Vielfalt von mehr oder weniger Etabliertem bis zum 24. Januar folgen soll.

In dem „Concerto for Saxophones and Orchestra“ von Roberto Sierra zaubert Carter, wechselnd zwischen Sopran- und Tenorsaxofon, unerhörte Klangeffekte hervor. Er ist Virtuose und Spaßmacher, musiziert als instrumentaler Artist und kantabel in einem sentimentalen Mittelsatz, der „Tender“ heißt. Der Interpret – ein Erlebnis. Das Stück hält sich flott und wohlklingend in gemäßigtem Rahmen.

Carter ist Widmungsträger. Die Uraufführung 2002 hat er unter Neeme Järvi gespielt, während hier im Großen Sendesaal des RBB nun der Sohn Kristjan Järvi am Pult des Deutschen Symphonie-Orchesters steht, das mit Musik der Gegenwart vertraut ist. Zwei gebürtige Amerikaner: Zuerst Aaron Jay Kernis mit „Musica Celestis“ , überwiegend langsam strömender Streichersatz, ein Hauch „Lohengrin“, aber auch treu seinem Titel, dem Mittelalter und Hildegard von Bingen zuneigend. Folgt ein Klavierkonzert von Philip Lasser, dem alten Bach verpflichtet wie die fabelhafte Solistin Simone Dinnerstein. Skalen auf und ab. Ungewöhnlich schwacher Beifall angesichts des glücklichen Komponisten auf dem Podium.

Von dem Rapper Gene Pritsker, der bisher sechs Opern geschrieben hat, hätte man mehr erwartet als „Orbits“ für großes Orchester mit Walzer und Cantus firmus der Trompete. Da gelangt Järvi immerhin in sein Element tänzerischen Dirigierens. Fazit: wenig Neues aus der Neuen Welt.

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